Um wen handelt es sich bei dem Tatverdächtigen Ömer Güney?

Nachdem auf der vorgestrigen Pressekonferenz die französische Staatsanwaltschaft zu den Morden an den der kurdischen Aktivistinnen geäußert hat, dass Ömer Güney, der bereits am Freitag zusammen mit einer weiteren Person festgenommen worden ist, als bisher einziger Tatverdächtiger in Haft bleibt, kamen heute neue Details über seine Person ans Licht.
So wurde bekannt, dass Ömer Güney vor einem Jahr und 2 Monaten zum ersten Mal mit der kurdischen Community in Paris in Kontakt getreten ist. Damals füllte er einen Mitgliedsantrag für den kurdischen Verein in Villiers-le-Bel aus. Von da an begann er sich im Verein aufzuhalten.

Kein PKK-Mitglied
In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Firat spricht der Mitbewohner von Güney Y. A. davon, dass Güney durch Hilfeleistungen als Dolmetscher und anderen bürokratischen Angelegenheiten Vertrauen in der kurdischen Gemeinschaft aufgebaut hat. Sein Vater sei Kurde, und seine Mutter sei Türkin, hat Güney in der kurdischen Gemeinschaft behauptet. Demgegenüber erklärten seine Familienangehörigen, dass es sich bei ihnen um reine Türkinnen handeln würde. So bestritt der Onkel von Güney am Montag in einer Sendung des türkischen TV-Senders CNN Turk die Behauptung, und betonte zudem, dass sie als Familie keinerlei Sympathien zur PKK hegen würde und in keiner Verbindung zu ihr stehen. Einige türkische Medien vermeldeten, dass Güney seit 2 Jahren der PKK angehören würde. Dies wurde ebenfalls vom Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) Murat Karayilan abgestritten, Güney soll zu keiner Zeit Mitglied, bzw. Aktivist der PKK gewesen sein.

Widersprüche in seinen Aussagen
Vor eineinhalb Monaten zog Güney in die Wohnung von Y. A., wo sie seitdem gemeinsam mit einer weiteren Person gelebt hatten. Y. A. beschrieb Güney als eine Person, die nicht viel von sich und seiner Vergangenheit erzählte. Zu seiner Familie soll er nur begrenzten Kontakt gehabt haben. Seine Erzählungen zu Folge, hatte er nur zu seiner jüngeren Schwester regelmäßigen Kontakt. Als Grund nannte er, dass seine Familie dagegen wär, dass er sich innerhalb der kurdischen Community aufhalten würde. Seinen Aussagen zufolge soll Güney nach seiner Scheidung, er sei in München verheiratet gewesen, in Kontakt mit der kurdischen Bevölkerung gekommen sein. So erzählte er bei seiner Ankunft in den kurdischen Vereinen in Paris, dass er vom kurdischen Verein aus München hierhin geschickt worden sei. Auffallend ist, dass zu der gegebenen Zeit schon lange kein kurdischer Verein mehr in München existiert hatte.

Im Besitz von 45 Anzügen und 5 Mobiltelefonen
Weitere Widersprüche gab es über seinen Lebensstil. Er soll aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden seinen Job am Flughafen gekündigt haben. Dennoch war er in Besitz von 45 Anzügen. Zudem stellte die Polizei bei der Untersuchung seines Zimmers insgesamt 5 Mobiltelefone fest. Den Erzählung seines Mitbewohners Y. A. zufolge, hatte Güney selbst als Y. A. sein eigenes Handy verloren hatte, nicht gestattet, eins von den Handy zu benutzen, geschweige denn sie nur zu berühren.

Waffenfan
Y. A. berichtete zudem, dass Güney ihm eines Tages bei sich zuhause eine Pistole gezeigt hätte. Er soll eine große Vorliebe für Waffen gehabt haben. Des Weiteren soll Güney immer wieder mal für mehrere Tage verschwunden gewesen sein. Genau Angaben bezüglich des Orts, den er besuchte, nannte er nicht. Zwar handelt es sich bei Güney um keine Person, die regelmäßigen Gebeten nachgeht, jedoch soll er seinen Mitbewohner Y. A. mit der Frage konfrontiert haben, warum er denn nicht in die Moschee gehen würde.

Wohnhaft in Bayern
Bereits zu seiner Zeit in Bayern soll sich Güney überwiegend in Moschekreisen aufgehalten haben. Bis 2010 lebte er im 50 Kilometer von München entfernt gelegende Bad Tölz, bevor er ins 28 Kilometer weiter entfernte Schliersee zog. Schliersee ist für die starke Organisierung von türkischen Nationalisten bekannt. So gab der kurdischstämmige S. K. bekannt, dass er und seine Familie sich aufgrund von Drohbriefen türkischer Nationalisten gezwungen waren, aus Schliersee wegzuziehen.

Zwei Facebook-Profile
Ansonsten ist über die Münchener Vergangenheit von Güney nur wenig bekannt. Einem seiner zwei Facebook-Profile ist zu entnehmen, dass Güney eine Tochter haben soll. Seine politische Einstellung ist seinen Facebook-Seiten nicht zu entnehmen. Als auffallend Merkmale sind jedoch zu erwähnen, dass er der Frage, wie viel Prozent die AKP bei den Wahlen 2011 erhalten werde, außerordentlich hoch mit 45–50 % beantwortete. Des Weiteren beantwortete er die Frage, welche Artikel er gerne im Pana Store sehen würde mit Kurtlar Vadisi. Bei Kurtlar Vadisi (zu Deutsch. Tal der Wölfe) handelt es sich um eine Serie, in dem ein fiktiver Nachrichtendienst des Staates das Mafiasystem der Türkei beseitigen möchte. Die Serie wird als nationalistisch und kurdenfeindlich eingestuft.

Schwager von Güney: Er dachte er wäre im Film
Der Schwager des Tatverdächtigen Rasit Y. ist davon überzeugt, dass Güney die Tat begangen hat. „Er hat immer Kurtlar Vadisi geschaut. Er dachte er wäre in dem Film drinn, er wurde aufgebauscht, man hat ihm eine Waffe in die Hand gedrückt, Geld in die Tasche gesteckt …“. Auf einem Bild auf seiner Facebook-Seite soll er aussehen „wie Polat Alemdar“. Bei Polat Alemdar handelt es sich um die Hauptfigur in der Serie Kurtlar Vadisi.
Etwas Prokurdisches bzw. irgendetwas über kurdische Aktivitäten, ist seinen Facebook-Seiten nicht zu entnehmen. Die meisten Freundschaftsverbindungen, die zu ermitteln waren, sind Personen zugehörig, die überwiegend aus dem rechtsnationalistischen und religiös fundamentalistischen Milieu entstammen.

Quelle: ANF, 23.01.2013, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan