flugblatt zu medion/muelheim


Wenn der Tinitus zweimal klingelt - ueber Barttrimmer,
Umsatzsteigerungen und Sonderschichten bei Medion

(12/2001) Seit einiger Zeit laufen auf allen Etagen und im Container Diskussionen ueber die Arbeitsbedingungen, die sich ja fuer einige erheblich veraendert haben. Wir wollen mit diesem Flugblatt die vereinzelten Diskussionen aus der Defensive holen und die Positionen unterstuetzen, die nach gemeinsamen Schritten gegen den Arbeitsstress suchen.
Die Ueberstundenplaene und Urlaubsregelung kam bei dieser Rechner Aktion fast zeitgleich mit einer Meldung in der Frankfurter Rundschau (10.11.2001) raus:

Medion macht mehr Gewinn
Der Elektronikgrosshaendler Medion hat in den ersten neun Monaten des Jahres seinen Ueberschuss im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent auf gut 33 Millionen Euro (65 Millionen Mark) erhoeht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern schoss um 45 Prozent auf 57 Millionen Euro in die Hoehe. (...) Einer der wichtigsten Kunden der Firma ist die Lebensmittelkette Aldi.

Dieser Ueberschuss kommt ja nicht von ungefaehr:
Wie bei allen Rechner Aktionen arbeitet die Fruehschicht Samstags und die Spaetschicht Sonntags, im Fruehjahr waren es vier Wochen, diesmal sind es acht. Urlaubsantraege werden in dieser Zeit nicht beruecksichtigt. Statt des Winterurlaubs im Tessin also, gab es dieses Jahr Skihaserlspass im Centro. Diese Sonderschichten sind allerdings nicht neu. Neu ist, dass die Vorhotline jetzt Vorhotline fuer die gesamten Anrufe ist und somit eine Unmenge mehr Calls zu bewaeltigen hat als vorher. Fuer die Konsum-Hotline ist dies auch nicht gerade eine Erleichterung. Aber alle Versuche dies wieder rueckgaengig zu machen, sind gescheitert.

Und warum hat man die Vorhotline zur allgemeinen Vorhotline gemacht?
Weil die Geschaeftsleitung vor allem an dem Sammeln von Kundendaten interessiert ist und nicht so sehr an der Beratung bei Problemen mit Kuechenmaschinen. Im Moment versuchen aber alle sich Mehrarbeit vom Hals zu schaffen und so haben sich die Konsumer dafuer entschieden, Kunden eben nicht zu registrieren. Die Geschaeftsleitung wuerde es aber nicht schaffen, den Umsatz innerhalb eines Jahres um 63 Prozent zu steigern, wenn sie nicht immer wieder windige Ideen fuer die ArbeiterInnen haette. Also muss die Vorhotline ran, es macht ja wohl keinen Unterschied, ob du einen Brenner oder einen Barttrimmer registrierst. Und wenn deine Calls von 100 auf 250 am Tag anwachsen, was soll's, ist doch egal, obīs in den Ohren rauscht oder klingelt, die Augen traenen, der Ruecken krumm wird. Glaubt bloss nicht, dass waere eine Uebergangsregelung! Es ist die gleiche Art von Uebergangsregelung wie Abschaffung des externen Telefonierens oder die ganze Existenz des Containers!

Jetzt endlich: Dauerrotlichtbestrahlung fuer alle
Da ist noch eine Kleinigkeit, die bei dieser Aktionszeit anders ist. Die Lampe ist rot, die Kunden sind wegen der langen Warteschleife genervt, die ArbeiterInnen haben erheblich mehr Anrufe bei laengerer Arbeitswoche: diesmal ist das alles durch den Betriebsrat abgesegnet.
Falls sich jemand Hoffnungen gemacht hat, das hat er also gebracht: fuer die Konsumer mehr Stress, weil die Vorhotline nur Chaos schafft, fuer die Vorhotline viel mehr Calls und fuer die gesamte Computerhotline Arbeitszeitverlaengerung.

Und nun?
Wie eingangs erwaehnt, es gibt ja genuegend Ideen sich dagegen zu wehren. Aber die Diskussionen mit Vorgesetzten, individuell Arbeitsanweisungen umgehen, krank feiern und ein Hoffen auf den Betriebsrat haben noch nichts bewegt...

hotlines@motkraft.net


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