Ein Auszug aus - kassiber 45 - Mai 2001

Anares Umstrukturierungs-Info 4

Das Antiquariat und Buchcafé "Andere Seiten"

Seit dem 1. Dezember 2000 hat unser Buchladen geöffnet. Ohne zu übertreiben können wir sagen, daß dieser in seiner Aufmachung und inhaltlichen Ausrichtung ziemlich einmalig in diesem Land dasteht. Obwohl wir bewußt keinen explizit anarchistischen Buchladen aufgemacht haben (von vornherein war klar, daß ein solcher die Miete nicht hereinbringen würde), handelt es sich um eines der umfassendsten Sortimente an libertärer Literatur bundesweit. Doch auch das Angebot in anderen Bereichen kann sich sehen lassen, so gibt es zum Beispiel in und um Bremen nirgends sonst ein so umfangreiches Angebot an gebrauchten emanzipatorischen Frauenbüchern. Zwar finden sich auch neue Bücher in unseren Regalen, der Schwerpunkt liegt jedoch ganz klar bei antiquarischen Titeln. Die Atmosphäre des Ladens wird allgemein sehr positiv hervorgehoben, insgesamt wird der Laden allerdings bei weitem noch nicht ausreichend genutzt. Dies hängt unter anderem mit der bisher vernachlässigten Werbung zusammen - aus personellen wie finanziellen Gründen konnten wir diesbezüglich noch nicht so viel tun wie nötig wäre. Immerhin ist in der taz Bremen ein relativ sympathisierender Artikel über den Laden erschienen, der einen gewissen Effekt hatte. Dennoch ist auch mit besserer Werbung (die wir nun auf verschiedenen Wegen angehen wollen) unklar, ob wir auf die zur ökonomischen Tragfähigkeit benötigten Umsätze kommen. Die Zeiten für einen Buchladen mit gesellschaftskritischem Anspruch sind schwieriger denn je, dafür braucht es gar keine Zensur mehr: Der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, den Ausweg aus nicht zuletzt selbstverschuldeter Unmündigkeit zu suchen und das Bestreben, die Verhältnisse verstehen - besser verstehen! - zu wollen, sind dem Stammeln der SMS-Botschaften und dem neuen Analphabetismus (jedenfalls wenn wir Alphabetismus nicht nur funktional, sondern auch sozial verstehen!) des Teletubbie-Zeitalters gewichen. Harte Zeiten also, doch was soll's: Auf alle Fälle sind alle LeserInnen dieses Infos herzlich eingeladen, bei uns zum stöbern oder Kaffee trinken vorbeizuschauen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 12-18 Uhr und samstags von 10-14 Uhr.

Und, by the way: Aus Bremen und umzu suchen wir noch dringend Menschen, die uns bei der Werbung helfen, zum Beispiel regelmäßig an diversen Orten Flyer auslegen, plakatieren etc.


Der Anares e.V.

Unser Verein zur Förderung der Lesekultur und zur Unterstützung unterrepräsentierter Literatur (etwas lang geraten?) hat nun endlich alle formalen Hürden genommen. Vereinszweck ist "die Förderung von Kunst und Kultur ... sowie die Zugänglichmachung, das heißt Sichtung, Bibliographierung, Sammlung, Vermittlung und Verbreitung neuer und gebrauchter Literatur solcher Bereiche, die im herkömmlichen Buchhandel nicht oder nur unzureichend präsentiert sind" (Auszug aus der Satzung). Andere Zugänge zur Literatur möglich zu machen und die Diskussion von Inhalten sind wichtige Aspekte unseres Tuns. Ideen für Veranstaltungen gibt es reichlich, doch auch hier gilt: Vieles kann erst umgesetzt werden, wenn es Menschen gibt, die sich in die Veranstaltungsplanung und -durchführung verbindlich mit reinhängen. Eine erste Veranstaltung gab es übrigens bereits mit Robert Hamm über die "Zweierreihe" als pädagogischem Prinzip. Inhaltlich hat Robert seine Thesen sehr anschaulich dargestellt, und es gab eine ausgiebige Diskussion.

