Ein Auszug aus - kassiber 34 - Februar 98

Schwerpunkt

Hochschulreform und Studentenstreik

Die Bildungspolitik entläßt ihre Kinder



1. Der Studentenstreik: Eine falsche Bildungstheorie wird praktisch


Deutsche Studenten streiken - gegen die schlechte materielle Ausstattung der Universitäten, gegen Bafög-Kürzungen, Studiengebühren und gegen staatliche Pläne zur Neuorganisation von Studium und Hochschule. Die diversen Beschwerden, die sie vortragen, fassen sich in einer zusammen: Die sozialen und materiellen Umstände, unter denen man heutzutage an deutschen Universitäten studieren muß, erschweren bis verunmöglichen es, sein Studium in den vorgeschriebenen Fristen und mit der Aussicht auf die Erreichung eines Abschlusses abzuwickeln. Deshalb verlangen die Studenten von den Bildungspolitikern, dafür zu sorgen, daß den Studenten an den Hochschulen ein materiell abgesichertes, ordnungsgemäßes Studium auch möglich sei.

Auch mit diesem bescheidenen Anliegen haben die Studenten bei der herrschenden Bildungspolitik nicht landen können. Zwar wurden ihr Streikaktionen von oben mit viel Wohlwollen bedacht; irgendwelche materiellen Zusagen wurden aber nicht gemacht. Woraus man eines immerhin lernen könnte: Von wessen Beschwerden Politiker sich beeindrucken lassen, entscheiden sie nach ihren eigenen Prioritäten und nicht danach, wie energisch und ernsthaft ein Stand - handele es sich nun um Studenten, Bauern oder Werftarbeiter - sein spezielles Anliegen der Politik zur Kenntnis bringt. Es ist eben ein Fehler, sich die eigene Angewiesenheit auf die Leistungen des Bildungssystems in ein Recht zu übersetzen, das einem doch - irgendwie - auch nach dem Willen der Politik zusteht, und zu meinen, mit Appellen an bessere Einsicht könnte man bei den Veranstaltern des Ladens namens "Standort Deutschland" Eindruck machen.

Die wohlwollende Aufnahme, die der Studentenstreik von oben erfuhr, hat ihn in manchen studentischen Kreisen suspekt gemacht. Vermißt wurden gesellschaftskritische Töne; "unpolitisch", so hieß es, sei der Streik - ein Mangel, dem z.B. die Vollversammlung der Bremer Uni-Studenten dadurch abhelfen wollte, daß sie die Streikziele um eine bunte Palette von Forderungen bereicherte: Gegen Tierversuche, Sexismus, Ausländerfeindlichkeit ... Als Einwand, als Kritik an den Parolen vom "Bildungsklau" und von der "Bildung auf Tauchstation", mit denen sich die Streikenden vor dem Bundestag aufbauten, waren diese phantasievollen Ergänzungen nicht gemeint. Da waren sich alle Streikfraktionen nämlich wieder ziemlich einig: Daß es sich bei der gegenwärtigen Bildungspolitik nicht um eine Re-, sondern um eine Deform und bei der Sparpolitik im Bildungssektor um ein "Kaputtsparen" handele, gegen das das eigene Recht auf Bildung verteidigt werden müsse.

"Unpolitisch" ist dieser Standpunkt nicht, im Gegenteil. Den Streikaktionen ist vielmehr zu entnehmen, daß die Studenten auch ohne weitere Ursachenforschung ein fix und fertiges politisches Urteil über die Gründe ihrer Misere in Kopf haben. Die beruht auf einem einfachen Dreisatz: Erstens sind Universitäten nützlich, und zwar sowohl für den Staat, der sie einrichtet, als auch für die Studenten, die in ihnen studieren. Zweitens wird die Sicherstellung dieses Nutzens von den zuständigen Bildungspolitikern schlecht bis gar nicht erledigt. Deshalb liegt hier drittens ein Fall von politischem Fehlverhalten vor, der die Studenten zu Protest berechtigt und die Politiker verpflichtet, Einsicht zu zeigen und ihren Kurs zu Ändern. Daran stimmt leider nichts.

Natürlich, soviel ist unbestreitbar: Der Staat richtet die Unis zur Erlangung akademischer Berufsqualifikationen ein; Studenten sind ausweislich ihres Abiturs berechtigt, solche Qualifikationen anzustreben, also zu studieren; Bildung wird also von beiden Seiten gebraucht. Mit dieser schlichten Feststellung haben sich die Studenten glatt die Frage erspart, worin der "Nutzen" der Universität für beide Seiten besteht, ob und inwiefern sich die Interessen von Staat und Studenten an "Bildung" überhaupt decken, und wie die Universitäten ihrem allgemeinnützlichen Auftrag nachkommen. Das rächt sich: Zur vorurteilsfreien Klärung der Frage, warum die staatlichen Stellen mit ihren Bildungseinrichtungen immer so schnöde umgehen, kommt es deshalb gar nicht erst. Da wäre ja zu klären, ob die für mangelhaft befundene Ausstattung der Universitäten - wie übrigens auch die der Schulen, Berufsschulen etc. - sich nicht vielleicht gerade aus dem geltenden Auftrag der hiesigen Bildungspolitik ergibt; ob es nicht vielleicht mit dem Ausbildungsziel der Bildungsstätten zu tun hat, wenn ein beträchtlicher Teil der Lernenden ihres Aufenthalts in ihnen nicht recht froh wird. Da wäre also die Überlegung fällig, ob der Nutzen, den man sich selbst von der Uni verspricht, eventuell mit dem Zweck des Bildungsysstems gar nicht übereingeht - so daß man mit den Erwartungen, die man als Student an die Stätte "Bildung" knüpft, nicht bloß schlecht bedient wird, sondern ganz prinzipiell schief liegt. Die streikenden Studenten sind mit der Feststellung einer Diskrepanz zwischen der allgemein anerkannten Nützlichkeit von Bildung einerseits, der schlechten staatlichen Erledigung des Bildungsauftrags andererseits aber schon am Ende der geistigen Anstrengung, sich ihre Lage zu erklären.

Lieber lassen die Studenten an die Adresse der Politiker die Beschuldigung los, sie würden ihre Bildungsstätten vernachlässigen. Die paart sich mit viel Bereitschaft zu deren Entschuldigung; an Verständnis für die "Sparzwänge" und "Haushaltsprobleme", mit denen die Politik angeblich auch im Bildungsbereich zu kämpfen hat, haben sie es jedenfalls nicht fehlen lassen. Mit ihrer Beschwerde über "Kaputtsparen" wollten sie keine Kritik an der offiziell verbreiteten Sichtweise anmelden, daß es sich beim Sparen des Staates an seinen Bürgern um die Konsequenz von "Sparzwängen" handelt, denen der Staat selbst unterliegt. "Sparen" - aber immer! Aber bitte richtig und verantwortlich; also nicht an unseren Studienbedingungen. (1) Wer so argumentiert, der hat sich die von oben verbreitete Sichtweise einleuchten lassen, nach der alle Mißlichkeiten, mit denen man selbst zu kämpfen hat - Bafögkürzungen, fehlende Bücher, volle Seminare - in Wahrheit nur der Ausfluß der guten oder schlechten Bewältigung von Problemen sind, die der Staat mit der Erfüllung seiner Aufgaben hat. So gesteht auch der Akademikernachwuchs der Politik zu, daß sie es schwer hat, weil sie sich mit einer schwierigen Lage herumzuschlagen habe; weshalb das höchste, das man fordern kann, ist, daß sie diese Aufgabe verantwortlich erledigt. (2) Die zu dieser verständnisvollen Anklage passenden Aktionen lassen nicht lange auf sich warten. Gegen verantwortungslose Politik demonstriert man den eigenen Bildungswillen - mit Vorlesungen am Brill, bitteren Pillen in der Sögestraße und einem kalten Bad am Unisee. So macht man Politiker in aller Höflichkeit, aber auch Dringlichkeit darauf aufmerksam, daß sie den Studenten, dem gesellschaftlichen Fortschritt und letztlich auch sich selbst keinen Gefallen tun, wenn sie ohne Rücksicht auf soziale und bildungspolitische Notwendigkeiten an den Unis herumreformieren.

