Rojava: Die Frauen, die die Revolution woben – Recherche Teil 1

Die Führungsrollen der Frauen in der Revolution seit 2011

Als die Feierlichkeiten in Rojava zum vierten Jahrestag der Revolution vorbereitet wurden, haben die Ereignisse dort schon längst einen Namen erhalten: die Revolution der Frau. Diese Recherche-Serie von JINHA erkundet das Model der von Frauen angeführten und vorbereiteten Revolution in Rojava.

Mit der Teilnahme von Frauen in allen Bereichen des Lebens in Rojava kamen die ersten Funken der Revolution auf, als lokale Kräfte dem Baath-Regim unblutig die Kontrolle über die Region entrissen. Seitdem die Revolution am 19. Juli 2011 begann, haben Frauen führende Rollen in jedem Bereich des Lebens der autonomen, regionalen Politik, Diplomatie, Organisierung, Kultur, Bildung und Selbstverteidigung übernommen.

Die Frauenverteidigungseinheit in Rojava, die YPJ, erlangte die Aufmerksamkeit der Welt für den Kampf gegen den patriarchalen Daesh (ISIS). Hinter diesem Widerstand steht der tagtägliche Einsatz der Frauen zur Verteidigung gegen den zweitrangigen Status unter dem patriarchalen, kapitalistischen System. Als sich Asya Abdullah, Co-Vorsitzende der PYD, und YPJ-Kommandeurin Nesrîn Abdulla mit Frankreichs Präsidenten François Hollande trafen, waren sie dort als Repräsentantinnen einer Gesellschaft, die durch die Führung von Frauen umgeformt wurde.

Der Schlüssel zur Partizipation der Frauen an der Revolution stellt die Frauenorganisation Yekîtiya Star dar. Der hauptsächliche Elan Yekîtiya Stars in den letzten vier Jahren galt einem: Frauen in Kommunen zu organisieren. In den Frauenkommunen organisieren sich die Teilnehmenden autonom ohne männliche Einflüsse. Die Kommunekomitees konzentrieren sich auf wirtschaftliches Leben, Bildung, Selbstverteidigung und andere Tätigkeiten.

Während sich Frauen in unzähligen Stadtteilen und Städten in ganz Rojava autonome Räume aufgebaut haben, haben sie zudem für die geschlechtliche Gleichstellung in anderen Teilen des alltäglichen Lebens gesorgt. Unter dem System der Co-Vorsitzenden teilen sich in Rojava Frauen und Männer wichtige Positionen sowohl im politischen System, als auch in anderen Institutionen. Die Kantone und Städte in Rojava werden von weiblichen und männlichen Co-Präsident_innen und Co-Bürgermeister_innen geregelt.
Durch praktische Bemühungen organisieren sich Frauengruppen gegen jegliche Gewalt gegen Frauen. Dies sind Femizide und Selbstmorde, körperliche Misshandlungen und der Handel mit Frauen. Zudem eröffnete Yekîtiya Star Akademien, um Bildung für Frauen anzubieten. Außerdem waren die Frauen daran beteiligt, die kurdische Sprache nach Jahren der Anpassungspolitik des Baath-Regimes wiederzubeleben.

Der Spruch „egal wie verschieden die Nation, der Glaube, die Abstammung, die Frauen sind eins“, fasst die Herangehensweise der Revolution für die syrischen Frauen zusammen – und gewiss auch für die Welt. Während die führenden Länder der Welt haltlose Behauptungen zur Gleichberechtigung von sich geben, waren die Frauen in Rojava seit 2011 damit beschäftigt, ein neues Kapitel in der Geschichte für Frauen aufzuschlagen.

JINHA, 16.07.2015, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan