Ankündigung des Buches, April '97

- Das Buch -
Kunst und Kampf (KuK) ist zeitgenössische politische
Widerstandskunst aus der Autonomen Bewegung. Über das Selbstverständnis
von KuK sind bislang nur die Broschüre "Verbotene Kunst",
verschiedene Artikel und Flugblätter erschienen. Im Buch "Kunst als
Widerstand" werden nunmehr das Kunstverständnis und die Geschichte von
KuK umfassend dargestellt. Auf 80 Seiten im DIN A 4 Format sind der wesentliche
Teil der Plakate, Ölbilder und Aktionen in den Originalfarben abgebildet.
Der ausführliche Textteil ist mit über 80 schwarz/weiß
Abbildungen illustriert. Zudem wird die staatliche Verfolgung an Beispielen
eines polizeilichen Observationsberichtes über das Malen eines Ölbildes
und Beschlagnahmeprotokollen dokumentiert. Der Kunstbegriff von KuK ist
gleichsam ein Kampfbegriff. KuK ist keine Assoziation bildender KünstlerInnen,
keine Kunst, die mit der etablierten Kunstszenerie zu tun hat, sondern kommt aus
der politischen Widerstandskultur. Die theoretischen Grundlagen von KuK zielen
auf eine Überwindung der Begriffe von Sub-, Gegen-, Alternativ- oder
Freiraumkultur. KuK will keine ästhetisierten Protestnoten gegen das
imperialistische System schaffen, sondern propagiert den Begriff der
antagonistischen Kultur, die im unversöhnlichen Widerspruch mit dem
herrschenden System steht. Antagonistische Kultur lebt vom eigenkulturellen
Impuls. Dieser steht im dialektischen Verhältnis zur Kulturfähigkeit.
Kulturfähig heißt, Kultur als gesamtgesellschaftliche Orientierung zu
begreifen, die es fundamental zu verändern gilt. Diese Veränderung
zielt auf die Überwindung reaktionärer gesellschaftlicher Orientierung
durch das Schöpfen konstruktiver, emanzipatorischer Impulse, die im
Zusammenhang mit der politischen Bewegung ihre Wirkung entwickeln und
multiplizieren. KuK ist daher subversiv und schöpft kulturelle Identität
aus dem subversiven Verhältnis. Daraus resultiert ein Kunstbegriff, der die
Allgemeinheit zu erreichen sucht, agitative Züge trägt und eine
allgemeinverständliche Formsprache für eine möglichst klare,
unmittelbare Wirkung nutzt. KuK-Arbeiten entstehen ausschließlich im
Zusammenhang mit der politischen Bewegung und beziehen Stellung. Dabei steht für
KuK das Bemühen im Vordergrund, gesellschaftliche Zusammenhänge in
ihrer Wechselwirkung aufzuzeigen. So muß zwar bei Plakaten die thematische
Verdichtung auf eine agitative Aussage stattfinden, sie setzt sich jedoch aus
einer Vielzahl einzelner Aspekte zusammen, um eine weitergehende Betrachtung zu
ermöglichen, die die direkte Botschaft des Plakates in ihrem komplexen
politischen Zusammenhang erscheinen läßt. Als praktischer Ansatz
versucht KuK zum kreativen Schaffen anzuregen und die Möglichkeit zur Verfügung
zu stellen, die KuK Arbeiten weiter zu verwenden. Zu Beginn der Initiative
wurden die Ideen vor allem in Techniken wie Collagen, Zeichnungen und
Scherenschnitten umgesetzt und bevorzugt im Handsiebdruck vervielfältigt.
Auch wenn die schöpferische Palette von KuK eine Weiterentwicklung erfahren
hat, arbeitet KuK bis heute in diesem Sinne und mit diesen Techniken. Dem
Kunstbegriff von KuK liegt der Anspruch zugrunde, eine mit dem politischen Kampf
verbundene und praktisch verwendbare Kunst umzusetzen, mit der möglichst
viele Menschen erreicht werden und an der sich möglichst viele Menschen
beteiligen können. Dabei kristallisierte sich das Plakat als vorrangiges künstlerisches
Medium heraus. Das erste von KuK signierte Plakat erschien 1986 zum 100.
Jahrestag des 1. Mai. Die historische Collage zeigt Linien revolutionärer Kämpfe
bis zu den Autonomen. Die facettenreiche Konzeption macht vor allem die
Auseinandersetzung mit der Geschichte zum Thema, einen weiteren Schwerpunkt von
KuK. KuK geht es dabei nicht um das Ausgraben längst überwundener
Formen, sondern um die Beziehungen zu den emanzipatorischen Inhalten vergangener
Bewegungen. Ein Charakteristikum von KuK ist die Wiederbelebung der Idee des
Agit-Prop-Theaters (Agitation und Propaganda) ab 1990. An jedem 2. Oktober, dem
Vorabend der sogenannten Wiedervereinigung, wird diese Form der Vermittlung
politischer Inhalte in Göttingen eingesetzt.
Im Laufe der Jahre
entwickelten sich die zunächst nur durch Verkleidung und Bauten als lebende
Bilder wirkenden Szenen zu kleinen Theaterstücken. Das Agit-Prop-Stück
zum 2. Oktober 1995 zur Geschichte der Klassenjustiz wurde fast über ein
ganzes Jahr an verschiedenen Orten der BRD aufgeführt. Einen weiteren, für
das öffentliche Erscheinungsbild jedoch weniger relevanten, Punkt im
Schaffen von KuK stellt die Ölmalerei dar. Die Kriminalisierung von
politischen Plakaten und anderen künstlerischen Ausdrucksformen ist ein in
der BRD oft angewandtes Instrumentarium von Polizei und Justiz, um den
Widerstand zu treffen. Der Staatsapparat will damit Aufklärung und
Agitation verhindern, mittels Ermittlungen möglichst viele Daten über
politische Strukturen und Personen sammeln, Prozesse einleiten und den
Widerstand durch Kriminalisierung öffentlich diskreditieren. Staatliche
Verfolgung ist deshalb schon seit der Entstehungsphase im Jahre 1985
kontinuierlicher Begleiter von KuK. Ein bekanntes Beispiel ist die Verteilung
von etlichen tausend verfälschtet 100-DM-Scheine während der ersten
Agit-Prop-Aktion 1990 auf dem Göttinger Marktplatz. Die Scheine waren eine
Anspielung auf das westdeutsche Begrüßungsgeld, das DDR-BürgerInnen
nach der Grenzöffnung den Kapitalismus schmackhaft machen sollte. Da
zeitgleich auch der neue 100-DM-Schein eingeführt wurde, gerieten einige
der KuK-Scheine in Umlauf. Die Behörden reagierten mit einem Verfahren
wegen "Herstellung und Verbreitung von Falschgeld". Im Rahmen der
Hausdurchsuchungen gegen die Autonome Antifa (M) wegen Verdachts der "Bildung
einer kriminellen Vereinigung" im Juli 1994 wurden Hunderte von
KuK-Plakaten und kistenweise Material beschlagnahmt. Die Ermittler verbanden die
Verfahren gegen KuK mit den Verfahren gegen die Autonome Antifa (M), indem KuK
als "Propagandaabteilung" der Autonomen Antifa (M) eingestuft und eine
eigene Ermittlungsakte angelegt wurde, in der 53 Druckerzeugnisse mit einer
technisch aufwendigen Untersuchungsmethode bis ins Detail analysiert und erfaßt
waren. Über zwei Jahre nach den Hausdurchsuchungen wurde die Anklage gegen
17 mutmaßliche Mitglieder der Autonomen Antifa (M) gegen Zahlung von
51.000 DM an eine KZ-Gedenkstätte und einer Erklärung der Angeklagten,
zukünftig das Demonstrationsrecht zu berücksichtigen, am 16. September
1996 eingestellt - das betraf auch alle bis dahin gegen KuK anhängige
Verfahren. Als Reaktion auf die Übergriffe des Staatsapparates organisierte
KuK eine Ausstellung mit den kriminalisierten Werken und stellte dazu die Broschüre
"Verbotene Kunst" zusammen, die im Oktober 1994 erschien. Kurze Zeit
später war die Broschüre verboten - ebenso ein Flugblatt, das über
das Verbot berichtete. Dennoch startete die Wanderausstellung "Verbotene
Kunst - Kunst als Widerstand" im Juni 1995. Dabei konnte KuK auf das
Ausstellungsprojekt "Kunst als Widerstand", das zwischen 1989 und 1992
durch die BRD tourte, zurückgreifen. Schon bei diesem Projekt war es um
linkes Kunstverständnis und die staatliche Kriminalisierung von
Widerstandskunst in der BRD gegangen. Insgesamt konnte die KuK-Ausstellung
bislang 30 mal gezeigt werden. Das Buch "Kunst als Widerstand" zieht
keinen Schlußstrich, es macht Fakten über die politisch motivierte
Repression in der BRD öffentlich, beschreibt die Inhalte und bisherige
Geschichte von KuK und dokumentiert einen Teil des Widerstandes.
240 Seiten - 107 farbige und über 200 schwarz/weiß Abbildungen - Hardcover - Fadenbindung
Zu bestellen bei:
Pahl-Rugenstein Verlag Nachfolger - Breite Straße 47 - 53111 Bonn
Tel. 0228/632306 - Fax 0228/634968
Für 49,90 DM.
Vorzugsausgabe mit einem vierfarbigen Siebdruck "Gegen Faschimus und Klassenjustiz"
(nummeriert und limitiert) - Auflage von 250 Exemplaren - Preis 148 DM
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