So sicher sich die Studenten sind, daß die deutsche Bildungspolitik versagt, sowenig wissen sie allerdings zu sagen, bei der Erfüllung welchen Bildungauftrags denn eigentlich; und als Beleg für ihre Behauptung vom "Bildungsklau" haben sie bloß ihre eigenen Schwierigkeiten beim Studieren vorzuweisen. Irgendeine genauere Vorstellung davon, was das Bildungssystem anderes zu leisten habe, als es leistet, haben sie gar nicht anzubieten; außer eben der, das das Lernen und Lehren "effizienter" im Sinne ihres Ausbildungsziels zu erfolgen habe: Mehr Bücher, Räume, Professoren ... Daß die Universität für genau die Aufgaben, Tätigkeiten, "Funktionen" ausbildet, die diese Gesellschaft als höhere Berufschancen zu vergeben hat, versteht sich für die streikenden Studenten einerseits so sehr von selbst, daß sie weder einen kritischen Gedanken auf den Gehalt dieser Funktionen verwenden noch sich gar die Frage stellen, welcher Art die "Kenntnisse und Orientierungen" eigentlich sind, die dazu befähigen, in unserem Lande den Beruf des Lehrers, Sozialarbeiters, Journalisten, Rechtsanwalts, Parteivorsitzenden oder Bundesbankpräsidenten auszuüben. Andererseits scheuen sie sich nicht, Parolen wie "Bildung für alle" und "Chancengleichheit" vor sich herzutragen - obwohl ihnen schon im Zuge ihres 13jährigen Aufstiegs vom Erstklässler zum Abiturienten durchaus einmal hätte auffallen können, daß in einem Bildungssystem, das heranwachsenden Jugendlichen die für ihren jeweiligen "Platz" in dieser Gesellschaft nötigen Kenntnisse und "Orientierungen" - also auch bloß die! - verabreicht, solche menschenfreundlichen Ideale wohl kaum der Maßstab für die Verabreichung der jeweiligen Wissenshäppchen sind. (3) Es ist eben ein etwas widersprüchlicher Standpunkt, Leistungen des Staates in Sachen akademischer Ausbildung einzuklagen und gleichzeitig zu behaupten, man wäre in Sachen eines allgemeinen Menschheitsdienstes namens "Bildung" unterwegs - es sei denn, man versteht unter diesem hohen Gut eben doch bloß das, was dieses schöne Gemeinwesen seinen diversen Insassen jeweils an Kenntnissen und allgemeinen Sinnstiftungen, das Zurechtkommen im demokratischen Kapitalismus betreffend, zukommen lassen will.

Das Bekenntnis der Streikenden, wirklich nicht mehr oder anderes fordern zu wollen als das, wozu man ausweislich seines Status als Student doch berechtigt sei, beruht in all seiner Bescheidenheit auf einer ziemlich verkehrten Sichtweise dessen, was der Staat mit seinem Bildungswesen eigentlich bezweckt, wofür man selbst als Besucher dieser Anstalt also "eingeplant" ist. Mit dieser verkehrten Sichtweise präsentierten die streikenden Studenten sich als gut ausgebildete Produkte des deutschen Bildungswesens. Sie selbst sind der beste Beweis dafür, daß dieses "System" keineswegs "versagt" hat, sondern im Gegenteil recht gut funktioniert - nämlich im Sinne seiner Auftraggeber. "Lernen", sich bilden, Geist und Verstand betätigen soll die nachwachsende Generation nämlich schon - aber nur, um sich gegen jede schlechte Erfahrung den Glauben an die guten Absichten der Politik und an das letztliche Zusammenpassen der eigenen Anliegen mit diesen Absichten zu erhalten. Genauso haben sich die Streikenden aufgeführt. Sie haben die Politik auf dem Felde von Bildung und Ausbildung daran erinnert, was ihr eigentlicher Dienst und Auftrag zu sein hätte, und ihre eigenen Beschwerden haben sie als bloßen Beleg dafür vorgeführt, was passieren könnte, wenn die Politik ihren Auftrag verfehlt. So haben sich auch noch bewiesen, daß sie die Lehre beherzigt haben, nach der Kritik in unserem Lande mit der Klärung der Gründe für das organisierte Scheitern von jeder Menge hoffnungsfroher "Lebensperspektiven" nicht verwechselt werden darf, sondern in der geistigen Übung zu bestehen hat, die Politik am Maßstab ihrer eigenen Ideale zu blamieren. Und sie haben sich als gelehrige Schüler des Wissenschaftsbetriebs benommen, dessen Auftrag in der geistigen Verwaltung und der jeweils passenden aktuellen Ausgestaltung dieser Ideale besteht. Wo man also einerseits genau solche Sinnsprüche lernt wie die, daß es bei der Bildungspolitik um "Deutschlands Zukunft" geht, aber auch um so hehre Dinge wie den "sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft", der durch ein "Abgleiten von immer mehr Jugendlichen in die Orientierungslosigkeit" nicht gefährdet werden darf. Wo man sich andererseits aber auch den zu jedem Ideal dazugehörigen Realismus einleuchten lassen kann, der da besagt, daß diejenigen, die "es" nicht schaffen, nach bewährter begabungstheoretischer Logik auch nicht "geeignet" waren. Dann weiß man zwar nicht, worum es bei Bildung und Bildungspolitik in unserem Gemeinwesen geht - aber man kennt wenigsten ein paar Gesichtspunkte, unter denen man sich beides als mehr oder weniger sinnreiche Veranstaltung einleuchten lassen kann.


