Karayilan: Der Hungerstreik muss intensiver unterstützt werden

In dem kürzlich erschienen Interview des ANF-Reporters Deniz Kendal mit dem KCK-Exekutivratsvorsitzenden Murat Karayilan, erklärte Karayilan, dass Pressemitteilungen und kleine Demonstrationen, den Tod der hungerstreikenden Gefangenen keineswegs stoppen können. Aus diesem Grund müssen die Aktivitäten verstärkt werden. Er erklärte: „Die Häftlinge haben sich für diesen Schritt, aus ihrer Verantwortung heraus entschieden, um den politischen Prozess zu fördern. Es ist deutlich, dass sie mit dem Widerstand sowie mit ihrem beharren auf eine demokratische Lösung des Konflikts, ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Im Grunde ist dies eine Intervention aus den Gefängnissen in die sich zuspitzende Phase der Auseinandersetzungen. Wir wissen, dass gegenwärtig in Kurdistan ein von Seiten des türkischen Post-Kolonialismus entwickelter Kriegszustand herrscht. Dagegen gibt es einen Widerstand von Abdullah Öcalan, von unserem Volk sowie von unserer Bewegung.“
Karayilan, machte in dem Interview darauf aufmerksam, dass die Hungerstreikaktionen im Hinblick auf die Lösung der Kurdenfrage, als eine Roadmap angesehen werden kann. Er rief sämtliche gesellschaftlichen Gruppen und demokratischen Kreise dazu auf, die Häftlinge in ihren Forderungen zu unterstützen. „Die Hungerstreikenden wollen nichts für sich selbst durchsetzen. Ich denke, dass die Gefangenen damit zum ersten Mal nicht auf die Bedingungen in den Gefängnissen, sondern auf die Zustände im Land aufmerksam machen wollen. Was sind ihre Forderungen? Zunächst die Freilassung Öcalans, zweitens ein Recht auf Bildung in der Muttersprache sowie die Genehmigung des Verteidigungsrechts. Die Gewährung dieser Rechte in der Türkei hieße den demokratischen Lösungsprozess zur Geltung zu bringen. Deshalb ist diese Aktion – vom Wesen her – eine Friedensaktion. Die Aktionen zeigen, wie zwei Völker miteinander, frei und gleich leben können. Sie entsprechen einer Roadmap für den Frieden im Hinblick auf die Kurdenfrage“, so Karayilan.
Dazu erklärte er weiter: ,,Einige Kreise wollen ein Ende der Auseinandersetzungen und den Beginn eines Friedensprozesses. Außerdem machen sie neben diversen unternommenen Bemühungen, zeitweise auch Aufrufe. Die gefangenen kurdischen Politiker, die wie Geiseln behandelt werden, formulieren nicht lediglich einen Appell nach draußen, sondern opfern sich nun für die Eröffnung eines Prozesses für die Lösung auf. Denn die gestellten Forderungen beschreiben die primären Prinzipien für den Beginn der Friedensverhandlungen. Wenn heute in Kurdistan die Bildung in der Muttersprache erlaubt, Abdullah Öcalan frei kommt, wird sich eine Phase des Dialoges sowie eine kräftige Basis für eine Lösung mit friedlichen Mitteln herausbilden.“
Das Schweigen der türkischen Medien und der Regierung beschreibt Karayilan folgendermaßen: „Die gleichgültige Haltung der Medien in der Türkei sowie seitens der Regierung kann ausschließlich als blinder und zugleich egoistischer Kolonialismus beschrieben werden. Diese Gefangenen werden allein aus der Tatsache heraus, dass sie Kurden sind und den Frieden verteidigen ganz und gar ignoriert.“
Weiterhin betont Karayilan: „Um ein Ende des unbefristeten Hungerstreiks einzuleiten und den nahenden Tod der Häftlinge zu verhindern, müssen auf die Forderungen reagiert werden. Dies wird dann möglich, wenn die AKP bzw. Premier Erdoğan in dieser Sache eine Entscheidung trifft. Der Ministerpräsident ist für mögliche Ergebnisse verantwortlich. Die Forderungen der Hungerstreikenden sind legitim. Außerdem sind dies Forderungen, die den Weg für die Lösung eines grundlegenden Problems ebnen werden“, so Karayilan.

Quelle: ANF, 23.10.2012, Übersetzungskollektiv

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