Rêzan Cawîd zur Lage im Iran

Rêzan Cawîd, Kovorsitzender der freien und demokratischen Gesellschaft aus Ostkurdistan (KODAR) spricht in einem Interview für die arabische Zeitung Al Royadh, dass KODAR der Vorreiter der Menschen von Rojhelat (Ostkurdistan) und Iran bleiben wird und dass ihre Bemühungen für Freiheit und Demokratie nicht aufhören werden. KODAR werde den Kampf in Rojhelat und Iran verstärkt fortführen.

Was sind die kurdischen Positionen im Iran?

Wie sie wissen, wurde das kurdische Volk im ganzen Nahen Osten nach dem Abschluss der Verträge von Zuhab (Qasr-e Schirin) 1639 und Lausanne 1923 zuerst in zwei Teile und dann in vier Teile unter den Kolonien des Iran, der Türkei, dem Irak und Syrien geteilt. Der östliche Teil wird durch das iranische Regime dominiert. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts, führte sowohl die Pahlavi Monarchie als auch die islamische Republik, im Einklang mit der Politik der Assimilation durch ihre eigene Ideologie und Politik, schwere Angriffe gegen die nationalen und religiösen Identitäten, die sich von der offiziellen, dominanten Ideologie unterschieden. Die kurdische Nation war wie andere Nationen und Identitäten im Iran wie auch religiösen Identitäten schweren Angriffen ausgeliefert. Diese Angriffe wurden auf allen Ebenen ausgetragen.

Mit dem Aufstieg der islamischen Republik des Iran und der Ausrichtung der Stärkung der ideologischen und politischen Hegemonie im Mittleren Osten, im Rahmen des „Safavid Shia Crescent“ Projektes, hatte dieses Regime eine Hauptrolle in der Vertiefung der Krise im Mittleren Osten. Während der Zeit der Willkür des islamischen Regimes, wurde ein regelrechter Krieg gegen die Kurden gestartet. So entstand eine Grundstimmung der Angst innerhalb der Gesellschaft.
Mit Wirtschaftsblockaden, Armut und der Unterstützung von Bildungseinrichtungen, wurde versucht, dass Gedankengut zu kolonialisieren,

Zusätzlich haben sie die Zerstörung und Plünderung der natürlichen Ressourcen von Kurdistan fortgesetzt. Jeder Protest und jede Reaktion wird unter dem Namen der Feindseligkeit gegenüber Gott, Separatismus oder Spionage für Ausländer diffamiert.

Sind Sie auf die derzeitigen Assimilation in Ahwaz getroffen? Was sind die Typen der Assimilation in Kurdistan?

Wie ich bereits in der Antwort auf die erste Frage erwähnt habe, sind alle Identifikation im Iran auf irgendeine Art und Weise in einer ähnlichen Weise mit einer massiven Welle von sozialen, kulturellen, politischen und ideologischen Assimilationen konfrontiert. Mit einem Blick auf die Struktur des Staaten-Provinzen-Systems, welches während Reza Schah Pahlavi gebildet wurde, kann man grundsätzlich gut sehen, dass die Struktur auf der Zerstörung von anderen Identitäten aufbaut. Es leben z.B. die große Mehrheit der Kurden außerhalb der kurdischen Provinz. Diese Art von Politik kann man genauso gegen andere Nationen wie Araber, Azarier, Belutschen und andere sehen. Wir sehen, dass das Staaten-Provinz-System, welches bis jetzt zu den gleichen Entscheidungen tendiert, nicht nur keine Verbindung zu der Realität des iranischen Volkes und den Identitäten hat, sondern nur die Menschen im Iran lediglich in einer symbolischen Form kennt. Das grundlegende Ziel dieses Systems ist die Umwandlung des Irans in ein Museum von Identitäten und Nationen, welche sich von der dominanten Nation unterscheiden – andere Religionen haben keine reale Berechtigung.

Wann ist Ihre Kampagne gestartet und auf welcher Ebene des politischen Empowerments, Medien und Militär sind Sie?