2. Bildungspolitik und Bildungskritik - zwei Seiten der gleichen Medaille


Daß das politische, ökonomische, kulturelle Fortkommen der Nation - jedenfalls irgendwie - von den Leistungen des Bildungssystems abhängig sei, sich an der "richtigen" Organisation von Bildung also der nationale Erfolg auch - wenigstens "mit-"entscheidet, gehört zur unverwüstlichen Einbildung derer, die das Bildungswesen organisieren und in ihm tätig sind. Dabei stimmt das Argument von der Bildung als "nationaler Ressource" nur in einem Sinn: Wissen, Fertigkeiten und die rechte staatsbürgerliche Einstellung der Bürger werden als Voraussetzung dafür gebraucht, daß der demokratische Kapitalismus seinen Gang gehen kann. Die Leistung des Bildungswesens besteht darin, diese Voraussetzung für die Erledigung der politischen und ökonomischen Vorhaben der Nation bereitzustellen; in Form von neuem Wissen einerseits, in Gestalt des ordentlich für die Berufshierarchie vorsortierten, mehr oder minder ausgebildeten Nachwuchses andererseits. Wissen und Fertigkeiten sind aber eben auch bloß Voraussetzungen für das Gelingen ökonomischer und politischer Vorhaben; am Vorhandensein von Wissen und von qualifiziertem Personal entscheidet sich der Erfolg der Nation nicht. Erstens entscheidet das Bildungssystem nicht über die Verwendung seiner "Produkte"; es ist Sache von Politik und Wirtschaft, was sie mit dem produzierten Wissen und den Fertigkeiten des ausgebildeten Nachwuchses jeweils anfangen wollen oder können. Zweitens hat das Bildungssystem aber deshalb auch keinerlei Einfluß darauf, mit welchem Erfolg Unternehmen wie staatliche Instanzen die gesellschaftlich verfügbaren Qualifikationen nutzen. Das ist einerseits Sache der verfügbaren ökonomischen Mittel, also von Markt und Konkurrenz, und hängt andererseits ab vom erfolgreichen Einsatz der politischen Macht, nach innen wie außen.

Das Verhältnis zwischen der Produktion von ausgebildeten Leuten, die für die Erledigung der politischen und ökonomischen Vorhaben der Nation verwendbar sind, und deren tatsächlicher Verwendung als Mittel von Staat und Kapital ist als Arbeitsmarkt organisiert. Jahr für Jahr verlassen Haupt-, Real- und Handelsschulabsolventen, Bankkaufleute, Abiturienten, diplomierte Soziologen, Lehrer etc. die Bildungsstätten: Leute mit einer staatlich bescheinigten Qualifikation, die sich dann einen Job zu suchen haben. Auch für sie erfüllt die erfolgreich absolvierte Bildung, d.h.: die amtliche Bescheinigung einer bestimmten Abschlußstufe den Tatbestand der Voraussetzung. Haben muß man den Schein, damit man überhaupt zur Bewerbung um bestimmte Posten antreten kann. Ob er überhaupt und wenn, zu welchem Posten er dann im Ernstfall taugt, hängt einerseits ab von der Nachfrage seitens derer, die die entsprechenden Berufspositionen einrichten, andererseits von der Masse der Bewerber mit entsprechender Qualifikation. "Nachfrager" sind der Staatsapparat mit seinen vielfältigen Funktionen, Behörden und Diensten, sowie die privaten Unternehmen. Das ist der ganze "Praxisbezug", den Bildung in der freien Marktwirtschaft hat: Das staatliche Bildungswesen stellt das Material von Ausgebildeten bereit, aus dem sich diejenigen, die diese "Produkte" benötigen, sich die für sie Geeigneten heraussuchen. (4)

Der Staat befriedigt mit seinem Bildungswesen zum einen seinen eigenen Bedarf an halbwegs gut erzogenen Staatsbürgern, die über die nötigen Zivilisationstechniken verfügen müssen, um sich überhaupt auf dem Arbeitsmarkt, in der Familie, auf der Sparkasse und in der Wahlkabine korrekt aufzuführen. (5) Zum anderen bedient er den Bedarf von Arbeitgebern aller Art so, daß er den je besonderen und mit der Umwälzung der Produktionsweise wechselnden Bedarf von konkurrierenden Interessenten in eine Art Durchschnittsangebot übersetzt, dem er mit einem Bildungswesen unter seiner Regie, also getrennt von den Subjekten der Nachfrage, entspricht. Eben weil sein Bildungssystem diesen wechselnden Anforderungen dient und dienen soll, macht es sich vom jeweils aktuellen "Stand" der Nachfrage frei. Wie soll auch ein mehrjähriges Studium für einen Beruf geplant werden, wenn die nachgefragte Qualifikation XY doch nur ein Konkurrenzmittel ist, folglich andere Arbeitgeber, kaum ist sie auf dem Markt, schon wieder daran arbeiten, sie durch eine rentablere zu ersetzen. So gibt es denn Studiengänge, die sich allgemeineren Lehrinhalten verpflichten - die vielleicht für ein ganzes Spektrum von nachgefragten Qualifikationen gebraucht werden - und sich dann mit Notwendigkeit den Vorwurf der Praxisferne anhören müssen. Und da gibt es andere, die gleich auf einen bestimmten Bedarf abzielen, denen dann vorgehalten wird, sie betreiben Daimler-Benz-Wissenschaft (oder Conti-Wissenschaft).

Weil der Nutzen von Wissensproduktion und Ausbildung seinen Maßstab außerhalb, in der Bedienung der wechselnden Erfordernisse des Marktes und der Politik hat, läßt sich der "Erfolg" des Bildungswesens an ihm gar nicht feststellen. Das hat eine quantitative Seite: Ob volle Hörsäle und steigende Studentenzahlen für Erfolg oder Mißerfolg sprechen, kommt eben ganz darauf an. Werden mehr Studenten von Staat und privater ...konomie nachgefragt, dann werden diese Daten als Erfolg verbucht; umgekehrt umgekehrt. Das hat aber auch eine qualitative Seite. Die "Lerninhalte", die vermittelt werden sollen oder müssen, sollen ja den Erfordernissen des "Arbeitmarktes" entsprechen; dem ist aber gar nicht so ohne weiteres zu entnehmen, ob das Bildungswesen seinen nationalen Aufgaben gerecht wird. Steht betriebliche Schulung von Führungskräften nun für ein Versagen des Bildungswesens, wo der Betrieb doch Versäumnisse der Hochschule nachbessern muß? Oder verweist dies auf eine solide Grundausbildung, auf der der Betrieb aufbauen kann? Ist die Einrichtung neuer Studiengänge - für Informatik etc. - ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit des Bildungswesens oder ein Beweis dafür, daß die Unis immer erst reagieren, wenn es zu spät ist; d.h. die Studenten, die sich auf diesen Zukunftsberuf stürzen, nach zehn Semestern damit konfrontiert sind, daß ihre Qualifikation durch neue Rechner ersetzt wird? Das ist eine Frage der Betrachtungsweise und sonst nichts: Vom Standpunkt eines Betriebes ist jede DM, die er für die Ausbildung seiner Leute aufwenden muß, unrentabel eingesetztes Geld und eine einzige Anklage an das staatliche Bildungswesen. Vom Standpunkt staatlicher Bildungsverwaltung stellt sich dasselbe Faktum anders dar: Sie können nicht und haben auch gar nicht vor, es jedem Betrieb recht zu machen. Sie können es deshalb als Zeichen für das gute Funktionieren ihres Bildungssystems werten, wenn Schulabsolventen eingestellt werden - auch wenn der Betrieb deren Ausbildung noch nicht für voll betriebstauglich erachtet. Genauso gut aber können sie den Standpunkt der Nachfrager teilen und sich um mehr "Praxisnähe" bemühen.

Die Bilanz der nationalen Bildungspolitik wird dennoch gezogen. Wenn zum einen der Nutzen des Bildungswesens durch seine jeweilige Organisation gar nicht sichergestellt werden kann, weil über seinen Erfolg erst außerhalb von ihm, nämlich auf den Arbeitsmärkten von diversen Arbeitgebern aller Art befunden wird, wenn zum anderen an diesem Erfolg aber überhaupt nur am Bildungswesen gearbeitet werden kann, dann bringt das Bildungspolitiker nicht zur Verzweiflung. Dieser widersprüchliche Umstand nötigt ihnen vielmehr Übersetzungsleistungen ab. So wird denn heute der nationale Standpunkt, daß der deutsche Standort zu wünschen übrig läßt und auf Vordermann gebracht werden muß, in eine Bildungsbilanz übersetzt, in der Haushalts- und damit Kostenfragen regieren und ihre eigene Logik entfalten, und in der die Daten des Bildungswesens schlicht und einfach wie Erfolgsindikatoren bewertet werden. Das eröffnet Raum für bildungspolitische Spekulationen und interessierte Betrachtungen jeder Art. Ein objektiver Befund ist von der Logik der Sache her nicht zu haben, wenngleich alle daraus folgenden politischen Beschlüsse sofort die Qualität einer neuen Objektivität erhalten; d.h. für Studierende gültig sind.


3. Die aktuelle Bilanz der Bildungspolitik


Heutezutage betrachten Bildungspolitiker das nationale Bildungswesen durchaus kritisch; genauer gesagt: mit einer Mischung aus Wohlgefallen und Mißbehagen.

Das Wohlgefallen bezieht sich auf Prinzipielles. Es wird festgestellt, daß der Nachwuchs vollständig das staatliche Bildungswesen durchläuft, vollständig "beschult" ist und daß es auf all seinen Stufen, von der Haupt- und Berufsschule über die Fachschulen bis hin zur Universität immer ein hinreichend großes Quantum an ausgebildetem Nachwuchs entläßt, aus dem die Arbeitgeber aus ...konomie und Staat ihren Bedarf decken können. Diesem Wohlgefallen ist übrigens zu entnehmen, daß Engpässe immer nur in einer Richtung festgestellt werden: Der Bedarf wird auf dem Markt festgestellt und die Hochschulen haben ihm zu entsprechen. Eine Umkehrung der Betrachtungsweise fällt der Bildungspolitik nicht ein. Für sie ist es kein Mangel, wenn der Bedarf der Anbieter von Jobs übererfüllt wird, also eine ganze Reihe von Hochschulabsolventen keine ausbildungsadäquate Arbeit finden. Für sie fällt das eher unter einen Sonderservice, der es den Abnehmern erlaubt, aus dem Vollen zu schspfen. Wenigstens in dieser Hinsicht haben sie daran nichts auszusetzen. Daß studentisches Interesse und die gesellschaftliche Funktion der Universität nicht zur Deckung kommen, geht so gesehen in Ordnung; ob alle Ausgebildeten in dem studierten Beruf unterkommen, ist gar nicht der Maßstab von Bildungspolitik. Sie will mit der Uni nicht die Bedürfnisse von Studierenden bedienen, sondern ihr sind umgekehrt das Studierinteresse und die Studienanstrengungen das Material, mittels dessen die Nachfrage von Kapital und Staat nach wissenschaftlichen Qualifikationen bedient wird. Wenn die Gesamtheit des ausgebildeten Staatsvolks einen Fundus an Qualifikationen bildet, aus dem sich diverse Arbeitgeber aus Politik und ...konomie für wechselnde Erfordernisse bedienen, dann stimmt die Volksbildung.

Das Mißbehagen, das Bildungspolitiker heute artikulieren, stellt nur die Kehrseite dieses positiven Befundes dar. Wenn Bildungsskonomen etwa herausgefunden haben, daß hierzulande im Vergleich zu Frankreich länger studiert und kürzer gearbeitet wird, und wenn dies an die große (nationale) Glocke gehängt wird; wenn heute mit Besorgnis registriert wird, daß die Verlängerung des Studiums daran liegt, daß Studenten jobben müssen; daß überdies viele Studierende ihr Studium vorzeitig abbrechen; daß es an Praxisbezug fehlt; daß in zahlreichen Ausbildungsgängen mehr Studenten ausgebildet werden, als der Markt nachfragt; und daß es umgekehrt immer noch Studiengänge gibt, für deren Absolventen es längst überhaupt keinen Markt gibt, der von nationaler Relevanz ist, dann benennt die Kritik nur Begleitumstände dessen, was als gelungene Bildung festgehalten wird. Daß der Bedarf "des Marktes" übererfüllt wird, das verweist auf Fehlplanung, die unnötige Kosten verursacht. Wenn Studienzeiten durch Geldnöte von Studenten verlängert werden, dann stellt sich die Frage, ob die eigentlich ein Recht aufs Studium besitzen. Und wenn dann noch der Vergleich mit Frankreich eine Rolle spielt, dann ist deutlich gemacht, welcher Maßstab auch an das Bildungswesen angelegt wird: Per Bildung die Überlegenheit der Nation sicherstellen. Das Mißbehagen ordnet also nur das Verhältnis zwischen der Vorsortierung, die das Bildungswesen für die Märkte vornimmt, zu der Endsortierung, die durch die Nachfrage auf den Arbeitsmärkten geschieht, neu. Bestand das Lob darin, daß die Endsortierung auf das Resultat der Vorsortierung zurückgreifen kann, so wird nun vom Kostenstandpunkt kritisiert, daß die Vorsortierung das Ergebnis der Endsortierung nicht schon vollständig vorwegnimmt, sprich: es nicht für jeden Ausgebildeten eine Nachfrage gibt.

Helmut Kohl hat all dies vor einigen Jahren so zusammengefaßt: Es sei ein Skandal, daß es inzwischen fast mehr Studierende als Lehrlinge gäbe. Andere Bildungspolitiker merken an: Es könne nicht angehen, daß ca. 40 Prozent eines Jahrgangs studieren, denn soviel "begabte Menschen" gebe es nun einmal nicht. Und Helmut Schmidt räsonierte jüngst in Hamburg, daß das Studium "viel zu vielen, zur Wissenschaft kaum befähigten jungen Menschen" offen stehe (HAB, 9.11.95). Festgemacht wird dieser Befund an Abbrechern und "Bummelanten", an taxifahrenden Lehrern und an überfüllten Hörsälen. Aus dem Umstand, daß heutzutage viele Studienabsolventen keinen adäquaten Job bekommen, ziehen Politiker nicht etwa den Schluß, daß zu wenige Jobs angeboten werden, sondern erklären die Studenten zur Ursache dieses Überangebots. Wer in seinem gelernten Beruf nicht unterkommt, der ist selbst zuviel; und wer zuviel ist, der hat sich nicht durchsetzen können; und wer sich nicht durchsetzen konnte, ist unbegabt und gehört nicht auf die Uni; und wer sich auf der Uni herumtreibt, obwohl er da nicht hingehört, der nivelliert letztendlich das Niveau "der Intelligenz", aus der sich bekanntlich die nationale Elite rekrutiert. So wird - von Herzog, Kohl, Schmidt u.a. - sehr staatsmännisch weitergedacht und der nächste Punkt der Kritik deutlich: Bei 40 Prozent Studierenden, da verschwimmen doch glatt die Grenzen zwischen dem Volk und der Elite. Das darf nicht sein, weil sich sonst das Volk was Falsches einbildet und die Funktionalität der Elite Schaden nimmt.

Die Bildungspolitiker haben also auf ihre Weise längst entdeckt und moniert, was die Studenten heute als ihre Bildungsmisere festhalten. Nur legen sie an dieselben Sachverhalte ganz andere Maßstäbe an. Wo Studenten sich über schlechte Studienbedingungen beklagen, da entdecken Politiker nichts als herausgeworfene Steuergelder. Wo Studenten sich beschweren, daß sie Studium, Job und Prüfungsvorbereitung nicht unter einen Hut kriegen, da sehen Bildungspolitik lauter zu Unrecht studierende Menschen, die nicht studientauglich sind. Wo Studierende befürchten, trotz eines aufwendigen Studiums keinen ausbildungsadäquaten Arbeitsplatz zu bekommen, da reklamieren Politiker eine falsche Einstellung, Fehlinvestitionen und zusätzlich eine unnötige Belastung der Sozialversicherungen. Wo also Studierende für sich einklagen, daß ihnen das Studium sachlich und finanziell erleichtert werden müsse, da bestreiten Politiker einem Teil der Studierenden mit dem Verweis auf dieselbe "Mängel" das Recht auf ein Studium und klagen sie der Verschwendung gesellschaftlicher Ressourcen an. Sie sehen den einzigen Mangel in einem Überfluß an Studierenden und leiten daraus falsche Ansprüche von Studenten ab, die in die Elite aufsteigen wollen, aber dort nichts verloren haben Wo die Bildungspolitik in ihnen einen Betrug an der Gesellschaft entdeckt, sieht der "Studentenberg" dagegen umgekehrt sich um seine Chancen betrogen. Gerade dort, wo die Studierenden mehr Geld einklagen, erblickt umgekehrt die Bildungspolitik einen entscheidenden Hebel zum Sparen. Rüttgers weiß schließlich, warum er nur 40 Millionen zusätzlich für Bibliotheken, und nicht 40 Milliarden für neue Hörsäle, mehr Bafög, neue Hochschullehrerstellen usw. bewilligt hat. Nur in der Kritik des fehlenden Praxisbezuges gibt es eine volle Übereinstimmung. Brauchbar sollen die Studenten werden und brauchbar wollen sie gemacht werden.

Diese gegensätzlichen Urteile verdanken sich jeweiligen Interessen und Sichtweisen von Machern einerseits, Betroffenen andererseits. Objektiv ist an all dem eigentlich nur ein Befund. Beide Seiten - Studenten und Bildungspolitiker - sind damit konfrontiert, daß die Standortpolitik Arbeiter und Angestellte massenhaft überflüssig macht. Sie werden das Opfer von Rationalisierungen, von Kapitalexport, von Pleiten nicht-konkurrenzfähiger Unternehmen, von Invalidität, von Frühverrentung usw. Derselben Logik verdankt es sich, daß Lehrlinge keine Anstellung und eine Lehrstelle nur dann finden, wenn sie subventioniert wird. Da auch im Rahmen der staatlichen Behörden - z.B. im Gesundheits- oder Bildungswesen, bei ehemals staatlichen Einrichtungen wie Bahn und Post im Gefolge der "Privatisierung" - Massenentlassungen durchgeführt werden, gibt es inzwischen nicht nur offiziell gezählte fünf Mio. Arbeitslose, sondern zugleich das feststehende Urteil, daß deren Zahl sich erhsht, in allen gesellschaftlichen Bereichen Arbeitslose anfallen und von einer bleibenden "Sockelarbeitslosigkeit" von -zig Millionen in der Zukunft ausgegangen werden muß. (6)

All diese, auf Erwerbsarbeit angewiesenen Menschen fallen jetzt nicht etwa in das, was Marx die "Reservearmee" genannt hat. Sie gehören nicht zu vorübergehend Unbeschäftigten, die als "Reserve" für Phasen der Prosperität zur Disposition stehen und die es deshalb dem Sozialstaat danken dürfen, daß er ihnen mit ihren eigenen Lohngeldern dabei hilft, alles zu tun, um wieder benutzt zu werden. Vielmehr werden heute immer mehr von ihnen absolut überflüssig gemacht und haben keinerlei Aussicht auf Erwerbsarbeit. Sie werden von Betrieben und Behörden auf Dauer nicht gebraucht, ihr Einsatz ist entweder nicht rentabel oder er ist politisch unnötig; und folglich stehen sie ohne Einkommen da, gelten in der kapitalistischen Gesellschaft ungeachtet all ihrer vielleicht akkumulierten Bildung nicht als "Humankapital", sondern als ein "totes Gewicht". Das ist ein Befund, von dem Bildungspolitiker natürlich wissen. Auf allen Ebenen der Ausbildungshierarchie lernen und studieren Menschen, die nach den Kriterien, die hierzulande auf den Arbeitsmärkten Gültigkeit besitzen, bereits überflüssig sind, bevor sie überhaupt den Arbeitsmarkt betreten haben. (7) Das ist die "Lage", die Bildungspolitiker heutzutage am Bildungswesen "kurieren" wollen. So sieht ihre Reform deshalb auch aus.


4. Die Reform des Bildungswesens


Die Bildungspolitik legt folgende Bilanz vor: Erstens leistet das Bildungssystem alles, was es soll, und zwar im Übermaß. Zweitens fehlt es an Praxisbezug. Drittens treiben sich besonders in den höheren Regionen des Bildungswesens zuviel Menschen zulange herum, die dort nicht hingehören. Viertens ist der ausgebildete Nachwuchs ganz generell gemessen an der Nachfrage zuviel. Also erzeugt dieser Sektor nach allen gültigen Maßstäben überflüssige Kosten, die beseitigt werden müssen.

Diesen Befund nimmt die Politik zum Ausgangspunkt, wenn sie den Bildungssektor unter den derzeit gültigen Sparauftrag beugt. Da geistert die Vorgabe von drei Prozent durch die Landschaft und legt Zeugnis davon ab, daß nicht etwa die alte, bekannte Kostenfrage auf dem Tisch des Bildungshauses liegt, sondern etwas anderes. Schon immer mußten sich Bildungsverantwortliche der Haushaltsfrage stellen, ob nicht das, was sie an Bildung für nötig erachten, auch billiger zu haben ist. Da wurden sie manchmal fündig und manchmal stellten sie fest, daß nichts zu kürzen geht, weil jede Verbilligung einen Abstrich von ihren politischen Anliegen bedeuten würde. Jetzt stellt sich die Sache anders dar: Jetzt steht erstens der allgemeine staatliche Sparauftrag fest, er hat erste Priorität. Und zweitens ist klar, daß der Bildungssektor ein Bereich ist, wo - eben ganz im Unterschied zum Eurofighter! - nicht nur gespart werden kann, sondern sogar - wegen "Effizienz"! - gespart werden muß. Das nennt sich heute: Reform. Es geht nicht darum ob, sondern nur darum, wo und wie gespart wird. Dabei schließt natürlich auch hier die Sparpolitik die Frage ein, ob nicht etwa in bestimmten Abteilungen sogar mehr ausgegeben werden muß, damit das Bildungswesen effektiver arbeitet - im Interesse des gegenwärtig gültigen, obersten politischen Ziels, der Standortförderung.

