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'Life Science' - Tierversuche in Konstanz

16.12.2002, 17:08, stwnn

Bildung | Konstanz | Universität | Altana | Byk Gulden | Tierversuche | Gentechnik | Quandt-Stiftung

Wirtschaftsförderung und Public-Private Partnerships zwischen Pharmaindustrie (Altana / Byk Gulden) und Universität (Fachbereiche Biologie, Chemie und Life Science) am Beispiel Tierversuche in Konstanz



[update 20.12.02] Etappensieg: HLS & Versicherungsmakler MARSH geben auf

Versuche am lebenden Tier von Altana / Byk Gulden und Universität Konstanz

"Tierversuche bleiben in Konstanz" frohlockte der Südkurier am 10.12.2002 ob der Pläne von Altana / Byk Gulden, seine Hamburger Labor-Standorte in Willinghusen zusammenzulegen. Laut Südkurier leben derzeit 80 Hunde in Konstanz als Versuchstiere. Wie gross die Zahl der darüberhinaus in Konstanz regelmäßig für Pharmaversuche benutzten und anschliessend umgebrachten Tiere ist, lässt sich erahnen, wenn man in der Datenbank der Ärzte gegen Tierversuche recherchiert. Dort sind wissenschaftliche Aufsätze von Tierversuchen ausgewertet worden, die Beschreibungen der tierquälerischen Versuche, die Anzahl und Arten der verbrauchten Tiere sowie die Namen der dafür verantwortlichen Institute und Personen enthalten.

In Konstanz sind es vor allem Altana / Byk Gulden (Abteilung für Respiratorische Pharmakologie und Biometrie, Institut für Pathologie und Toxikologie) und verschiedene Institute der Universität (Fachbereich Biologie, Biochemische Pharmakologie, Institut für Biopsychologie, Fakultät für Psychologie, Sozialwissenschaftliche Fakultät), die in dieser Datenbank verzeichnet sind. Laut Datenbank wurden allein zwischen 1998 und 2001 mindestens 19 Versuche durchgeführt, bei denen zusammen mehr als 1000 Ratten, 500 Mäuse, 18 Wirbellose (Hummer), 46 Tauben und 51 Goldfische getötet wurden. Die zumeist qualvollen Bedingen, unter denen dies geschieht, lesen sich etwa so:

Dokument Nr. 9

Versuchsbeschreibung: Den Mäusen wird eine in Pflanzenöl aufgelöste Chemikalie (Phoron) in die Bauchhöhle gespritzt. Dies geschieht bevor oder nachdem den Tieren verschiedene leberschädigende Substanzen ebenfalls über die Bauchhöhle verabreicht wurden. Verschiedene Entzündungen hervorrufende Substanzen werden venös gespritzt. Am Ende der Experimente werden die Tiere durch eine in die Vene injizierte Überdosis eines Betäubungsmittels getötet. Blut aus dem Herzen sowie Leberproben werden entnommen und untersucht.
Titel: Depletion of hepatic glutathione prevents death receptor-dependent apoptotic and necrotic liver injury in mice (Die Entleerung von hepatischem Glutathion verhindert die Todesrezeptor-abhängige apoptotische und nekrotische Leberschädigung bei Mäusen)
Bereich: Pathologie, Leberforschung
Hintergrund: Untersuchung der Wirkung einer die Leber schützenden Substanz
Tiere: 54 Mäuse
Jahr: 2000
Autoren: Hannes Hentze (1), Florian Gartner (2), Stefan A.Kolb (3), Albrecht Wendel (1)*
Institute: (1)* Abteilung für Biochemische Pharmakologie, Fakultät für Biologie, Universität Konstanz, 78457 Konstanz, (2) Byk Gulden, Abteilung für Biochemie, Konstanz, und (3) Abteilung für Pathologie, Universitätskrankenhaus Zürich, Schweiz
Land: Deutschland
Art der Veröffentlichung: Fachzeitschrift
Zeitschrift: American Journal of Pathology 2000: 156, 2045-2056
Dokumenten-Id: 1217

Es ist davon auszugehen, dass dort lange nicht alle Tierversuche, die unter Beteiligung von Konstanzer WissenschaftlerInnen durchgeführt werden, erfasst sind. Und wieviele Tiere Jahr für Jahr von der Altana / Byk Gulden weltweit vernutzt werden, ist nur zu ahnen. Die Altana Pharma GmbH mit Hauptsitz in Konstanz ist eine Firmengruppe mit über 7.000 MitarbeiterInnen und die Muttergesellschaft Altana AG ein transnationaler Pharma- und Chemie-Konzern mit ca. 2,3 Mrd $ Jahresumsatz und 9.500 MitarbeiterInnen an zig Standorten weltweit.

Direkte Wirtschaftsförderung vom BMFT

Pharma Unternehmen haben unabhängig von ihrer Gewinnsituation oder Größe die Möglichkeit ganz direkt Mittel der staatlichen Forschungsförderung für Life Sciences oder Biotechnologie abzurufen. So hat das BMFT in den Jahren 1996 bis 2001 ca. 307 Mio Euro an F&E-Geldern für die Förderung von "Life-Sciences"-Projekten ausgeschüttet, allein in Baden-Württemberg über 48 Mio Euro. Die Programme haben so klingende Namen wie "Proteomics" (105 Mio Euro), "BioRegio" (65 Mio Euro) oder "BioChance" (12 Mio Euro). Auch das keineswegs notleidende Grossunternehmen Byk Gulden Lomberg Chemische Fabrik GmbH aus Konstanz hat in dem o.a. Zeitraum 1.070.178 Euro erhalten. Die Forschungsthemen mit denen sie sich dabei beschäftigte waren u.a. "Die Nutzung hepatischer Funktionen für in vitro-Verfahren zur Prüfung von Stoffen mit dem Ziel der Einsparung von Tierversuchen")

Verquickungen von Wissenschaft und Pharmaindustrie

Mit dem Wintersemester 2002/2003 können Studierende zum ersten Mal den neu gegründeten und von den Fachbereichen Biologie und Chemie gemeinsam geplanten Bachelor/Master Studiengang "Life Science" belegen. Der Lehrplan ist perfekt auf die Anforderungen des Konstanzer Pharmaunternehmens zu geschnitten und Fächer wie "Zoologie", "Genetik", "Zellbiologie" oder "klinische Medizin/Pathophysiologie" lassen nichts Gutes ahnen.

An der Universität Konstanz besteht darüber hinaus eine ungewöhnlich weit fortgeschrittene Partnerschaft zwischen einem Unternehmen der Pharmaindustrie und dem Wissenschaftsbetrieb. Im DFG-geförderten Graduierten-Kolleg 703 "Biomedizinische Wirkstoff-Forschung" verhelfen unter der Leitung von Prof. Albrecht Wendel 5 Hochschullehrer der Universität (Biochemische Pharmakologie, Biologische Chemie, Molekulare Toxikologie und Molekulare Genetik) und 2 habilitierte Forscher der ALTANA Pharma GmbH gemeinsam 16 Graduierten zur Promotion. Na, wenn das keine "vorausschauende Interaktion" mit dem späteren Berufsfeld wird ... Die Altana Pharma steuert dazu "zusätzliche Sachmittel" bei. Aus Sicht einer unterfinanzierten Hochschule mag sich dies wie eine selbstlose Unterstützung der Wissenschaft durch ein wohlwollendes Unternehmen darstellen. De facto handelt es sich aber um eine recht direkte Subventionierung der Privatwirtschaft seitens des Staates wenn öffentliche Mittel für gemischt durchgeführte und einseitig verwertete Forschungsprojekte verwendet werden. Wissenschaftsfreiheit und Hochschulautonomie im Zeitalter des Spätkapitalimus eben.

Herbert-Quandt Stiftung

In die gleiche Kerbe schlägt der von der Altana AG an der Uni Konstanz eingerichtete Herbert-Quandt-Stiftungslehrstuhl für Existenzgründung und Innovationsforschung und das Vorhaben eine Existenzgründungsgesellschaft ins Leben zu rufen. Altana begründet diese public-private partnerships recht offen mit der Notwendigkeit von wissenschaftlich-technischen Wissen für ihren unternehmerischen Erfolg.

Der seit 1980 jährlich von der Quandtstiftung in Kooperation mit der Universität Konstanz verliehene "Byk-Preis" (15.000 Euro als Auszeichnung für 3 naturwissenschaftliche Dissertationen) ist nur ein weiteres Beispiel für die Verquickungen zwischen Hochschulen und Pharmaindustrie gerade auch in Konstanz. Die gemeinsam von Uni Konstanz und Byk Gulden / Altana durchgeführten und anschliessend publizierten Tierversuche unterstreichen das ebenso wie das Sponsering der Uni-Bibliothek durch Byk Gulden. Denn nur "durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Firma Byk Gulden GmbH kann die Bibliothek der Universität Konstanz seit 1998 folgende naturwissenschaftliche Zeitschriften beschaffen: Nature Science, Lancet, American Journal of Pathology". Bei der Altana GmbH liest sich das so: "Hinter unseren Aktivitäten im Bereich Sponsoring & Public Private Partnership steht die enge Zusammenarbeit der ALTANA im Bildungsbereich mit öffentlichen und privaten Organisationen. Dies geschieht stets im beiderseitigen Interesse und ist am Gemeinwohl orientiert."

Herbert Quandt ist übrigens 1. Vorsitzender der Altana AG. Ihm zu Ehren hat die Altana AG eine 2. Herbert-Quandt-Stiftung gegründet, die zusammen mit der Herbert-Quandt-Stiftung von BMW an ihrem Sitz in Bad Homburg neuerdings Ziel von Antifa-Demonstrationen geworden ist. "Die BMW-eigene Quandt-Stiftung hat sich auf die Organisierung und Förderung sogenannter „Sicherheitskonferenzen“ auf fast allen Kontinenten spezialisiert, auf denen hochrangige Militärs, PolitikerInnen und VertreterInnen der Rüstungsindustrie die Sicherung der Neuen Weltordnung besprechen." (vgl. http://www.antifa-hg.org/)


'Terrorists' steal 128 beagles
November 24, 2002

A GROUP of animal rights activists broke into a dog-breeding farm in northern Italy and made away with 128 beagles destined for scientific experiments, police said.
About 118 puppies and 10 adult dogs were stolen yesterday by a gang suspected of belonging to the radical Animal Liberation Front (ALF), police said.
A group of about 10 people spray-painted "Murderers" and "ALF will free all" on the walls of the farm, 80km west of Bologna, police said. The farm still has about 800 puppies left.
No arrests have been made.
The ALF and its sister organization the Earth Liberation Front (ELF) are accused by the FBI of being eco-terrorist groups.
The groups have caused $US43 million ($76.55 million) in damage in more than 600 attacks in the United States since 1996, ranging from spray-painting buildings and breaking windows to firebombing fur farms, research centers and a ski resort, the FBI says.
The ALF and the ELF deny they are terrorist groups, saying their aim is to liberate animals or protect the environment, not to harm anyone.

The Associated Press

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