american express/brighton.england

text in englisch
Aus dem hotlines-Flugblatt aus Brighton (Maerz 2001):

Es gibt jede Menge unterschiedlicher Abteilungen in der europaeischen Zentrale von Amex, die entweder die KartenbesitzerInnen bedienen oder die wenigen Geschaefte, die Amex-Karten akzeptieren. Wie in den meisten anderen Call Centern werden unsere Pausen von der ACD-Anlage ueberwacht und die Teamleiter machen uns Schwierigkeiten, wenn sie nur ein paar Minuten ueber der vorgeschriebenen Zeit liegen.
Vor einigen Monaten hat Adecco den Vertrag bekommen, den vorher Manpower hatte. Manpower war die wichtigste Zeitarbeitsfirma, die Amex vorher jahrelang in Anspruch genommen hatte, und unsere Bedingungen blieben mehr oder weniger dieselben. Klar, sie waren immer noch ganz schoen schlecht verglichen mit denen der festen ArbeiterInnen, die direkt bei Amex angestellt sind. Aber wenigstens bekamen wir einen auf drei Monate befristeten Vertrag und mehr oder weniger dieselbe Anzahl von Urlaubstagen wie die festangestellten ArbeiterInnen. Nachdem Adecco das uebernahm, bekamen viele ArbeiterInnen nicht mal einen Vertrag, was unter anderem bedeutet, dass sie uns nicht mal eine Woche Kuendigungsfrist gewaehren muessen, sondern uns mehr oder weniger sofort und ohne Vorwarnung loswerden koennen. Sie haben auch die bezahlten Urlaubstage zusammengestrichen, indem sie die Feiertage auf den jaehrlichen Urlaubsanspruch anrechneten.
Um eine grosse Auseinandersetzung darum zu vermeiden, sorgten sie clevererweise dafuer, dass alle, die schon einen Manpower-Vertrag hatten, mehr oder weniger dieselben Bedingungen behielten. Das bedeutete, dass die festangestellten ArbeiterInnen eigentlich keinen Grund zur Beschwerde hatten; die alten ZeitarbeiterInnen waren froh, dass sie auf der sicheren Seite waren; und nur die neuen ZeitarbeiterInnen, die niemanden hier drinnen kannten und den Job unter den angebotenen Bedingungen “akzeptiert” hatten waren betroffen - kurzfristig, heisst das. Natuerlich betrifft das auf lange Sicht alle hier. Mit der hohen Fluktuation der Beschaeftigten wird es nicht lange dauern, bis alle ZeitarbeiterInnen dieselben miesen Bedingungen haben, wie die neuen jetzt. Aber angesichts des Nachschubs billiger ZeitarbeiterInnen, die sie, wann immer sie wollen, einstellen und rauswerfen koennen, wird sich Amex gut ueberlegen, ob sie den Leuten Festvertraege anbieten. Meiner Meinung nach hat Amex deswegen in den letzten Jahren auch einen grossen Teil der Festangestellten mit ZeitarbeiterInnen ersetzt. Aber weil viele Leute erstmal nur an ihre eigene unmittelbare Situation dachten, hat niemand wirklich was dagegen getan, und der Uebergang war so sanft, wie sich das Amex und Adecco erhofft hatten.
Im Uebrigen sind wir staendig unterbesetzt, was bedeutet, dass es immer Druck gibt, Ueberstunden zu machen. Und das Schlimmste von allem ist, dass die Dinge in Brighton so verdammt teuer geworden sind. Jeder und jede wuerde tatsaechlich gerne mehr Zeit damit verbringen, sich anderweitig zu vergnuegen, ist aber gezwungen, sich fuer Ueberstunden einzutragen. Wenigstens ist es nicht so schlimm wie in einigen der Backoffices [Bueros, die Verwaltungsaufgaben uebernehmen, im Unterschied zu den Frontoffices, z.B. Call Centern, die die Kundenkontakte machen], wo du nur dann Ueberstunden machen darfst, wenn du dich in die Ueberstundenplaene eingetragen hast, die Monate im voraus gemacht werden. Sie muessen sich also nicht nur verpflichten, wochenlang an den Wochenenden eine bestimmte Zahl von Ueberstunden zu schieben, es wurde darueber hinaus mit einer bestimmten Produktivitaetsvorgabe verbunden, so dass du nicht nach den gearbeiteten Stunden bezahlt wirst, sondern nach der Arbeit, die du erledigst. Also wenn irgendeiner der Faelle laenger dauert, wirst du nicht fuer die Extra-Zeit bezahlt, die du damit verbringst. Ganz schoen schlaue Taktik, meine ich, wenn jeder darauf angewiesen ist, einige Ueberstunden zu machen, um ueber die Runden zu kommen.


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