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text in englisch

Anmerkungen zum Streik bei British Telecom im Dezember 1999

(Aus dem Beitrag "Vorlaeufige Anmerkungen zu aktuellen Kaempfen in Call Centern", Undercurrent Nr. 8, Sommer 2000, Brighton/England.)

(...) Vor Weihnachten 1999 traten ArbeiterInnen von British Telecom das erste Mal seid dreizehn Jahren wieder in Streik. Diese Streiks fanden in den Call Centern fuer technische Stoerungen (zu erreichen ueber die Nummern 150 und 151) statt und gelten als erster Streik in Call Centern in Grossbritannien. Eine Serie von drei Ein-Tages-Streiks wurde von der Gewerkschaft der KommunikationsarbeiterInnen (Communication Workers' Union, CWU) ausgerufen, als Protest gegen die zunehmende Beschaeftigung von ZeitarbeiterInnen (was von den festangestellten ArbeiterInnen als das angesehen wird, was es ist: eine Strategie, um die Loehne zu senken und sie letztendlich durch geringerbezahlte ArbeiterInnen von Zeitarbeitsfirmen zu ersetzen) und gegen den starken Druck und die Intensivierung der Arbeit, die das Management den ArbeiterInnen auferlegt hat. Allerdings fand nur einer der drei Streiktage tatsaechlich statt, weil die CWU und das Management, wie ueblich, zu einer Vereinbarung ueber eine umfassendere Anerkennung der Gewerkschaft am Arbeitsplatz kamen.(1)

Die ArbeiterInnen in den Call Centern der British Telecom wurden zu diesem Zeitpunkt von der Zeitarbeitsfirma Manpower beschaeftigt. Im Maerz 2000 wurde ihr Arbeitsvertrag auf die Firma Hay Management Consultants uebertragen, die - gegen alle Versprechungen - vom ersten Tag der Uebernahme an die Loehne der ArbeiterInnen senkte. An einem Tag kappten sie den Lohn der meisten ArbeiterInnen um wenigstens dreissig Pfund, in dem sie die Spaetschichtzulagen von 50 auf 25 Prozent halbierten. Hay hatte auf wenig Reaktion von den ArbeiterInnen auf diese Massnahmen gehofft, aber die folgenden Ereignisse zeigten, dass sie damit falsch lagen. Am ersten Tag verliessen viele ArbeiterInnen gleich ihren Arbeitsplatz und weigerten sich, den neuen Vertrag zu unterschreiben, der eine Anerkennung der Lohnkuerzung bedeutet haette. Andere reagierten mit anderen Massnahmen: es wird berichtet von einer grossen Anzahl von Anrufen nach Uebersee, die mit insgesamt 15.000 Pfund zu Buche schlugen. Bei einem Anruf der Zeitansage in Zimbabwe soll der Hoerer die Nacht ueber neben der Telefonanlage liegengeblieben sein; ausserdem wurden Haushalte mit kaputten British Telecom-Geraeten mit der besten Ausruestung, die am Lager war, beliefert. Viele machten nur Dienst nach Vorschrift, verweigerten alle "Extra"-Aufgaben, die nicht in ihrer vertraglichen Arbeitsbeschreibung auftauchen. Und waehrend die Atmosphaere im Buero zuvor verkrampft und feindlich war, war sie nun belebend, mit ArbeiterInnen, die froehlich quatschend die Fuesse hochlegten und so ihre Weigerung zum Ausdruck, irgendeine Arbeit zu erledigen. Obwohl es nicht moeglich ist, genau zu bestimmen, wieviele ZeitarbeiterInnen im letzten Monat British Telecom in Brighton verlassen haben, so legen die permanenten Stellenausschreibungen von Hay doch nahe, dass es ihnen staendig an Leuten fuer den Job fehlt. Und Hay war durch die Reaktionen der ArbeiterInnen gezwungen, die Lohnkuerzungen zumindest fuer einige Monate auszusetzen. Dies ist nur ein kurzer Ueberblick ueber die Aktionen von ArbeiterInnen in Brighton im letzten Monat - hier ist kein Raum, darauf noch naeher einzugehen. Wir sind uns auch sicher, dass es zahlreiche Aktionen in anderen Call Centern von British Telecom im ganzen Land gegeben hat, von denen wir nichts mitbekommen haben. (...)

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(1) Einige von uns sind zu den Streikposten gegangen und sahen sich mit ekelhaften CWU-Flugblaettern konfrontiert, in denen die ArbeiterInnen aufgefordert wurden, fuer die Aktionaere haerter zu arbeiten. Das spricht fuer sich selbst.


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