Ein Auszug aus - kassiber 34 - Februar 98

Wir waren so unheimlich konsequent ...

Ein Gespräch zur Geschichte der RAF mit Stefan Wisniewski


Dieses Interview, das Stefan Wisnieski mit zwei JournalistInnen der taz geführt hat, ist ein weiterer Beitrag zur Diskussion um den Herbst 1977. Im Gegensatz zur einseitigen, gefärbten Darstellung der Geschichte der RAF durch die Medien, kommt hier ein Beteiligter zu Wort, der sich kritisch mit seiner Geschichte auseinandergesetzt hat.

Stefan Wisniewski gehörte zu dem "Kommando Siegfried Hausner" der RAF. Nach seiner Verhaftung im Mai 1978 in Paris wurde er an die BRD ausgeliefert und 1981 wegen Entführung und Ermorderung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer zu lebenslanger Haft verurteilt. Abgesehen davon, daß es immer interessanter ist, die Geschichte aus der Sicht von Zeitzeugen zu erfahren, spricht das Interview Details an, die bisher so nicht allgemein bekannt waren. Neben seiner persönlichen Entwicklung, seinem Einstieg in die RAF und dem späteren Bruch mit den anderen Gefangenen aus der RAF, redet Stefan Wisnieswki auch über die unterschiedlichen Konzepte der Stadtguerilla, vertreten in der BRD durch die Bewegung 2. Juni, die RAF, RZ und Rote Zora, und deren Auswirkungen. Auch seine Ausführungen zu Aktionen der RAF von der Stockholmer Botschaftsbesetzung über Schleyer, Buback zu Ponto bis hin zu der Theorie des "neuen Faschismus" zeigen eine selbstkritische Auseinandersetzung. Es entsteht der Eindruck, daß Stefan Wisniewski nicht abschwört, wie andere ehemalige RAF-MitgliederInnen, oder mit den Behörden zusammenarbeitet, sondern sich seiner Geschichte bewußt stellt. Das Interview kann somit als Beitrag zu einer Reflexion der Geschichte gesehen werden, die sich nicht an mediengerechter und staatlich gewünschter Geschichtsaufarbeitung orientiert und weckt das Interesse nach mehr.

Miriam Rumsch



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kombo(p) - 16.02.1998