prols | 10/2001
Flugblatt zu Terrorismus / 2. Fassung
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Die Regierungen aller Länder empfehlen: bei anhaltender Krise
und mangelnder Besserung trotz Behandlung durch Entlassungen,
Überstunden, Sozialkürzungen: Krieg fördert die wirtschaftliche Gesundheit!


Seit dem 7. Oktober bombardieren die Streitkräfte der USA und Englands Städte in Afghanistan. Ein Land, in dem die Menschen seit Jahrzehnten der Bedrohung und Verarmung durch einen Bürgerkrieg ausgesetzt sind, in dem die USA die Seite der Islamisten militärisch und wirtschaftlich unterstützte.
Unter diesem Krieg leiden nicht etwa die Führer der ehemals US-unterstützten Taliban, sondern die Bevölkerung. Hunderte sind bereits durch die "Anti-Terrorbomben" getötet worden, Tausende flüchten halbverhungert vor dem Krieg. Es kann keinen gerechten Krieg geben, das zeigen die Erfahrungen aus dem Golfkrieg 1991:
* auch vor diesem Krieg haben die USA den Diktator Hussein unterstützt, der gewaltsam gegen Streiks und Aufstände von ArbeiterInnen in der (Erdöl-)Region vorging
* der Angriff auf den Irak tötete trotz (oder wegen!) den High-Tech-Waffen Zehntausende von Zivilisten, Hunderttausende sind bis heute an den Kriegs- und Embargofolgen gestorben
* die Löhne in der Region sind, wie in jeder anderen Nachkriegsregion, auf ein Bruchteil gesunken; die Kämpfe der ArbeiterInnen für ein besseres Leben sind durch die militärische Bedrohung geschwächt; die Macht Husseins und der lokalen Ausbeuter ist gesicherter als vor dem Krieg

In einer Gesellschaft, in der die Profite darüber entscheiden, ob bestimmte Sachen produziert werden oder nicht, ob Leute an überarbeitung oder Unterernährung leiden, sind Kriege ein alltägliches Mittel um:
* um die Kontrolle über ArbeiterInnen und Reichtümer einer Region zu streiten: die Taliban wollen die "eigene" Bevölkerung ausbeuten, die USA will die Kontrolle über die Erdöl/Erdgas-Region.
* die "eigenen" ArbeiterInnen mittels "Kriegsbedrohung" und Patriotismus härter schuften zu lassen
* in der wirtschaftlichen Krise dafür zu sorgen, dass die Ausbeutungsschraube weiter angezogen werden kann (Kriegsproduktion, Zerstörung unprofitabler Betriebe, Flucht der Bevölkerung und damit Versorgung durch Billigarbeitskraft etc.)

Der Terrorakt in den USA und der nun folgende Krieg kommt allen Staatsvertretern der Industrieländer, allen voran Bush, gerade recht. Seid knapp einem Jahr schlägt die wirtschaftliche Krise in Europa und den USA mächtig zu: in den USA gingen 1 Million Arbeitsplätze in der Industrie verloren, Opel will die Produktion 15 Prozent zurückfahren, die "New Economy" sieht alt aus (z.B. AOL will 20 Prozent der Belegschaft in Deutschland entlassen, bei HP und anderen Firmen sind Lohnkürzungen angesetzt), die Aktienkurse sind im Keller. Wie wollen die PolitikerInnen uns heute noch verklickern, dass trotz "mehr Maloche für weniger Geld" in den letzte Jahren, trotz all des produzierten Reichtums und High-Tech-Technologie um uns rum, die Zukunft noch beschissener aussehen soll? Wie wollen sie verhindern, dass wir gegen Kürzungen und Entlassungen kämpfen und unsere eigenen Bedürfnisse gegen Profite und Aktienkurse durchsetzen? Nach den Anschlägen vom 11. September können sie viele ihrer Krisenmaßnahmen als "Anti-Terror-Maßnahmen" durchziehen und sie rechnen damit, dass wir sie in unserer Angst vor einem neuen Krieg hinnehmen. Sie erklären:
* die wirtschaftliche Krise sei nicht Folge des wirtschaftlichen Systems sondern der "Unsicherheit durch Terrorismus" (z.B. entlässt die Fluggesellschaft Continental nach den Lohnkämpfen in der Luftfahrtindustrie 12.000 Leute, und stellt diesen Schritt als "Folge des Terroranschlags" dar)
* wir müssten jetzt alle zusammen - ob reich oder arm - gegen die "islamischen Barbaren" vorgehen; wer in dieser Zeit gegen Sparmaßnahmen des Staats oder das verschärfte Ausquetschen durch die Unternehmer kämpft, handele im Interesse der Terroristen
* härtere Gesetze (z.B. Demonstrations- und oder Einreiseverbot), mehr Bullenkontrollen (Schily fordert Fingerabdrücke im Ausweis) oder zig Milliarden Dollars für Militärmobilisierung seien nötig, um gegen die "Terroristen" vorzugehen.

Wir zahlen für die Folgen ihrer Politik und ihrer Krise:
* als Kriegsopfer, sei es durch NATO-Bomber oder entführte Boeings
* als Arbeitslose, deren Arbeit nicht mehr profitabel ausgebeutet werden kann, sei es hungernd in Bagdad oder gelangweilt in Bottrop
* als ArbeiterInnen, die sich den Arsch abarbeiten, um "das Unternehmen" zu retten, sei es in Chicago oder Kabul

Lassen wir uns weder durch den Terrorismus noch durch staatlichen Anti-Terror einschüchtern.
Sabotieren wir die Hetze, die uns als "Un/Zivilisierte" bzw. "Un/Gläubige" in den Krieg führen will. Kämpfen wir im Betrieb oder auf der Straße für ein besseres Leben, in dem unsere Bedürfnisse das Bestimmende sind. Sabotieren wir die Kriegs- und Krisenmaschine!
für ein Leben, dass weder durch Schufterei für ein untergehendes System bestimmt wird, noch durch Krieg, Börsen- oder Flugzeugcrashs gefährdet ist!


prols gegen die (kriegs)maschine
[prol-position@motkraft.net]


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