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8.
Zu dem Logo "Kein Mensch ist illegal" auf unserem
Plakat...
...oder warum es
ein paar lieber nicht drauf hätten!
Die Mehrheit der Vorbereitungsgruppe
hat sich dafür entschieden. daß das Logo der Kampagne auf dem Plakat
erscheint, weil sie die Idee, das heißt den Inhalt des Aufrufes, gutheißen.
Wir wollen in dem folgendem Text nicht auf die Kampagne befürwortenden
Argumente eingehen, sondern es soll an dieser Stelle um Kritik gehen:
Zum Kampagnenaufruf:
Benannt und aufgezählt wird
in erster Linie der staatliche Rassismus, der seinen Ausdruck in zunehmender
Repression, findet. Wovon nicht gesprochen wird, ist der Rassismus der
deutschen Bevölkerung, die Geisteshaltung, die Hoyerswerda, Mölln, Sollingen,
Gollwitz... erst möglich macht.
Das eine existiert nicht
ohne das andere.
Und eine Kampagne muß sich
mit der Frage des Umgangs mit der rassistischen Bevölkerung und mit
dem eigenen Rassismus als vordringlichstes beschäftigen, will sie nicht
einmal mehr die deutsche Bevölkerung als Opfer staatlicher Ideologie
darstellen. Weiterhin: Es wird zur Unterstützung politischer und praktischer
Art von Flüchtlingen und MigrantInnen aufgerufen von einem sehr humanistisch
klingenden Standpunkt aus. Der Aufruf drückt nicht aus, daß die Bekämpfung
dieses Rassismus dem eigenen Interesse aller Kämpfe entspricht. Die
Kampagne erzeugt den Eindruck eines großen Zusammenhanges mit einem
gemeinsamen Ziel. Und wie bei jeder Kampagne besteht die Gefahr, daß
die Breite auf Kosten von Inhalten geht. Wir zitieren im folgenden aus
dem Reader "6.000" von antideutschen selbstorganisierten MigrantInnen:
"Die Zeitung (gemeint ist der Rundbrief der Kampagne), die angeblich
für den Schutz der Flüchtlinge eintritt, macht gleichzeitig Front gegen
die illegal-beschäftigten ausländischen Bauarbeiter. Sie werden als
reaktionäres Angriffsobjekt freigegeben. Weil sie mit "ihrer Bereitschaft,
zu niedrigeren Löhnen und zu schlechteren Bedingungen als hierzulande
üblich zu arbeiten, dem Ziel des Kapitals" entsprechen. Welcher deutsche
Linke wäre nicht entsetzt !
Wie distanzieren und von
der kritiklosen Breite des Bündnisses, die sogar noch hervorgehoben
wird. Zitat aus der Pressemitteilung der Kampagne vom 15.10.97: "Das
Spektrum reicht von autonomen Gruppen, über kirchliche und gewerkschaftliche
Initiativen bis hin zur `Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen
und Polizisten". Wir lehnen jegliche Zusammenarbeit mit der Polizei
ab. Wir können nicht nachvollziehen, wie zugelassen werden konnte, daß
die `Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten`
zu Mitunterzeichnenden wurden. Was soll die Auflistung der Berufe der
unterzeichnenden Einzelpersonen im Kampagnenaufruf ? Das stinkt nach
Klassendünkel !
Dazu ein Zitat aus dem Aufruf:
"zahlreiche ProfessorInnen, ÄrtzInnen ... KünstlerInnen".
Sich in Bezug zur Kampagne
zu setzen heißt auch, für sie einstehen zu müssen, wenn sich eine nicht
ständig gegen die eine oder die andere Publikation oder Aktion abgrenzen
will. Das braucht entweder viel Vertrauen oder Mitsprache und streiten.
Die Kampagne ist stark an Öffentlichkeit und Medieninteresse orientiert.
Im Mittelpunkt stehen schnell die, die jetzt was machen. Was ist aber
mit der kontinuierlichen, seit langem existierenden Unterstützung und
politischer Arbeit von MigrantInnen bzw. von anderen UnterstützerInnen
? Im Zusammenhang mit der Kampagne wird zum "antirassistischen Sommer"
aufgerufen und zum "Spiel ohne Grenzen" an der deutsch-polnischen Grenze.
Wird so das, was für die
einen eine lebensbedrohliche Realität ist zur Spielwiese für Autonome
bzw. klingt das andere sehr saisonal. Als sich autonom organisierende
FrauenLesben haben wir ohnehin ein kritisches und abgegrenztes Verhältnis
zu gemischten Strukturen. Auch in der Kampagne wird Sexismus kaum thematisiert.
Sind wir das wieder bei einem Nebenwiderspruch ? Was versprechen wir
uns von der In-Bezug-Setzung zu der Kampagne ? Wir wünschen uns eine
Diskussion über die Kritik! Mit vielen Grüßen
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