Ganz wichtig in Bezug auf den Verein sind noch zwei Punkte: zum einen gibt es damit die Möglichkeit steuerabzugsfähiger Spenden (als Dauerspende oder einmalige Zuwendung).

Im Vergleich zum Börsenfieber bieten wir damit die humanere Option: Vereinsspenden sind angesichts unserer inhaltlichen Anliegen zugleich "Anteilsscheine" für eine menschlichere Gesellschaft.


Der Anares Buchvertrieb

Da der ursprünglich bereits für Anfang 2000 geplante Antiquariatskatalog Nr. 10 erst in den letzten Monaten versandt wurde, ist der Vertriebsumsatz in den letzten Monaten auch verhältnismäßig hoch gewesen. Gerade die ersten, umsatzmäßig schwachen Buchladen-Monate konnten so ein wenig abgefedert werden. Insofern sind Bestellungen natürlich auch weiterhin sehr hilfreich. Wenn ihr im Bekanntenkreis Kataloge verteilen oder Sammelbestellungen organisieren könnt, sind wir wie stets hocherfreut. Einen aktuelleren Katalog gibt es derzeit nicht, aber es sind noch viele Titel vorhanden, so daß es noch Chancen gibt, das gewünschte auch zu erhalten (im antiquarischen Bereich ist das naturgemäß nicht zu garantieren, da viele Titel wirklich nur einmal am Lager und auch nicht nachzubeziehen sind). Um künftig einen aktuelleren Überblick über die Titelbestände zu gewährleisten, sind wir gerade mit der Schaffung einer umfassenden Titel-Datenbank befaßt. Das frißt natürlich sehr viel Zeit, so daß wir um Geduld bitten, falls die eine oder andere Anfrage oder Bestellung mal etwas länger dauert. Personell sind unsere Möglichkeiten derzeit leider immer noch sehr begrenzt, zumal Menschen, die eigentlich mit in den Vertrieb und/oder Laden einsteigen wollten, ihrer Ankündigung nicht nachgekommen sind. Gerade die daraus resultierende dauerhafte Überlastung (trotz stetiger Anstrengung schaffen wir nie im vorgesehenen Zeitraum, was nötig wäre, um unser Projekt zu stabilisieren, hecheln den Notwendigkeiten hinterher und zu vieles wurde noch gar nicht angegangen) läßt die "Personalfrage" zum Knackpunkt für die nächsten Monate werden. Um dem zumindest punktuelle Abhilfe zu verschaffen gibt es am Donnerstag, den 17. Mai, um 20 Uhr ein offenes Treffen im Buchladen in der Brunnenstraße 15/16 mit Menschen aus Bremen, um eingehender über unsere Situation zu berichten. Eine Entlastung wäre es schon, in zumindest einigen Arbeitsbereichen verbindliche Unterstützung zu bekommen.

Finanziell ist es so, daß wir den ursprünglich anvisierten Spendenbetrag bei weitem nicht zusammenbekommen haben, um die Altschulden abzudecken. Damit sitzen uns noch die letzten Jahre im Genick, zumal die flüssigen Mittel in den letzten Monaten nach Kräften in den Auf- und Ausbau des Ladens investiert wurden. Dieser "steht" jetzt soweit, jetzt müssen also "nur" noch die laufenden Umsätze kontinuierlich steigen ...


