Tadschikistan hat sich in ein Land des Terrors verwandelt
17.03.2002, 00:10, Warning, Georg
Charoghi Ruz, Nr. 1 (100), Jahr 2001, S.15
Xazonrez. Dar navbati qatli navbati nomi ki sabt ast?
Laubfall/Herbst: Wessen Name steht als nächstes auf der Liste der Serienmorde?
von der Analyse- und Ermittlungsabteilung der Zeitung Charoghi Ruz
Tadschikistan hat sich in ein Land des Terrors [...] verwandelt.
In den paar Jahren, in denen eine Gruppe von Ganoven die Führung inne hat, wurden Dutzende der berühmtesten politischen Persönlichkeiten, Wissenschaftler und Journalisten ermordet. So Muhammad Osimi, Bashirkhon Ißhoqi, Moyonsho Nazarshoyev, Jurabek Aminov, Qadriddin Aslonov, die Brüder Shoyev, Otakhon Latifi, Safarali Kenjayev, Muhiddin Olimpur, Sayf Rahimov und Dutzende andere.
Aber leider wurde keiner von den wirklichen Mördern und Auftraggebern dieser Morde gefunden. Die paar Personen, die angeblich aufgespürt und vor Gericht gestellt wurden, sind weder die Mörder derselben noch die Auftraggeber dieser Verbrechen. Die Morde wurden ihnen mit Gewalt, mit Schlägen, mit Elektroschocks an den Zähnen und - mit Verlaub - an den Geschlechtsteilen angehängt. [...]
Die Haupttäter der meisten Morde sind namenlos. Viele von ihnen wurden ebenfalls - nach verrichteter Tat - umgebracht und haben den Namen und das Geheimnis der Auftraggeber mit ins Grab genommen. [...]
Der gefährlichste Verbrecher Tadschikistans ist Mahmadsaid Ubaydulloyev. Der Auftraggeber für die Ermordung der meisten bekannten Persönlichkeiten ist ebenfalls er. Seine Komplizen bei diesen Morden sind Humdin Sharifov (der Innenminister), Khayriddin Abdurahimov (Geheimdienstminister) und einige professionelle Killer, die Militäruniformen tragen, militärische Ränge bekleiden und Staatsfahrzeuge benutzen. Niemand kann sie je festnehmen oder gegen sie ermitteln. Oft setzen die staatlichen Killer Gefangene, die wegen schwerer Verbrechen verhaftet wurden, für die "Jagd" ein. Manchmal holen sie die "Jäger" auch aus anderen Republiken.
Ubaydullayevs Kopfjägertrupp ist nicht groß. Deshalb auch sind einige Politiker, die auf seiner schwarzen Liste stehen aber zahlreiche Leibwächter haben, noch am Leben.
Der Todesstab besteht aus wenigen Personen, ihr Führer ist Ubaydulloyev selbst. Sie sorgen für die Sicherheit der Killer, legen den Zeitpunkt und den Fluchtweg fest, achten darauf, dass am Tatort keine zufälligen Zeugen der Machtorgane anwesend sind und kontrollieren ihre Leute auf allen Haupt- und Nebenstraßen mit Fahrzeugen der Miliz, der Verkehrspolizei und der Regierung, die über jeden Verdacht erhaben sind. Wenn jemand, den sie jagen, einen Leibwächter hat, wird in der Stadt unter irgend einem Vorwand der Ausnahmezustand verhängt. So wurde die Stadt an dem Tag, an dem Safarali Kenjayev ermordet wurde, wegen eines angeblich bevorstehenden Angriffs von Anhängern der "Dritten Kraft" geschlossen. [...]
[Charoghi Ruz veröffentlicht an dieser Stelle Auszüge aus einem Gespräch zwischen Ubaydulloyev und einem seiner Vertreter, in dem es darum geht, den Polkovnik (Oberst), gemeint ist Khudoyberdiyev, und einen Führer der ehemaligen islamischen Opposition zu ermorden.]
Die Informationen über eine solche Operation lag auch General Habib Sanginov vor, der seinerseits einige Leute warnte, sie sollten auf der Hut sein.
Diejenigen, die mit Habib Sanginov darüber gesprochen haben, sind der Ansicht, dass ein Grund für seine Ermordung darin bestanden haben könnte, dass er über diese Sache informiert war und dann diejenigen in Kenntnis setzte, die "liquidiert" werden sollten. [...]
Übersetzung aus dem Tadschikischen: Konstanz, den 15.03.02
Georg Warning, PF 5303, D-78432 Konstanz, e-mail: ai2337@hotmail.com