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31/07/04 19:52

Hungerstreik im Rottenburger Abschiebeknast

07.05.2004, 14:17, Tübinger Initiative 'kein mensch ist illegal'

Asyl | Rottenburg | Tübingen | Abschiebung | Hungerstreik

Seit dem 1. Mai sind im Rottenburger Abschiebeknast 16 Abschiebehäftlinge im Hungerstreik. Erste Solikundgebung am 5.5.04, weitere Proteste am 8.5. (Kundgebung in Tübingen )und 14.5. (Demo in Rottenburg)



[update 15.5.04] Demobericht ovm 14.5.

Am 1.Mai sind im Rottenburger Abschiebeknast 16 Abschiebehäftlinge (bis heute dachten wir, es wären 11 gewesen- sorry, Informationsfluss etwas schwierig)in Hungerstreik getreten. Nachdem sie von SozialarbeiterInnen und der Ausländerbehörde massiv unter Druck gesetzt wurden und eine Person in den Abschiebeknast nach Mannheim verlegt wurde, weil sie angeblich aggressives Verhalten an den Tag legte (was wohl widerständiges Verhalten meint) sind es nun noch 6 Menschen, aus der Türkei (4 Personen) und Albanien (2), die sich dagegen wehren, abgeschoben zu werden.

Einer von ihnen, Efter Tunc aus Istanbul arbeitete bei einer oppositionellen Zeitung, weshalb er des öfteren festgenommen, verprügelt und bedroht wurde, um ihn als Polizeispitzel zu gewinnen. 1993 war er das erste Mal für 4 1/2 Monate im Knast, 1995 wurde er noch einmal für eine Woche inhaftiert und gefoltert. Sein Bruder verstarb 1996 schwerkrank in Haft, weil er nicht medizinisch behandelt wurde. 2002 floh er das erste Mal nach Deutschland, doch sein Asylantrag wurde abgelehnt und er reiste "freiwillig" in die Türkei zurück. Doch er wurde nicht nur weiter schikaniert und verprügelt, diesmal drohten ihm die Schergen sogar mit dem Tod, wenn er sich weiterhin weigern sollte, mit ihnen zusammenzuarbeiten. So floh er Anfang diesen Jahres ein zweites Mal nach Deutschland, doch der Asylantrag wurde erneut abgelehnt, weil er bei der Anhörung angeblich zu cool vorgetragen hätte und somit nicht glaubwürdig sei.

Erklärung der Rottenburger Hungerstreikgefangenen

"Wir Hungerstreikenden sind hierher, nach Deutschland gekommen wegen politischer, gesellschaftlicher, gesundheitlicher Probleme, aufgrund von Bürgerkrieg und anderen Gefahren. Wir wollen unser Leben in Freiheit und Sicherheit verbringen. Unsere jetzige gefangenschaft und die drohende Abschiebung sind wegen der genannten Probleme aus unserer Sicht erniedrigend, gefährlich und inakzeptabel. Die Hoffnungen, Ängste und Erwartungen, die wir vom Leben haben, haben uns gezwungen, in Hungerstreik zu treten. Wir haben am ersten Mai mit einem unbefristeten Hungerstreik begonnen. Wir denken und hoffen, dass die zuständigen Ämter uns ein Recht, hier zu leben, zuerkennen können." (Rottenburg, 5.Mai 04) Um ihren Widerstand zu unterstützen und aktiv Solidarität zu zeigen, wird es am Samstag, den 8. Mai um 12 Uhr eine Kundgebung auf dem Holzmarkt in Tübingen geben.

Am Freitag, den 14. Mai findet um 17 Uhr eine Demonstration vom Bahnhof in Rottenburg hoch zum Knast statt, mit Kundgebungen auf dem Marktplatz und vor der JVA. Danach wird es bis Samstag Mittag eine „24-Stunden-Mahnwache“ mit Infostand, Zelten und Vokü auf dem Rottenburger Marktplatz geben.

Die Hungerstreikenden benötigen unsere Unterstützung!

Solidarität ist eine Waffe!

Antirassistische Grüße von kmii tü
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