Es ist also die Bildungspolitik gefordert. Die würfelt nicht, sie setzt auch nicht den Rasenmäher an, sondern sucht nach Kriterien, nach denen diese Spar- bzw. Effektivierungsmaßnahmen durchzuführen sind. Diese werden der Begutachtung des Bildungswesens entnommen und es wird die Frage gestellt, ob das Bildungswesen noch den nationalen Aufgaben gerecht wird.


a) Die Reformdebatte

Seit geraumer Zeit findet eine eifrige bildungspolitische Debatte statt. In der werden zur Behebung aller Beschwerden Konzepte vorgelegt.

Da gibt es zunächst ein Sparkonzept. Eine radikale Sparpolitik erklärt jeden Studenten, der länger als vorgesehen studiert, der abbricht oder keinen Job findet, für eine finanzielle Belastung des Bildungshaushalts und plädiert für eine durchgreifende frühzeitigere Selektion. Die dazu passenden Reformvorschläge liegen vor - partiell sind sie schon umgesetzt: Da gibt es den Vorschlag, die Abiturientenquote zu reduzieren, eine schärfere Selektion am Gymnasium durchzuführen und die Schulzeit zu verkürzen; Universitätseingangsprüfungen einzuführen, ein strafferes Studium mit Prüfungen und der Androhung der Zwangsexmatrikulation, dazu Kurz- und Langstudiengänge einzuführen (vgl. HRG: Bachelor und Master), eine Konkurrenz zwischen den Universitäten durch leistungsgebundene Geldvergabe, geknüpft an die durchschnittliche Studiendauer, einzurichten und vor allem die Finanzkraft der Studierenden über die Einführung von Studiengebühren und ähnlichem ganz offiziell wieder zum Selektionskriterium zu machen. (8)

Natürlich wissen die Konzeptedrechsler, daß sie sich mit einer solchen Bildungsreform polemisch gegen die erfolgreiche Bewältigung der "Bildungskatastrophe" der 60er Jahre stellen. Damals soll Deutschland unter einem Mangel an Abiturienten gelitten haben. "Bildungskatastrophe" hieß das. Und damals wurden passend zum politischen Bedarf ungeahnte "Begabungsreserven" entdeckt und unter dem Stichwort "Chancengleichheit" dem Nachwuchs aus den unteren Klassen und Schichten der Weg zum Studium geebnet. Heute "leiden" Bildungspolitiker an der erfolgreichen Behebung der damaligen Misere, entdecken eine "Abiturientenschwemme", ziehen das Argument von den "Begabungsreserven" aus dem Verkehr, erklären umgekehrt nun das Volk für ziemlich "unbegabt" bzw. für gerade so "begabt" wie es dem Markt entspricht und wollen von Chancengleichheit nichts mehr wissen, weil die "sozial Schwachen" dank staatlicher Sparpolitik ihr Studium nicht selbst finanzieren können.

Eine solche, auf frühzeitige und straffe Selektion zielende Bildungsreform würde nun den alten Trend umkehren und den "Studentenberg" "nach unten" verschieben: auf Fachhochschulen, Fachschulen oder Berufsschulen. So stoßen Bildungspolitiker darauf, daß dann noch größere Teile des Nachwuchses um jene Plätze Ausbildungs- und Arbeitsplätze konkurrieren, die unterhalb der "Jobs der Elite" noch angeboten werden. Das Problem, das sie sparbeflissen an den Universitäten lassen wollen, würden sie auf die unteren Ränge des Ausbildungswesens verschieben. Das Gedrängel wäre da nur um so größer. Dies hat zu weiteren Reformvorschlägen geführt. So geistert in der bildungspolitischen Debatte der Begriff des "Parkstudiums" herum. Er wird allmählich von einem kritischen zu einem konstruktiven Begriff - Paradigmenwechsel heißt das dann. Aus der Erfahrung heraus, daß der gesamte ausgebildete Nachwuchs für die politischen und ökonomischen Belange dieser Gesellschaft nicht gebraucht wird, kreieren Bildungspolitiker einen neuen Studienzweck: Studieren, um nicht gleich dem Heer der absolut Überflüssigen zugeordnet zu werden. (9) Studieren, obwohl keine Aussicht auf Arbeit besteht. Studieren, um nicht - "auf der Straße" - unangenehm aufzufallen oder auf falsche Gedanken zu kommen. Was im Sparkonzept unter "überflüssigen Kosten", unter "Luxus" kritisiert wird, wird also neuerdings positiv gewürdigt. Und im unteren Bereich des Bildungssektors ist mit der Etablierung dieses originellen Ausbildungszwecks bereits ein Anfang gemacht. Dort ist bereits ein sogenanntes Berufsgrundbildungsjahr für Hauptschüler eingeführt worden, die keine Lehrstelle finden. Weil für immer weniger Menschen, folglich auch für immer weniger jüngere Leute rentable Arbeitsplätze angeboten werden, gilt einigen Bildungspolitikern die "Überwinterung", das "Parken" im Ausbildungswesen als eine Zwischenlssung. Mit der wird zwar kein neuer Arbeitsplatz geschaffen, aber die nicht zu vermittelnde Jugend einer "sinnvollen Tätigkeit" zugeführt, für die es nur ein Ausbildungskonzept gibt: Wer in der Schule unter Aufsicht ist, treibt sich jedenfalls nicht herum.

Hier geraten sich zwei Anliegen der Politik in die Quere: Die "Sparbildung" nimmt den Arbeitsmarkt zum Maßstab und setzt auf frühzeitige Selektion. Die "Parkbildung" entdeckt an den Auswirkungen dieser Selektion einen Beitrag zur Verwahrlosung der Jugend und will sie weiterhin staatlicher Aufsicht unterstellen, wenn sie vom Arbeitsmarkt nicht nachgefragt werden. Hier werden Kosten mit "gesellschaftlichen Kosten" abgewogen.

