Inhaftierte Friedensgesandte Aysel Doğan schwer erkrankt

Aysel Doğan, die nach dem Aufruf des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan 1999 als Mitglied der Friedensgruppe aus Europa in die Türkei reiste und später im Rahmen der KCK-Operationen verhaftet wurde, ist mit einer schweren Erkrankung in ein Krankenhaus gebracht worden. Sie ist im E-Typ-Gefängnis von Diyarbakir inhaftiert, wo ihre Erkrankung über zwei Monate nicht diagnostiziert und behandelt wurde. Sie befindet sich zur Zeit in der onkologischen Abteilung des Zekai Tahir Burak-Krankenhauses in Ankara.

Aysel Doğan wurde im Rahmen der KCK-Operationen verhaftet, die die AKP-Regierung im April 2009 startete und die sich gegen tausende kurdischer PolitikerInnen richteten. Sie ist eine der wenigen aus den KCK-Verfahren, die noch in Haft sind.

Aysel Doğan hat insgesamt 17 Jahre in türkischen Gefängnissen verbracht. Das erste Mal wurde sie während des Militärputsches 1980 nach ihrem Studium an der Gazi-Universität in Ankara.verhaftet. Nach ihrer Freilassung Jahre später kandidierte sie 1991 als Unabhängige für Dersim. Sie erhielt zwar die Mehrheit der Stimmen, konnte aber wegen der undemokratischen Wahlgesetze der Türkei nicht ins Parlament einziehen. Doğan musste wegen drohender Repression nach den Wahlen nach Deutschland fliehen.

Dem Aufruf des PKK-Vorsitzenden Abdulla Öcalan folgend nahm sie 1999 an der zweiten Friedensgruppe teil, die von Europa in die Türkei ging. Sie wurde bei ihrer Ankunft in der Türkei zusammmen mit den anderen Gruppenmitgliedern verhaftet und zu 10 Jahren Haft verurteilt, die sie im Gefängnis von Malatya und Elbistan verbrachte. 2009 wurde sie entlassen. Sie ging in ihre Heimatstadt Dersim und gründete dort die alevitische Glaubens- und Kulturakademie. Am 29. September 2011 wurde sie im Rahmen der KCK-Operationen wegen ihrer politischen Arbeit erneut verhaftet und zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Herbst 2012 nahm sie am Hungerstreik der Gefangenen aus der PKK und PJAK für ein Ende der Isolation von Abdullah Öcalan teil.

2014 ordnete das Oberste Gericht die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Aysel Doğan an,. Obwohl das Gericht befunden hatte, dass ihre vorherige Veruteilung nicht rechtmäßig was, wurde sie dennoch nicht entlassen und ist nun seit 4 Jahren inhaftiert. Sie ist bereits einige Zeit erkrankt wie ihre Schwester Menşure Doğan erklärte, wollte ihren Fall aber nicht öffentlich machen und für sich behalten, da es so viele andere kranke Gefangene in türkischen Gefängnissen gibt. Menşure Doğan berichtet, dass der Hungerstreik irreversible Auswirkungen auf ihre Gesundheit hatte und sie keine medizinische Behandlung erhielt, obwohl die Gefängnisverwaltung von ihrer Erkrankung wusste. Menşure Doğan kritisierte die Haltung des Staates und der Gefängnisverwaltung gegenüber den kranken Gefangenen und nannt sie eine andere Form der Folter.

Aysel Doğan soll sich im Krankenhaus in Ankara einer Tumoroperation unterziehen.

ANF, 20.04.2015, Demokratie hinter Gittern

ISKU | Informationsstelle Kurdistan