kassiber 46 - Juli 2001

Summer of Resistance 2001

Nicht nur von Gipfel zu Gipfel schwingen



Die Weltbank hat ihr geplantes Treffen vom 25.-27. Juni in Barcelona abgesagt - wegen Sicherheitsbedenken aufgrund der erwarteten Proteste, hieß es ganz offiziell in ihrer Presseerklärung. Die Proteste in Barcelona werden aber trotzdem stattfinden - wie viele Gegenaktivitäten zu den Gipfeln in diesem Sommer. Freiburg, Göteborg, Barcelona, Salzburg, Bonn und Genua: Es gibt viel zu tun diesen Sommer, und es wird viel geschehen.

Es wird aber nicht nur von Gipfel zu Gipfel gehüpft: Gleichzeitig sollen Alternativen zum Bestehenden aufgezeigt werden. Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Ereignisse dieses Sommers. Links zu Seiten, die Hintergrundinformationen, Mobilisierungstexte und neueste Nachrichten anbieten, sind unter http://de.indymedia.org zu finden.


1. bis 3. Juli 2001 - Salzburg: WEF-Treffen

Nach Davos und Cancun tagt das World Economic Forum vom 1. bis 3. Juli in Salzburg. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, bleiben derartige Treffen der internationalen "Eliten" aus Wirtschaft und Politik nicht ohne Widerspruch. Geplant sind ein Gegengipfel von attac-Österreich, eine Großdemonstration sowie Aktionstage. Zur Zeit herrscht eine schwierige Situation: Die linke Szene wird stark kriminalisiert (das EKH, eines der wenigen autonomen Zentren in Österreich, wurde nach der Operndemo gestürmt usw.) Obwohl Aktionen für mehrere Tage angekündigt sind, wird der Schwerpunkt auf der Demo am 1. Juli liegen.


20. bis 22. Juli 2001 - Genua: G8-Gipfel

Erwartet werden allein aus Italien etwa 80.000 Menschen. Problematisch wird, daß eine Woche vor Beginn des Treffens die Stadt hermetisch abgeriegelt sein wird. Seit etwa einem Jahr herrschen in der Stadt erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Für die Zeit des Gipfels ist vom Gouverneur der Stadt Genua angekündigt worden, daß der Zugang zur Stadt für Fußgänger, Autos und Schiffe eingeschränkt/verboten wird. Das heißt Bahnhöfe, Autobahnen und Häfen werden geschlossen, das Parken privater bzw. öffentlicher Fahrzeuge ist untersagt, und es gilt ein absolutes Verbot für den Schiffsverkehr im Gewässer, das an die Startbahnen des Flughafen angrenzt. Die Genehmigungen für die Nutzung öffentlicher Flächen werden neu geregelt und jede Art öffentlicher Demonstration ist verboten. Desweiteren sollen Plakatierung im öffentlichen Raum, alle Schiffsreparaturen; Märkte, Bauarbeiten auf der U-Bahn und der Straßenverkauf eingestellt werden. Armee, Marine und Luftwaffe werden in die "Verteidigung" der Stadt mit einbezogen.

Parallel dazu wird dazu aufgerufen, bereits auf der Fahrt nach Genua massiven zivilen Ungehorsam zu leisten (gegen Schengen und Residenzpflicht verstoßen) und damit das Recht auf Bewegungsfreiheit zu fordern.

Programm:

- ab dem 25. Juni: Internationales Camp mit dem Ziel, bis zum 1. Juli einen Campplatz aufzubauen
- ab dem 1. Juli: Irgendwo 100 km von Genua entfernt: Vorbereitungscamp (direct action training ...)
- 4. bis 7. Juli: verschiedene Musikveranstaltungen zur Finanzierung und Gegen-Information-events, während deren die Ergebnisse der Consulta über ziviles Ungehorsam dargelegt werden
- 12.-15- Juli: Europäisches Treffen der Peoples's Global Action (www.agp.org )
- ab dem 15. Juli: Camps in Genua selbst
- 15.-18. Juli: Fahrradkaravane auf den letzten Strecken zwischen Mailand und Genua
- 16.-17. Juli: Segelkaravane beendet ihre Reise und landet irgendwo zwischen Imperia und Genua.
- 15.-21. Juli: Öffentliches Forum (Debatten/Workshops ...)
- 19. Juli: MigrantInnen-Tag: große Demos zur Unterstützung von Flüchtlingen (besonders "illegalen")
- 20. Juli: Beginn der Blockade-Aktionen (zu Land und auf dem Meer - es gibt Gerüchte, wonach die Delegierten per Kriegsschiff einschippern wollen)
- 21. Juli: große Bündnisdemo (UnterstützerInnen von Autonomen Zentren über Parteien bis hin zu Gewerkschaften)


16. bis 27. Juli 2001 - Bonn: Weltklimakonferenz

Wie beim letzten Klimagipfel mobilisieren Gruppen und Organisationen aus vielen Ländern zur Weltklimakonferenz. Nicht zuletzt, weil zu diesem Zeitpunkt der G8-Gipfel in Genua stattfindet, wird von der Linken hierzulande jedoch kaum nach Bonn mobilisiert. Für viele ist es außerdem problematisch, daß dem europaweit organisierten Bündnis Rising Tide auch die trotzkistische Politsekte Linksruck angehört (was aber zu kritisieren ist, da so Themen aus der Hand gegeben werden und Bonn ein wichtiges Ereignis ist). Dennoch dürfte es ein Großereignis werden.


16. bis 27. Juli 2001: Karawane

Carnival Caravan: Eine Gruppe aus England plant zur Zeit eine Karneval-Karawane. Sie führt über Barcelona und Tarifa (Grenzcamp) und wird in Genua zum G8-Treffen ankommen. NO border-NO Nation-Karawane: Eine europaweite Karawane, die im Sommer Grenzcamps und Orte politischer Auseinandersetzung verbindet.


16. bis 27. Juli 2001: Grenzcamps
- 2.-7. Juli: Tarifa, Spanien
- 4.-8. Juli: Petisovci, Slowenien
- 5.-12. Juli: Bialystok, Polen
- ab 15. Juli: Votkinsk, Rußland: Sommercamp gegen das Lockheed Martin-Raketentreibstoffwerk
- 27. Juli - 5. August: Frankfurt/Main - 28. Juli-5. August: Wendland


Indymedia

(redaktionell stark überarbeitet)


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kombo(p) - 24.10.2001