Zur Behebung der Praxisferne gibt es aparte Konzepte nach dem Muster "Von den USA lernen". Zum einen gibt den Vorschlag, Studenten sollten sich um Sponsoren kümmern und damit ihr Studium finanzieren. Es gibt die Anregung, die Erlaubnis zur Schaffung oder Stiftung von Privatuniversitäten großzügiger zu erteilen. In denen kann dann ausgewähltes und d.h. entsprechend betuchtes Studentenmaterial auf vorher von Großfirmen garantierte Karrieren vorbereitet werden. Anfänge sind gemacht. Ebenso soll die "Kluft" zwischen "Theorie und Praxis" überbrückt werden, indem Fachbereiche oder Institute "den Kontakt mit der Wirtschaft pflegen". Das wird Betriebe freuen, die sich auf diese Weise die betriebliche Feinarbeit oder Umschulung zu ersparen versuchen, damit bei sich unproduktive Kosten sparen und sich bei der Universität dann mit einem neuen Overheadprojektor bedanken. Der Versuch, den Markt hinsichtlich der gewünschten Qualifikation - eine Arbeitsplatzgarantie wird kein Betrieb der staatlichen Universität geben - auszuschalten, wird andere Marktnutznießer kaum gleichgültig lassen. Immerhin ist die Aufgabe der Hochschule nicht erfüllt, den Bedarf aller Nachfrager allgemein zu bedienen und zwar zugunsten einer bedarfsgerechten Ausbildung für eine ganz bestimmte Nachfrage, mit der die anderen dann vielleicht nichts anfangen können. Mit Sicherheit würden solche Beschwerden dann mit Großzügigkeit übergangen, wenn es sich um national bedeutsame Betriebe handelt. (10)


b) Die "Reform"

Zwischen diesen Positionen gibt es ein Hin und Her; für keines der Konzept ist eine Entscheidung gefallen. Bildungsökonomen dürfen ausrechnen, was "uns" teurer kommt. Vielleicht einigen sich die bildungspolitischen Behörden auch darauf, es bei einer "Vielfalt" konkurrierender Konzepte zu belassen. Ohnehin besteht für sie keine Entscheidungsnot. Und das liegt daran, daß die Unzufriedenheit mit dem, was in den Unis läuft, so groß nicht ist.

Es läßt sich sogar umgekehrt feststellen, daß dem Status Quo durchaus "reformerische" Seiten abgewonnen werden. Gerade in jenen Bedingungen, gegen die Studierende heute protestieren, entdecken manche Bildungspolitiker - im Widerspruch zur Logik des reinen Sparkonzepts - einen relativ kostengünstigen Weg der Bewältigung von Studentenbergen. Sie sehen im Konkurrieren unter erschwerten Bedingungen ein voll taugliches Instrument der Selektion. Sollen sich dann eben "die Besten" unter härteren Bedingungen durchsetzen, heißt das Motto, dann kommt auch der richtige Nachwuchs für die Elite heraus; wobei "die Besten" solche Studierende sind, die privat über jene günstigen "Studienbedingungen" verfügen, die ihnen die Universität nicht bietet: Die also nicht für ihr Studium arbeiten müssen, die nicht auf die Bibliothek angewiesen sind, die über Beziehungen verfügen und sich Repetitorien leisten können. Für diese Reform muß in der Tat wenig geändert werden. Für sie wäre der Verzicht auf neue Hochschullehrerstellen, auf verbessertes Bafög, auf bessere Ausrüstungen usw. gerade das positive bildungspolitische Mittel. Studenten müßten sich sagen lassen: "Das, wogegen ihr protestiert, mag zwar für Euch eine Unannehmlichkeit und eine Erschwerung des Studiums sein, für uns, die Bildungspolitiker, die andere, übergeordnete Maßstäbe anlegen und durchsetzen, ist eben dieser Zustand ziemlich wünschenswert, da er die Selektion zur Leistung Eures Konkurrierens macht!" Und wenn dabei viele vorzeitig das Handtuch werfen, dann würde dadurch eben mehr Platz frei für den "begabten" Rest. In der Debatte läuft das auch unter dem zynischen Motto "Erhöhung der Eigenverantwortlichkeit".

Daß damit die Uni auch eine Art Parkplatz wird, ist gewünscht. Allerdings hält sich diese Funktion in Grenzen, denn wenn die Zwischenprüfungen nicht bestanden sind, ist es mit dem Parken auch wieder vorbei. Dann wären die "Begabten" unter sich, und um die Funktionsfähigkeit der "Elite" müßte sich niemand mehr Sorgen machen. Sie dürften sich in der "autonomen Verwaltung" der Hochschule bewähren und würden bei Sponsoren einen guten Eindruck machen. Der gescheiterte, weil "unbegabte" Akademiker könnte sehen, ob er in einer anderen, untergeordneten Bildungsanstalt unterkommt. Auf jeden Fall wäre er dort besser aufgehoben, weil die Parkkosten nach unten abnehmen. Und irgendwohin muß er ja. Früh genug werden ohnehin Teile des Nachwuchses erfahren, daß das Bildungswesen keine soziale Anstalt ist. Die stehen dann "im Leben", "auf eigenen Beinen", sprich: "auf der Straße" und müssen ihre Lage bewältigen - mit der neuen Mischung aus ausbildungsfremder Teilzeitarbeit, Sozialhilfe, Moral und polizeilicher Aufsicht.


Fazit


In ihrem Streik um bessere Studienbedingungen und gegen "Bildungsklau" haben die Studenten das Entscheidende verpaßt. Die so eifrig geführte bildungspolitische Debatte um eine Reform der Universitäten ist nur die ideologische Begleitmusik dazu, daß das Ziel der gegenwärtigen Reform - Kosten zu sparen und die Studentenberge loszuwerden - in weiten Teilen durch den Status Quo der Unis längst praktisch entschieden ist. Was an den heutigen Unis in Sachen erschwerter Studienbedingungen läuft, ist nicht der Verzicht auf Reform, sondern im Gegenteil eine Methode, mit der die Bildungspolitik ihren aktuellen, selbsterteilten Auftrag erledigt. Wenn die Streikenden dagegen dies Reformprogramm als Versagen der Bildungspolitik geißeln, dann lassen sie sich in ihrem Protest nur von dem ziemlich unverwüstlichen guten Glauben leiten, daß "unser aller" politisches Gemeinwesen einen so schnöden Umgang mit seinen akademischen Bildungsstätten und den in ihnen Lehrenden und Lernenden nie und nimmer mit Willen und Bewußtsein im politischen Programm haben kann. Da haben sie unrecht - und diese Täuschung kommt den Politikern gerade recht.

Politiker aller Parteien haben für den studentischen Streik Verständnis gezeigt - was nur die herablassende Form der Mitteilung ist, daß sich in der Sache natürlich nichts schiebt. Am Streik haben sie genau diesen Geist des Vertrauens in die Politik entdeckt und ihn herausgestrichen. Dem demonstrierten Interesse an besseren Studienbedingungen haben Politiker einen generellen Reformwillen entnommen, und den loben sie. An dem finden sie gut, daß Studenten sich nicht - wie andere, in der letzten Zeit in die Schlagzeilen geratene Jugendliche - politikverdrossen dem "Hedonismus hingeben", ausflippen, "null Bock" haben oder sich der Jugendgewalt-Szene zuordnen. Insofern ist das politischen Wohlwollen, das den Demonstranten entgegengeschlagen ist, auch nicht einfach eine Reaktion auf die Proteste; die sind nur Anlaß für eine, ganz der eigenen Berechnung folgende politische Mitteilung an die Adresse der studierenden Jugend, die zukünftige Elite. So und nicht anders ist sie gewünscht: Studierwillig und zugleich kritikfähig, leistungsbereit und doch selbständig, aufmüpfig und doch der gewählten Politik vertrauend. Ansonsten gilt: Die Zeit ist vorbei, in der den Studenten die Diplome auf dem Silbertablett nachgereicht werden. Sie müssen selbst etwas für die Reform tun. Der Eigeninitiative sind nur die Grenzen gesetzt, die die Politik vorgibt. Niemand hat etwas dagegen, wenn Studierende für Bücher Blut spenden, Sponsoren in der Industrie suchen oder in der Freizeit Bibliotheksdienst schieben.

