- News
|
http://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1016323769/index_html
|
|
letzte Änderung: 17/03/02 01:09
|
Turkstaaten
Usbekistan: Internet, Soros-Stiftung und die NATO
17.03.2002, 01:09, Warning, Georg
Übersetzung eines Artikels über die Zusammenarbeit Usbekistans und der Nato und das Projekt "Virtuelle Seidenstrasse"
Pravda Vostoka (Taschkent), Nr. 27, 7. Februar 2002, S.3
My dolgo shli - razvivayutsya partnerskiye otnosheniya mezhdu Uzbekistanom i NATO. Navstrech drug drugu
(Wir sind lange gegangen - die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Usbekistan und der NATO entwickeln sich. Auf einander zugehen.)
von Viktor Degtyayev, Sonderkorrespondent der PV, Brüssel - Taschkent
(Dieser Artikel befasst sich mit der Zusammenarbeit Usbekistans und der NATO und stellt eine Fortsetzung des Artikels vom Vortag (Nr. 26, 6. Februar 2002, S. 3) dar, in dem die NATO detailliert vorgestellt wurde. In der Einleitung zum vorliegenden Text heißt es, dass Usbekistan seit 1994 am NATO -Programm "Partnerschaft für Frieden" teilnimmt, das 27 Partnerstaaten umfasst, darunter alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion. 1997 wurde der Rat für Euroatlantische Partnerschaft (REAP) geschaffen, in dem auch alle Partnerschaftsstaaten vertreten sind. Der Autor zählt dann verschiedene militärische Übungen auf, an denen Usbekistan als NATO-Partner teilnahm:
1995: Militärübung in Louisiana (USA) mit Soldaten aus NATO-Staaten und Partnerschaftsstaaten.
1996 nahm eine Einheit des von Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan gegründeten Zentrasbat (Zentralasiatisches Bataillon) an einem Manöver auf einem Übungsgeländer der US-Marine-Soldaten (Camp Le Johns) in North Carolina (USA) teil.
Ebenfalls 1996 fand eine gemeinsame Übung mit US-Fallschirmspringern in Usbekistan statt.
Im Mai 1997 nahmen usbekische Soldaten von militärischen Lehreinrichtungen in Taschkent, Samarkand und Tschirtschik an einer Übung in Norwegen teil.
Im Juni und Juli 1997 fanden US-usbekische Fallschirmspringermanöver in Usbekistan und auf der Basis in Fort Polk in Louisiana (USA) statt.
Im September gab es gemeinsame Manöver des Zentrasbat und der 82. US-Fallschirmspringerdivision, die im Bereich des Flughafens von Shymkent-Sayram landeten, wenig später von russischen und türkischen Fallschirmspringern gefolgt.
Die bilateralen Militärbeziehungen zwischen USA und Usbekistan beruhen auf einem Abkommen vom Oktober 1995. Auch die Kontakte mit der militärischen Führung von Deutschland, Frankreich, England und der Türkei haben sich vertieft.
Seit 1958 besitzt die NATO auch ein Wissenschaftliches Komitee, seit Anfang der 90er Jahre können auch die Partnerschaftsstaaten Unterstützung von diesem Komitee erhalten, seit 1999 ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern der NATO-Mitgliedsstaaten und der Partnerschaftsstaaten in den Mittelpunkt der Arbeit des Komitees gerückt:
"Jährlich erhalten 10.000 Wissenschaftler Fördergelder für ihre Forschungen. Rund 90 Prozent dieser Fördergelder werden heute an Wissenschaftler der Partnerschaftsstaaten ausgezahlt.
Davon erzählte uns auch Dr. Walter Kaffenberger. Von ihm erfuhren wir, dass die NATO derzeit ein Projekt unter der Bezeichnung "Virtuelle Seidenstraße" verwirklicht. Sein Zweck ist die Schaffung einer leistungsstarken Datensautobahn auf der Basis der Satellitentechnologie, die die Kaukaususstaaten und die Staaten Zentralasiens mit den Informationsnetzen des weltweiten Internet verbindet. Über einen türkischen Kommunikationssatelliten kommen die Informationen von einer Antenne, die in Taschkent installiert werden soll, in eine "Schüssel", die in Hamburg eingerichtet wurde. Und von dort nach Europa, in die USA und in die ganze Welt. [...]
Dies ist nicht das erste NATO-Projekt in Usbekistan. Schon früher wurden Projekte zur Ermöglichung des Internetzugangs für akademische und Bildungseinrichtungen geschaffen [...]
"Die Ideologie des neuen Projekts ist, eine virtuelle Gemeinschaft von Gelehrten, Lehrern und Studenten zu schaffen. Die Kosten dafür - 2,5 Mio US-Dollar, bezahlt die NATO. Diese Mittel dienen dem Einkauf der Ausrüstung für alle acht Staaten, sowie der Bezahlung der Netznutzung bis zum Jahr 2004.
Das Projekt wird im Rahmen der vom staatlichen usbekischen GKNT gemeinsam mit der PROON (UNO) und dem Institut für eine Offene Gesellschaft - Förderungsfonds Usbekistan (Soros-Stiftung, AdÜ) ausgearbeiteten Konzept eines nationalen wissenschaftlichen und Bildungsdatennetzes für Usbekistan verwirklicht werden [...]"
Zusammenfassung und Übersetzung aus dem Russischen: Georg Warning, PF 5303, D-78432 Konstanz, e-mail: ai2337@hotmail.com
Konstanz, den 25.02.02
--
Kommentar, GW: Hier zeigt sich einmal mehr die enge Verzahnung militärischer Planung mit "zivilen" Komponenten wie dem Internet.
Denn dass der rasche Informationsfluss für die Militärs sehr wichtig ist, hat der Afghanistan-Krieg Ende 2001 gezeigt, in dem beispielsweise ein Handy dazu diente, Bomber von US-Basen im persischen Golf abzurufen, damit sie einen Gefangenenaufstand niederbomten.
Wie es der Zufall will, befindet sich neben diesem Artikel eine englisch-sprachige Anzeige des BBC World Service, der für sein Büro in Taschkent Übersetzer mit Dari und Paschtu als Muttersprache sucht, die ins Englische übersetzen sollen. Die Person soll übersetzen und auch wichtige Meldungen ausfiltern. Vom Sprachprofil ist klar, dass die Situation in Afghanistan beobachtet werden soll. Eine leistungsstarke Informationsautobahn kommt natürlich auch solchen Institutionen zugute, womit allerdings nicht gesagt ist, dass auch die Hörerinnen und Hörer davon profitieren werden...