Frau Kozluk: Ich werde nicht ruhig sein, bis mein Sohn beerdigt ist

Die Mutter des am 06. Juli 2015 in Rojava gefallenen YPG-Kämpfers Kevin Jochim, Maurine Lucia Kozluk erklärte, dass sie keinen Frieden finden könne, bevor ihr Sohn nicht bestattet sei.

Der Leichnam des im Kreis Silûk bei Girê Sipî in Rojava im Kampf gegen IS-Terroristen gefallenen deutschen YPG-Kämpfers Dilsoz Bahar (Kevin Jochim) war unter den dreizehn gefallenen Kämpfer_innen der YPG/YPJ und HPG, die an der Grenze am Habur-Übergang vom türkischen Staat aufgehalten worden waren. Zuvor hatten die mit der Türkei verbündete KDP-Sicherheitskräfte den Übertritt aus Rojava nach Südkurdistan verzögert und später auf den Konvoy mit den Gefallenen mehrfach Übergriffe verübt. Die Mutter von Dilsoz Bahar, welche in Karlsruhe auf ihren Sohn wartet, erklärte, dass sie keinen Frieden finden könne, bevor ihr Sohn nicht bestattet sei.

Das deutsche Außenministerium erklärte, dass der seit dem 6. Juli bis heute aufgehaltene Leichnam nach Deutschland ausgeflogen werde. Seine Mutter steht im Kontakt mit dem kurdischen Gesellschaftszentrum (NCK) in Karlsruhe und dem Außenministerium. Am Mittwochmorgen hatte sie eine Vertreterin des NCK angerufen und berichtet, dass ihr Sohn nun auf dem Luftweg nach Deutschland geschickt werden soll.

Marie Kozluk schildert, dass Bundeskanzlerin Merkel den Premienminister der Türkei Ahmet Davutoğlu in Kondolenz zum Massaker von Suruç angerufen habe und stellte in diesem Kontext die Frage: „Und was ist mit den Familien in Deutschland. Warum wird uns kein Beileid gewünscht?“ Kozluk kritisierte auch die deutsche Presse: „Mein Sohn war ein Deutscher. Es hätte vielmehr berichtet werden müssen. Ich verstehen nicht warum so wenige Nachrichten verbreitet werden.“

Es ist unmenschlich seinen Leichnam aufzuhalten
Die Mutter Kozluk sagte im Folgenden: „Mein Sohn war erst 21 Jahre alt. Er war noch sehr jung und es gab noch viele Dinge für ihn zu erleben, aber er hat sich für alle unterdrückten Völker eingesetzt. Seit etwa einem Monat wird sein Leichnam aufgehalten. Das ist unmenschlich. Dennoch interessieren sich weder Presse noch die Politik dafür, was ich erlebe und empfinde. Mein Sohn ist am 6. Juli gefallen. Er wurde wochenlang in einem Kühlwagen aufbewahrt. Das ist eine unmenschliche Praxis. Wer es auch immer sein mag, warum eine Person auch immer, gegen wen auch immer gekämpft haben mag, niemand hat eine solche Behandlung verdient. Letztendlich sind es doch alles Menschen. Nicht nur ich empfinde so, sondern die Familien und Angehörigen aller Kämpferinnen und Kämpfer, die ihr Leben verloren haben. Ich bin mir sicher, es ist auch für sie nicht leicht. Das ist ein Unrecht das uns angetan wird.

Was ein Mensch auch getan haben mag, wenn er stirbt, muss er menschlich behandelt werden. Was soll ein Toter noch anrichten? Ich möchte, dass mein Sohn so schnell wie möglich beigesetzt wird und ich meinen Frieden finde. Das was ich erlebt habe ist sowohl sehr neu, als auch sehr schwer.“

Frau Kozluk, die mit ganzen Herzen darauf wartet, dass ihr Sohn nach Deutschland gebracht wird, brachte abschließend folgendes zur Sprache: „Ich denke jeden Tag an Kevin. Ich habe vom Außenministerium erfahren, dass mir mein Sohn nach der Autopsie übergeben werden soll. Ich möchte dass er dann so schnell wie möglich bestattet wird, erst dann kann ich meinen Frieden finden. Der Körper meines Sohnes und ich werden beide Frieden finden. Ich werde nicht ruhig sein, bis mein Sohn beerdigt ist.“

YÖP, 06.08.2015, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan