Kurdistan/Türkei: Hungerstreik weitet sich weiter aus:

BDP-Abgeordnete treten in Hungerstreik

Am 60. Tag schlossen sich sieben Abgeordnete der BDP, der Bürgermeister von Diyarbakir Osman Baydemir und 14 ständige Ratsmitglieder des Demokratischen Gesellschaftskongress (DTK) dem Hungerstreik der kurdischen politischen Gefangenen an.
Bereits am Donnerstag waren die DTK-Ratsmitglieder und BDP-Abgeordneten Emine Ayna und Özdal Üçer in unbefristeten Hungerstreik getreten.
In einer Presseerklärung teilte die BDP-Co-Vorsitzende Gültan Kisanak mit: „Wir treten in unbefristeten Hungerstreik. Die Forderungen der Gefangenen sind unsere Forderungen. Wir beginnen heute mit unserer Aktion, um der Stimme der Gefangenen Gehör zu verschaffen. Erst wenn eine Lösung gefunden ist, werden unsere FreundInnen den Hungerstreik beenden, und erst dann werden wir unsere Aktion beenden. Wir sind bereit, unseren Widerstand, unserer Hungerstreik bis zum Ende fortzusetzen.“
Unter den Hungerstreikenden befindet sich die BDP-Co-Vorsitzende Gültan Kisanak, DTK-Co-Vorsitzende Aysel Tuğluk, BDP-Parlamentarier Adil Kurt, Sırrı Süreyya Önder, Sebahat Tuncel, Özdal Üçer, Emine Ayna, der Bürgermeister von Diyarbakır Osman Baydemir, die ständigen Ratsmitglieder des Demokratischen Gesellschaftskongress (DTK) Cafer Kan, Meral Güngör, Seydi Fırat, Asya Tekin, Naşide Buluttekin, Osman Özçelik, Fırat Alökmen, Zöhre Taş, Şilan Elmas, Mehmet Baysal, Remzi Kızılkaya, Ramazan Özbek, Fırat Tursun und Songül Morsümbül.

Meletî: Gemeinsamer Angriff von Faschisten und Polizei
Nach einer öffentlichen Presseerklärung in Meletî (Malatya), bei der auf die Situation der Hungerstreikenden in den Gefängnissen aufmerksam gemacht werden sollte, wurden die rund 150 Mitglieder der Parteien BDP, EMEP und ESP sowie der Gewerkschaft KESK zunächst von einem faschistischen Mob und anschließend von Polizeikräften angegriffen.
Nach der Presseerklärung wollten sich die Menschen in Richtung des Parteigebäudes der BDP in Bewegung setzen. Auf dem Weg dorthin wurden sie von einem faschistischen Mob angegriffen. Anschließend kam die Polizei hinzu und feuerte Gasbomben in die Menschenmenge und in das Parteigebäude der BDP. Durch die Angriffe wurden insgesamt drei Menschen verletzt.

Polizeiterror in Bedlis
In Bedlis (Bitlis) sollte am Sonntag zum 61. Tag des Hungerstreiks eine Demonstration zum Gefängnis der Stadt stattfinden. Allerdings wurde die Demonstration zunächst durch einen brutalen Angriff der Polizei gestoppt. Die Polizeikräfte schlugen mit Schlagstöcken auf die rund 500 DemonstrantInnen ein und setzten Gasgranaten gegen die Menschenmenge ein. Zahlreiche DemonstrantInnen wurden durch den Polizeiangriff verletzt. Unter den Verletzten befinden sich auch der BDP-Abgeordnete aus Bedlis Hüsamettin Zenderlioğlu und der Vorsitzende der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD aus Bedlis Hasan Ceylan. Zudem wurden fünf DemonstrantInnen durch die Polizei festgenommen.
Doch trotz der Angriffe auf die Demonstration gelang es einem Teil der DemonstrantInnen vor das Gefängnis zu gelangen. Die Situation in der Stadt ist weiterhin angespannt.

Amed: Polizeiangriff auf Hungerstreik im DTK-Gebäude
In Amed wurde eine Demonstration, die vor dem Gebäude des Demokratischen Gesellschaftskongresses (DTK) beginnen sollte, von der Polizei angegriffen. Bei den anschließenden Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und der Bevölkerung wurden auch gezielt Gasgranaten in das Gebäude des DTK geschossen. In dem Gebäude befanden sich Mitglieder des DTK und der Partei für Frieden und Demokratie (BDP), die sich im unbefristeten Hungerstreik befinden. Durch die Gasgranaten erlitten diese zum Teil schwere Verletzungen.
Zu der Demonstration hatte die BDP aufgerufen, um auf die Situation und die Forderungen der knapp 10 000 Hungerstreikenden in den Gefängnissen aufmerksam zu machen. Der Hungerstreik wurde am 12. September von 63 politischen Gefangenen mit der Forderung nach der Beendigung der Isolation von Abdullah Öcalan und der Aufhebung staatlicher Barrieren gegen die kurdische Sprache aufgenommen.

Quelle: DIHA, ANF, ISKU, 11.11.2012 (Übersetzungskollektiv)

ISKU | Informationsstelle Kurdistan