LinksRhein- News http://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1016022104/index_html
letzte Änderung: 13/03/02 16:10

Antifa

Widerstand im Dreiländereck

13.03.2002, 13:21, Martin Höxtermann

Ausstellung »Widerstand und Verfolgung in Südbaden 1933 bis 1945« noch bis 11. April in Freiburg (junge welt, 13.3.02)


Freiburg: Ausstellung erinnert an antifaschistische Aktivitäten in Südbaden zwischen 1933 und 1945

Die Geschichte des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus ist eine Geschichte der Niederlagen. Dennoch gab es ihn in vielfältigen Formen während der Gesamtdauer der Naziherrschaft. Die Hauptträger des Widerstands waren nicht die von der offiziellen Geschichtsschreibung gefeierten bürgerlichen Eliten des 20. Juli 1944, sondern die politisch bewußten Arbeiter, die dem Faschismus die Idee einer sozialistischen Gesellschaftsordnung gegenüberstellten.

Über die Breite und Qualität dieses Widerstands ist insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene wenig bekannt. Diese Lücke für den südbadischen Raum zu schließen, ist das Anliegen einer Ausstellung, die noch bis zum 11. April in Freiburg im Breisgau zu sehen ist. Anhand von 40 bebilderten Tafeln gibt die Ausstellung »Widerstand und Verfolgung in Südbaden 1933 bis 1945« einen Überblick über die antifaschistischen Aktivitäten im südwestdeutschen Dreiländereck, vor allem die Widerstandsnetze von KPD und SPD, und zeigt anhand der Biografien der Beteiligten deren Schicksal im Kampf gegen die NS-Herrschaft. Darunter fallen illegale Arbeit, Flucht und Exil, Kampf in den Interbrigaden im Spanischen Bürgerkrieg, antifaschistische Arbeit in der französischen Resistance, aber auch Verfolgung, Zuchthaus, Konzentrationslager und Todesmarsch. Unter anderem sind zahlreiche Dokumente und Briefe von Widerstandskämpfern aus den KZs ausgestellt.

Ein »unverzichtbares Gegenstück zu der Wehrmachtsausstellung« aus Hamburg, die sich mit den Tätern und Mitläufern des NS-Regimes beschäftige, seien Ausstellungen wie diese, die sich mit Aktionen, Organisation und Motivation des antifaschistischen Widerstands der »kleinen Leute« auseinandersetze, sagte Historiker Heiko Haumann bei der Eröffnung. Zu den illegalen Aktivitäten der südbadischen Zellen gehörten neben riskanten Plakataktionen auch der Aufbau der sogenannten Reichskurierlinie, über die die Exil-KPD von der Schweiz aus illegales Schriftmaterial nach Deutschland einschleuste und im ganzen Reich verteilte.

Ein Großteil der Gruppen wurde von der Gestapo entdeckt und verhaftet. Dennoch zeigt die Ausstellung, daß der NS-Staat nicht allmächtig und Widerstand auch unter den Bedingungen des Naziterrors möglich war.