Nachschlag! statt Rueckschlag


Angst vorm Fliegen? Sind wir nicht die Piloten der Industrie?
Schluss mit Arbeitshetze und Stress!

(15.06.01) Ueberall wird diskutiert, wie sie uns dazu bringen koennen, mehr, also laenger und intensiver, zu arbeiten. Wir sollen wieder mehr Stunden kloppen, Nachtschicht bei VW, das Rentenalter soll hochgesetzt werden und die Ausbildungszeit verkuerzt.

Ein Beispiel aus einem Vorzeigebetrieb des Hamburger Maschinenbaus: Die Auftragsbuecher sind voll. Angeblich damit die Loehne gezahlt werden koennen, sollten ploetzlich Maschinen auf Teufel komm raus ausgeliefert werden. Teilweise wird bis tief in die Nacht gearbeitet und jede Menge ueberstunden angehaeuft. Und dann passiert nichts, weil der Kunde nicht zahlen kann, oder der Service gleich hinterhergeschickt werden koennte. Soweit, so normal - wen interessiert das schon?

Im Herbst letzten Jahres gab es schon einmal eine aehnliche Situation. Angesichts von Drohungen, den Betrieb dicht zu machen, wurden ueberstunden gekloppt wie wild, die Leute gingen dabei vor die Hunde. Das spitzte sich bis Weihnachten zu, bis die Kollegen die Schnauze voll hatten, dem Meister kontra gaben, ueberstunden und Samstagsarbeit verweigerten, da halfen auch keine Sonderversammlungen in der Kantine mehr, die Weihnachtsfeier boykottierten und stattdessen waehrend der Kernarbeitszeit eigene Feiern ausserhalb des Betriebs klarmachten. Die "Ressource Arbeitskraft, die es gilt optimal auszunutzen" (Zitat Kieler Wirtschaftsinstitut) erkannte sich als Menschen wieder, die sowieso jeden Tag zusammenarbeiten und also auch zusammenhalten koennen, statt auf einander rumzuhacken, sich mit anderen Abteilungen einen Wettstreit zu liefern usw. Ihr kennt das...

Und siehe da, obwohl zum Teil Maschinen nicht rausgingen, ging der Betrieb nicht pleite. Schliesslich musste stattdessen der Betriebsleiter gehen. Es wurden neue Kollegen eingestellt, wenn auch einige ueber "Sklavenhaendler" (Zeitarbeitsagenturen). Insgesamt war die Arbeit in den letzten Monaten um einiges ertraeglicher geworden.

Doch jetzt soll es wieder los gehen. Knueppeln bis zum Ende oder nach Hause geschickt werden. Immer wie der Betrieb es will.

Lecker Nachschlag

Heute ist die Situation in vielen Betrieben aehnlich. Aus den Knochen der Kollegen soll das Letzte rausgequetscht werden. Die Stimmung ist dementsprechend. Und mit der Kohle haut es auch nicht hin: 2,1 % mehr Lohn sollen wir ab dem 1.Mai bekommen. Angesichts der Steigerung der Lebenshaltungskosten in den letzten Monaten ein Hohn.

Die Piloten der Lufthansa gehen voran. Mit ihrer Lohnforderung wollen sie sich zurueckholen, was sie die letzten Jahre verloren haben. Durch ihre Aktion beginnt eine Diskussionen auch in anderen Bereichen ueber eine faellige Nachschlagserhoehung, so z.B. beim Boden- und Begleitpersonal der Fluggesellschaften. Die IGM faellt den Piloten in alter Gewerkschaftsmanier in den Ruecken, weil sie Angst hat, dass auch in der Metallindustrie die ArbeiterInnen anfangen, laut ueber eine Nachschlagszahlung nachzudenken.

Die Vorsitzenden Zwickel und Peters (laut Presse): Bislang "war Ruhe an der Nachschlagsfront", wenngleich an der Basis ueber den zweijaehrigen Tarifabschluss in der Metallindustrie und die niedrigen Zuwachsraten beim Einkommen durchaus gemurrt (!!!) werde. Was die Piloten derzeit vorfuehrten, koenne aber "provozieren". Ohne Piloten gehe zwar bei der Lufthansa nichts - aber ohne Bodenpersonal auch nicht, sagt Zwickel. Und wenn die Letztgenannten mit Blick auf den satten Abschluss der Flieger einen Nachschlag forderten, "dann haetten wir das Thema auf der Tagesordnung".

Dann setzen wir das Thema doch auf die Tagesordnung - und zwar alle!

Schluss mit Arbeitshetze, Stress und ueberstunden! Her mit dem suessen Leben!
Festgeld statt Prozente: 30% waeren bei uns etwa 1300 DM mehr im Monat!

Kontakt: matt_yes@freenet.de