Noch dem resignierenden Kommentar der letzten Streiktage, die Studenten hätten von den Politikern nur "Lippenbekenntnisse" gehört, war zu entnehmen, daß Studenten von den Politikern nur in ihrer Erwartung enttäuscht sind, nicht aber, daß sie ihre Erwartung selbstkritisch reflektiert oder wenigstens die Klarstellungen begriffen hätten, mit denen die Politik das Verhältnis zu ihnen zurechtrückt. Dabei ist ihnen nicht einmal etwas versprochen worden: Die Politiker haben das Anliegen von Universitätsreform überhaupt bekräftigt, aber den studentischen Anliegen eine Absage erteilt. Die Bildungspolitiker - und zwar die aus allen Parteien - meinen ihre Reform und sonst nichts. Sie sehen keinen Grund, die gültige bildungspolitische Linie in Frage zu stellen; Parolen wie "Bildungsklau" beeindrucken sie nicht, weil sie sich an dem Maßstab allgemeiner Volksbildung gar nicht messen lassen wollen. Ansonsten verlassen sich die Inhaber der Staatsmacht in gewohnter Weise auf die gültigen gesellschaftlichen Zwänge, die der Jugend gar nichts anderes übriglassen als genau die "Angebote" nach Kräften wahrzunehmen, die ihnen die Politik gerade anbietet, d.h. aufdrückt. Als Student muß man sich dann nur noch die Perspektiven, die einem als "höherqualifizierte" Berufstätige oder als Teil des unbrauchbaren nationalen Menschenmaterials geboten werden, in "persönliche Chancen" übersetzen - dann kann man, bildungspolitisch gesehen, eigentlich gar nichts mehr verkehrt machen.


Margaret Wirth, Januar 1998

Margaret Wirth ist Hochschullehrerin an der Universität Bremen


Anmerkungen:

(1) Wer die durch nichts außer einem gutem moralischen Klang untermauerte Behauptung aufstellt, daß ein Lehrstuhl für vergleichende Kulturwissenschaft - um ein beliebig herausgegriffenes Beispiel zu nehmen - "unserer Gesellschaft" doch um ein Vielfaches geldwerter zu sein hätte als ein Eurofighter, muß sich nicht wundern, wenn ihm entgegengehalten wird, daß man Landesverteidigung und gelehrtes Dichten nicht gegeneinander ausspielen darf. Mehr, als daß ihm das Ergebnis des staatlichen Abwägens in diesem Falle nicht paßt, hat er ja mit seinem Einfall gar nicht zu Protokoll geben wollen.
(2) Eine verbreitete Kritik an dieser "Sachzwangideologie" heißt: Nicht Sachzwänge, sondern fremde, nämlich "Kapitalinteressen" seien es, denen das hohe Gut "Bildung" geopfert werde. Allerdings ist die Erklärung staatlicher Maßnahmen als Wirkung des Einflusses, den eigennützige "Kräfte" auf die Politik ausüben, nur eine kritische Fassung der Vorstellung, "eigentlich" habe sich die Politik um das Wohl von "uns allen" zu kümmern, und werde nur durch mächtige Sonderinteressen vom guten Wege abgebracht. Wobei einem immerhin einfallen könnte, daß es doch merkwürdig ist, daß sich die Politik immerzu von denen beeinflussen läßt. Steckt da vielleicht "System" dahinter? Oder hat es gar mit dem Inhalt des Staatsprogramms selbst zu tun?
(3) Das häßliche Wort "Selektion", die in unserem Bildungswesen bekanntlich als fortschreitender Ausschluß von der Teilnahme an höheren Bildungsveranstaltungen erfolgt, soll ja auch schon in Pädagogikseminaren vernommen worden sein - gepaart mit der kritischen Sorge, ob bei der stattfindenden Auslese auch die unterschiedlichen Interessen, Neigungen und Begabungen der Kinder hinreichend Berücksichtigung finden. "Elite" gilt unter Studenten deshalb als Schimpfwort: Lieber stellt man sich seinen späteren Beruf als Ausübung einer Sachaufgabe in einem sinnreich organisierten arbeitsteiligen Staatsverband vor, in der "nun einmal" die einen zur Müllabfuhr, die anderen zur Genehmigung von Müllverbrennungsanlagen berufen sind.
(4) Natürlich verlangt keiner von denen, die sich über die mangelnde "Orientierung" des Bildungssystems an den "gesellschaftlichen Anforderungen" beschweren, im Ernst, daß vorher festgelegt werden soll, wieviel Stahlarbeiter und Bundespräsidenten gebraucht werden und was diese lernen sollen. Das wäre ja glatt Zwang; während Freiheit ist, daß sich jeder selbst für einen Ausbildungsgang entscheiden und in ihm versagen oder bei der Berufswahl auf die Nase fallen darf.
(5) Wie wenig man dafür wissen muß, bezeugt die Tatsache, daß das Musterland des sozialen Friedens und des Wirtschaftswunders mit diversen Graden von Analphabetentum in seiner Bevölkerung offenbar gut leben kann.
(6) "Arbeitsbeschaffung" geht inzwischen über den Weg der Umverteilung vorhandener Arbeit auf mehr Arbeitsuchende (610/520-DM, Altersteilzeit usw.). Wer sich theoretisch kundig machen will über diese kapitalistische "Gesetzmäßigkeit", über den Zusammenhang von Kapitalakkumulation und Arbeitslosigkeit, dem sei die Lektüre von K. Marx, Das Kapital, Bd. 1, Kap. 23, empfohlen.
(7) Bildungswissenschaftler, die behaupten "wir brauchen noch mehr Studenten", machen mit dieser absurden Rechnung sich und denen etwas vor. Sie gehen von einem "wir" aus, dem jede materielle Basis abgeht. In Wahrheit sagen sie: "Ich kann mir gesellschaftliche Verhältnisse vorstellen, unter denen es gar nicht genug Studierende geben kann!" So kann man sich auch über die Erklärung der Realität hinwegtrösten.
(8) Es belegt den Idealismus von Studenten, die sich munter an der Debatte über Gebührenmodelle beteiligen, die allen das Studieren ermöglichen sollen (vgl. Australien und Großbritannien), wo es der hiesigen Bildungspolitik - im Unterschied zu der in Australien und Großbitannien - gerade darauf ankommt, den "Studentenberg" abzubauen.
(9) Das galt einmal als der Skandal der "verdeckten Arbeitslosigkeit" und wurde vor allem in der ehemaligen DDR entdeckt.
(10) Dasselbe bei der Einwerbung von Drittmitteln für Forschungsaufträge aus der Industrie. Dabei kommt dann sicher die Grundlagenforschung zu kurz.


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kombo(p) - 16.02.1998