1999 haben wir unsere neue Kampagne gestartet. Die brutalen Angriffe des Irans gegen die Studierenden haben die Kampagne fast zerstört. Um die Kampagne fortzusetzten verbreiteten sich Proteste und Demonstrationen in Ostkurdistan gegen die internationale Verschwörung des 15. Februar 1999, der Entführung von Abdullah Öcalan vom Nairobi Flughafen und einen Wendepunkt der Geschichte darstellt. Mit der Aufklärung der Studenten begannen hunderte junger Menschen in den Bergen von Kurdistan eine neue Kampagne.

Ab diesem Zeitpunkt begannen wir unter dem Namen der Bewegung der demokratischen Allianz, und dann im Jahre 2004 mit der Gründung der Partei für ein Freies Leben in Kurdistan (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê) PJAK. So entstand eine grundsätzlich neue Phase des Kampfes. Eine weite Verbreitung kurdischer Organisationen in diesem Teil von Kurdistan und dem Aufbau eines Systems, welches sich dem Volk widmet, führten zu einer Etablierung eines demokratischen Systems. Das kurdische Volk kann sich seine eigene Organisation und Regeln schaffen, alle Gesellschaftsmitglieder werden daran beteiligt, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.

Auf dieser Grundlage gründeten wir KODAR und gaben dies am 5. Mai 2014 bekannt. Aufgrund unserer langjährigen Kampferfahrung, gestützt auf Opfern und unseren Märtyrern, konnten wir unser Niveau in politischen, organisatorischen, sozialen, sowie dem militärischen und diplomatischen Sektoren erhöhen, um eine Vorreiterrolle in der Kampagne in Ostkurdistan zu sein. Auch waren wir in der Lage unsere Verteidigungfähigkeit zu verbessern, um die militärischen Angriffe des Irans zurückzuschlagen.

Eines der Dinge, welches zum ersten Mal in der Geschichte des Kampfes in Ostkurdistan umgesetzt werden konnte, war die Etablierung der Guerilla in den meisten Bereichen der gebirgigen Geografie im Osten. Trotz der Angriffe der Agenten des Regimes war unsere Guerilla nicht nur in der Lage ihre Präsenz in der Region zu halten, sie ist auch nach und nach die mächtigste Guerillakraft im Iran geworden.

Sind Sie in der Lage Beispiele von Konflikten zwischen der Guerilla und den Pasdaran (Iranische Revolutionsgarde) aufzuzeigen?

Ich wünschte, dass es keine Zusammenstöße mit der Armee geben würde und wir unsere Differenzen durch Dialog und Verhandlungen regeln könnten. Leider ist das iranische Regime frei von jeglichen Absichten des Dialogs und wiedersetzt sich all unseren Versuchen einer Demokratisierung. Im Gegenteil, der Iran setzt seine repressive Politik fort und negiert unsere Anstrengungen mit umfangreichen Militäroperationen. Folglich reagieren auf Grundlage der Selbstverteidigung. Über eine lange Zeitperiode gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen unserer Guerilla und den Kräften der Pasdaran.

Unsere Guerilla ist in der Lage, allen Angriffe standzuhalten. Die wichtigsten Kämpfe wurden im Tal der Hölle ausgetragen, welche sich in den nördlichen Teilen Ostkurdistan befinden. Andere Konflikte gab es in Hawraman, Rawansar und dem Berg Schaho sowie im Kandil.

Bei diesen Auseinandersetzungen sind ca. 200 Guerillakämpfer umgekommen. Die Verantwortung für all dieses Blutvergießen fällt auf das iranische Regime. Warum? Weil wir das iranische Regime häufig gewarnt haben, dass nur eine demokratische Lösung die Probleme lösen kann und dass Verhandlungen erforderlich sind.

Sie sagen, dass der Iran Verhandlungen nicht vertraut, aber gleichzeitig sind Gespräche zwischen Amerika und dem Iran über das Atomprogramm im Gange. Was halten Sie davon?

Es ist eine Tatsache, dass der Iran ein ernstes Problem für die Region und auch die Welt darstellt. Die politische, ideologischen und militärischen Aktivitäten des Regimes haben ernsthafte Probleme sowohl regional als auch international geschaffen. Die Angelegenheiten von politischen Gruppen und Kräften, wie Hashid Shaabi (pro-iranische Streitkräfte im Irak) und der Hisbollah, erinnert an ein trojanisches Pferd für die islamische Republik des Irans. Sie haben die volle Unterstützung von den iranischen Revolutionsgarden „Sepah-e Pasdaran“. Diese Kräfte, die z.B. in Afghanistan, Irak, Syrien, Libanon, Jemen und Palästina agieren, sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Instabilität und Konflikte im Nahen und Mittleren Osten.

Darüber hinaus schafft die iranische Regierung absichtlich Probleme und Konflikte zwischen den Gruppen. Auf diese Weise ist es für die Regierung leichter ihre Gegner zu unterdrücken und zu expandieren und somit ihre Macht zu festigen.

Wir sehen die Verhandlungen der P5+1 Gruppe, dass sie sich auf nebensächliche Angelegenheiten fokussieren. Dies kann als Kritik an der derzeitigen Politik der Regierung der Vereinigten Staaten insbesondere am Präsidenten Obama gesehen werden. Man kann das Gelingen der Verhandlungen in Bezug auf das Atomprogramm als eine PR-Kampagne für die künftigen Wahlen in Amerika betrachten. Es ist klar, dass die iranische Regierung sich bewusst ist über die Kampagne in Amerika. Der Iran nutzt dieses Wissen zu seinem Vorteil, um größere Konzessionen zu fordern. Es ist klar, dass mit den erfolgreichen Verhandlungen in Bezug auf das Atomprogramm, der Iran seine Ziele und Maßnahmen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene durchzusetzen versucht.

Sie sprachen über die Politik des Irans bei dem Versuch die iranischen Staatsangehörigen für sich zu gewinnen. Allerdings ist es klar, dass diese Politik nicht nur im Iran, sondern im ganzen Mittleren Osten herrscht. Wie analysieren Sie dieses Problem?

Das Regime nutzt den alten, schmutzigen Trick einer Monopolisierung der Erschaffung und Kontrolle von Konflikten. Anstatt die große Vielfalt an nationalen Identitäten, Religionen und Kulturen als Dynamik für die Entwicklung der Demokratie anzuerkennen, sät das Regime Zerwürfnisse und Konflikte zwischen Nationen, Religionen, Kulturen, Städten, Stämmen etc. Sie erschaffen diese Konflikte und managen sie dann mit Unterdrückungspolitik, indem sie die hegemoniale Ideologie des Regimes in der Region durchsetzten. Deshalb müssen die Menschen große Anstrengungen hervorbringen, um die Einheit und Geschwisterlichkeit zwischen den verschiedenen Identitäten zu schätzen und zu erschaffen. Folglich wird dies in einem Kampf gegen die Tyrannei der Islamischen Republik des Irans enden.

Leider sind derzeit ernsthafte Konflikte und Kriege im Mittleren Osten. Von besonderer Bedeutung sind die Söldnergruppen des Islamischen Staats IS, die wegen des Konfliktes zwischen den verschiedenen Nationen in der Region existieren (können).Wir, als KODAR, glauben, dass die IS-Kräfte keine Kommunikation oder Beziehung mit der Welt des Islam oder der Muslime im Allgemeinen haben. Dennoch versuchen leider einige Regionalmächte, den Konflikt zwischen den kurdischen Kräften in Syrien und dem Irak gegen IS als einen Konflikt zwischen den kurdischen und arabischen Nationen darzustellen, um so den Konflikt in der Region zu verlängern.

Kurdische und arabische Völker haben ohne Probleme über mehr als tausend Jahre in Geschwisterlichkeit miteinander gelebt. Sie haben starke Kulturen und die Fähigkeit, die grundlegende Umsetzung der Demokratie und Friedenssicherung im Mittleren Osten zu fördern. Es ist sicher zu sagen, dass die kurdischen und arabischen wichtige Verbündete für die Transzendenz der Aufklärung sein können und die wahre Demokratie im Nahen Osten etablieren können.

Letzte Frage: Was sind Ihre Forderungen an das iranische Regime?

Unsere Ziele sind, alle Rechte und Freiheiten einer freien und demokratischen Nation zu erreichen. Wenn das Regime dies zu verhindern versucht, werden wir unseren Kampf mit aller Kraft fortführen, um unsere Forderungen durchzusetzen.

Rojelat.info, 05.05.2015, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan