Zurück zum schmutzigen Krieg der 90er Jahre? – Drei Tote durch Polizeiterror des türkischen Staates in Silopi

Seit den Morgenstunden des 07. August 2015 herrscht aufgrund des Polizeiterrors des türkischen Staates ein Ausnahmezustand in der kurdischen Kreisstadt Silopi in der Provinz Şırnak (kurdisch Şirnex). Gegen 4 Uhr morgens hatten türkische Sicherheitskräfte die Stadtteile Zap und Avaşin in Silopi umstellt, um Razzien in den Häusern kurdischer AktivistInnen durchzuführen. Als die Bevölkerung des Stadtteils Widerstand gegen die Festnahmen leisten wollte, schossen Polizisten in die Menge. Nach ersten Erkenntnissen wurden infolge des Polizeiterrors mindestens drei Menschen getötet, mehr als zehn weitere wurden verletzt. Zudem wurden sechs Häuser durch türkische Sicherheitskräfte in Brand gesteckt.

„Sie schossen auf Verletzte, die auf dem Weg zum Krankenhaus waren“

Ferhat Encü, Abgeordneter der Demokratischen Partei der Völker (HDP) für die Provinz Şırnak, reiste nach Silopi, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Encü berichtet, dass über den beiden Stadtteilen, in denen die Polizei die Bevölkerung angriff, Rauchschwaden hängen. Die Polizei gewähre weder Krankenwagen noch Feuerwehrfahrzeugen den Zugang in die Stadtteile. Zudem seien überall auf den Häusern Scharfschützen der Polizei postiert, die niemanden aus den beiden Stadtteilen herauslassen. Dem HDP-Abgeordneten wurde von der Bevölkerung vor Ort berichtet, dass auf einen der zwei Todesopfer durch Scharfschützen der Polizei geschossen worden sei, als dieser versucht habe, das Feuer seines in Brand gesteckten Hauses zu löschen. Als der schwer Verletzte daraufhin mit einem Privatfahrzeug in das örtliche Krankenhaus gebracht werden sollte, habe die Polizei das Feuer auf das Fahrzeug eröffnet, dabei wurde der 17-jährige Hidir T. im Auto getötet. Die Namen der zwei weiteren Todesopfer sind Hamdi U. und Kamuran B.

Die Ausnahmesituation in Silopi, die stark die Bilder des „schmutzigen Krieges“ gegen die Kurden in den 90er Jahren hervorruft, hält derzeit weiter an.

ANF, 07.08.2015, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan