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letzte Änderung: 25/02/02 01:52

Medien

Ein paar Bemerkungen zu Latuff, Indymedia und fepa

23.02.2002, 05:06, stw

Vorab: weder halte ich den Zensurkübel von Indymedia CH für einen hinreichenden Umgang mit Antisemitismus (oder anderem Dreck, der bei den open-posting Kanälen von Indymedia-Servern aufläuft) noch finde ich den Umgang damit (Strafanzeige gegen Indy-RedakteurInnen) wie ihn AKdH praktiziert, und f.e.p.A. wenn nicht gutheisst, so doch entschuldigt, erträglich. Latuff-Karrikaturen würde ich löschen, und wenn er oder andere anfangen alles zuzuspammen, muss eben wieder vorab moderiert und erst danach freigeschaltet werden. Und es gibt auch einen kleinen Unterschied zwischen Zensurkübeln und einer direkten konfrontativen Auseinandersetzung mit Publikationen von antiemanzipatorischen Inhalten. Eine KZ-Gedenkstätte setzt sich z.B. auch medial mit Faschismus auseinander, reproduziert und erhält sogar KZ-Architektur, aber die Art der Auseinandersetzung damit läßt keinen Zweifel daran, in welchem Sinne dies geschieht.

Ich denke schon, dass im Selbstverständnis der Indymedia - Leute ein Bruch zu erkennen ist zwischen der Praxis von linker Gegenöffentlichkeit heute und der in den letzten 30 Jahren.

Die Indy-FreundInnen schreiben:

> Es gibt keine Redaktion, die Beiträge vor ihrer Publizierung einsehen oder gar überprüfen.

(...)

Es stimmt, wird nicht *vor* der Publizierung eingesehen und überprüft, aber unmittelbar danach. Sie sind Redaktion und wissen es nicht, oder wollen es nicht wahr haben. Sie redigieren Texte inhaltlich und formal, bewerten sie und geben ihnen durch unterschiedliche Positionierung auf der Website unterschiedliches Gewicht. Und für all dies haben sie kaum inhaltliche Kriterien. (Sie sind ja keine Redaktion, also brauchen sie das auch nicht.) Naja, wenns ganz schlimm kommt, haben sie die (inhaltlichen) Ausschlusskriterien (Sexismus, Antisemitismus, Rassismus, Faschismus, etc.), aber dieser Fall ist eigentlich der Non-Fall, der vorkommt, wenn indymedia nicht funktioniert. Dafür wurde der Zensurkübel erfunden. Bloss wie sieht das bei den Grauzonen aus? Querfront- Texte, esoterischer / religiöser Kram, Karrikaturen, die stets unterschiedlich interpretierbar bleiben und gerade damit auch spielen?

>Am Beispiel des Zensurkübels wird das sichtbar, weil jedeR Indymedia-BenützerIn anhand der Transparenz die Möglichkeit hat, Einfluss zu nehmen und an der Struktur von Indymedia teilzuhaben.

Irgendwie Einfluss zu nehmen (z.B. durch postings) ist eine Sache, die Passwörter zu den essentiellen Funktionen wie das Verschieben, Löschen, Editieren von Artikeln zu haben, ist eine andere. Der Zugang wird kontrolliert über die sozialen Kontakte der Indimediaredaktionsgruppen untereinander.

>Indymedia hat den Anspruch, im sozialen und politischen Raum einen andern Umgang miteinander zu haben und verteidigt eine Streitkultur, die in zielgerichteten Auseinandersetzungen dazu führen soll, gemeinsam zu einer emanzipatorischen Praxis zu finden. Freiheit gibt es aber nicht als Geschenk, sondern muss immer wieder neu erkämpft werden. Indymedia Schweiz versucht, kollektiv zu arbeiten und Entscheidungsprozesse gemeinsam und aus der öffentlichen Diskussion heraus nach dem Konsensprinzip zu fällen.

Wenn sich das nicht nur auf die Auseinandersetzung mit f.e.p.A. und AKdH bezieht sondern auch auf die öffentliche Diskussion von sämtlichen postings in den daran angehängten Kommentaren, dann gibt es hier das nächste Problem: die Diskussion und das Konsensprinzip. Es gibt Inhalte, die nicht mehr diskussionswürdig sind und es müssen Sachen gelöscht werden, selbst wenn zahlreiche Leute der Meinung sind, die Texte seien gut.

so weit erstmal. vielleicht schreib ich noch mehr an dieser Stelle