Blick nach vorn

Wie ihr seht, sind wir in den letzten Monaten einiges angegangen, um unsere Arbeitsfähigkeit zu verbessern (Ladeneröffnung, Vereinsgründung, Datenbankaufbau). Dennoch können und wollen wir nicht verhehlen, daß unser Projekt noch auf wackeligen Füßen steht: Wir betrachten unseren Laden als Kulturort, wobei wir natürlich auf ein unterstützendes Umfeld angewiesen sind, da sich ein solches Vorhaben nicht von selbst realisiert. Ebenso ist der Ertrag des Vertriebes (das, was über ist, wenn Druck- und Versandkosten für Kataloge etc. abgezogen sind) zu gering, und auch die im ganzen (wenn nicht gerade ein neuer Katalog erschienen ist) zu spärlichen und sporadischen Umsätze lassen wiederholt die Frage nach dem Verhältnis von Kosten/Aufwand und Nutzen/Nutzung sowohl des Vertriebes wie des Ladens laut werden. Deshalb müssen wir noch einmal ganz klar betonen: ein solch "unzeitgemäßes" Projekt wie unsres ist nicht aus sich selbst heraus finanzier- und umsetzbar. Ohne Eure Hilfe geht es nicht! Das gilt erst recht für die Arbeit hier vor Ort. Denn wenn uns hier die Arbeit über den Kopf wächst (und das uns, die wir das "Recht auf Faulheit" verkaufen!) werden wir das Projekt dauerhaft auch dann nicht halten können, wenn die Umsätze steigen. Denn um Löhne zahlen zu können, reicht es allemal nicht (das bleibt vorerst ein Wunschtraum), doch wir können nicht dauerhaft "nebenbei" arbeiten bzw. gibt es bisher zu wenig Menschen, die auch ohne finanzielle Honorierung ein solches Projekt kontinuierlich mittragen und so für die einzelnen die arbeitsmäßige Belastung erträglich machen.

Die nächsten Monate sind insofern ganz entscheidend: Entweder tut sich da einiges im umrissenen Sinn - oder unsere Titel-Datenbank ist zugleich die Ausverkaufsliste und es überlebt nur der Verein, der in Kooperation mit anderen Initiativen schließlich weiterhin - sporadisch oder regelmäßig - Veranstaltungen an verschiedenen Orten durchführen kann. Uns ist verschiedentlich vorgeworfen worden, wir erklärten uns zu intensiv öffentlich ("So etwas tut man nicht", hören wir da - von "Linken"!) bzw. setzten die Menschen mit Appellen oder gar Einstellungsdrohungen ("Wenn nicht bis zum ...") unter moralischen Druck. Unser Eindruck ist eher (und auch das wurde verschiedentlich bestätigt), daß zu viele Menschen zu wenig darüber wissen, was ein Projekt wie unseres organisatorisch, bezüglich des Arbeitsaufwandes und der finanziellen Problematik bedeutet - das wollten und wollen wir deutlich machen. Wenn sich aufgrund dessen der/die eine/n oder andere/n zum Engagement bei/mit uns angestoßen fühlt - um so besser. "Wer das Nichtstun wie die Arbeit scheut, der findet schnell zum Buch", formulierte einmal Peter Brückner. Dafür, daß es die richtigen Bücher dann auch noch gibt, gilt es Sorge zu tragen. Und das ist eine Aufgabe für uns alle. Insofern wollen wir zu einer emanzipatorischen Praxis animieren, in der Selbstorganisierung, Selbstbestimmung und Solidarität nicht nur Lippenbekenntnisse sind.


> Macht das Kreuz an die richtige Stelle!
_ Bitte schickt mir Informationsmaterial über den Anares e.V. zu
_ Bitte schickt mir die Umstrukturierungs-Infos 1 & 2 zu
_ Bitte schickt mir Infos zu Verein und Vertrieb in __ Exemplaren zu, damit ich sie hier weiterverteilen kann
_ Bitte schickt mir den Antiquariatskatalog Nr.10 (incl. Umstrukturierungs-Info 3!) zu
_ Bitte haltet mich über Eure weiteren Aktivitäten auf dem Laufenden
_ Eine Spende in Höhe von ____ DM ist unterwegs auf Euer Spendenkonto, bitte schickt mir nach Eingang eine Spendenbestätigung zu
_ Ich bin interessiert an einer Mitarbeit in Verein/ Laden/ Vertrieb und möchte mich deshalb mit Euch treffen. Terminvorschlag:__________________________________________
_ Ich bin interessiert an einer Mitarbeit an der Datenbank. Bitte nehmt deshalb mit mir Kontakt auf

Spendenkonto: Sabine Helmbrecht, Kontonummer 1679638, Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01)


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kombo(p) - 16.05.2001