quelle/essen (1)

text in englisch
Aus dem hotlines-Flugblatt Nr. 1 zu Arbeitszeit (Oktober 2000):

Quellende Arbeitszeit

Ich arbeite mit ca. 300 ArbeiterInnen im Call Center der Quelle GmbH in Essen in der Bestellannahme. Andere arbeiten im Kundenservice (Reklamation, Kontofuehrung, Umtausch).
Das Call Center hat von Montag bis Samstag von 7 bis 22 Uhr auf, wie auch die in Koeln, Mainz, Padborg und die Hauptstelle Nuernberg-Fuerth. Die ArbeiterInnen in Leipzig, Magdeburg, Chemnitz oder Cottbus machen auch Nachtschichten. Sie verdienen noch weniger als wir. Wir kriegen 15,40 DM brutto bei Vollzeit und 14,40 DM bei Teilzeit - ausser denen, die noch die alten Vertraege mit Quelle AG haben. Die verdienen ca. 1/3 mehr.
Wir haben immer wieder anders verteilte Schichtzeiten. Manchmal sollen wir bis 22 Uhr und dann gleich wieder morgens um 8 Uhr freundlich sein. Mit einem Laecheln in der Stimme. Dabei quellt uns die Arbeit aus den Ohren raus. Ueberstunden sind die Regel, ohne Zuschlaege! Und ca. 150 glueckliche ArbeiterInnen sollen samstags - ohne Wochenendzuschlag - munter auf der Matte stehen.
Fuer unsere Mittagspause sehen wir auch kein Geld, und um unsere bezahlten Bildschirmpausen machen zu koennen, muessen wir taeglich auf die Marienkaeferjagd gehen: Pro Team gibt es einen Marienkaefer, und nur mit dem in der Hand sollen wir Pause machen. Ansonsten sollen wir 1/2 Stunde vor Arbeitsbeginn kommen, um die Arbeitsanweisungen im Intranet zu lesen! Ohne mehr Kohle. Wo sie uns schon fuer die Schulungszeit nicht alles bezahlen!
Mit Urlaubssperre, flackernden Bildschirmen, Rueckenschmerzen und immer flexibel sollen wir bereit sein, uns die Ohren vollquatschen zu lassen. Wir muessen erstmal Pausen durchsetzen, wann immer wir sie brauchen!
Zeit fuer 'ne Welle bei Quelle!
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