Umweltschützer reagieren auf die Festnahme von Altun: der eigentliche Terror ist das Staudammprojekt

Izmir (DIHA)- Auf einer Veranstaltung zum Thema “Blaue Unendlichkeit: Hasankeyf, Allianoi, Munzur”, die im Rahmen von der TUYAP Buchmesse stattfand, wurde ein klares Zeichen gegen die Festnahme des stellvertretenden DTP-Assistenten Bayram Altun gesetzt, dem aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Kreditvergabe für den Ilisu-Staudamm und gegen die Überschwemmung von Hasankeyf Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation vorgeworfen wird.

Diren Özkan, Sprecherin der Hasankeyf-Initiative, äusserte auf dem Podium klaren Protest gegen die Festnahme, “weil Erdogan der Meinung ist, dass alle Gegner des Staudammes Mitglieder einer Organisation sind. Um hier nicht Propaganda für eine Organisation zu machen, werde ich meinen Vortrag nicht halten.” Des weiteren nahmen an der Diskussion Alime Mitap, Sprecherin der Initiative Allianoi, Hasan Sen, Gründungsmitglied der Initiative zur Rettung des Munzur und Dr. Ahmet Yaras teil.
Mitap berichtete vom Bau des Yortanli-Staudammes. Die damit verbundene Überschwemmung von Allianoi werde illegalerweise fortgesetzt. Die Auseinandersetzung auf juristischer Ebene dauere an. Im Anschluß referierte Dr. Ahmet Yaras über die Ausgrabungen in Allianoi.

“Mobilmachung zur Vernichtung des Munzur”

Auch Hasan Sen betonte, dass der grösste Nationalpark der Türkei mit einer ökologischen Katastrophe konfrontiert ist. Die Regierung habe alle Möglichkeiten genutzt, um den Munzur im Verlauf der Kampagne zu vernichten.

“Um nicht Propaganda für eine Organisation zu machen, werde ich nicht referieren”

Diren Özkan setzte als letzte Rednerin auf dem Podium ein klares Zeichen.
Die vom 6. Strafgerichtshof für Schwere Strafen eingeleiteten Ermittlungen führten zur Festnahme von zahlreichen DTP-Mitgliedern. Özkan: “Unser Freund Bayram Altun, stellvertretender DTP-Assistent, ist aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Kreditvergabe für das Ilisu-Staudammprojekt als Mitglied einer Organisation festgenommen worden. Ich bin die Sprecherin der Initiative. Morgen könnte auch ich festgenommen werden. Um nicht auch Propaganda für eine Organisation zu machen, werde ich meinen Vortrag über Hasankeyf nicht halten. Ich bitte um Verzeihung.”

Der Staudamm ist das eigentliche Terrorprojekt

Özkan erntete für ihre Worte großen Applaus. Die am Kongress teilnehmenden Umweltschützer protestierten ebenso gegen die Festnahme von Altun.
Tahir Öngür beschrieb den Ilisu-Staudamm als eines der unsinnigsten Projekte. Mit diesem Projekt werde der unsinnigsten See der Welt geschaffen. Staudämme seien eines der Abfallprodukte der kapitalistischen Gesellschaft. “Selbst wenn Erdogan nach Batman käme - Hasankeyf wird nicht in den Fluten ertränkt! Morgen können in Ankara und Istanbul Gegner der Staudämme mit der Begründung “Terrorismus” festgenommen werden. Aber die politischen Gegen der Staudämme sollten wissen, dass das Staudammprojekt der eigentliche Terror ist. Terror gegen die Menschen und gegen die Natur.”
“Wir nehmen diese Schuld gerne auf uns”

Der Anwalt Arif Ali Cangi, bekannt für sein Engagement in dieser Sache, ergriff ebenfalls das Wort hinsichtlich der Festnahme von Altun: ”Wir sind in eine Situation geraten, in der Menschen, die für Leben kämpfen, Ängste vor einem Aufstand wecken. Vor kurzem erklärte der Umweltminister Veysel Eroglu die Staudämme der Region Munzur hinsichtlich der Terrorbekämpfung als notwendig. Heute haben die in Diyarbakir Lebenden dies zu spüren bekommen. Wenn es ein Verbrechen ist, gegen Staudämme zu sein, dann begehen wir dieses Verbrechen gerne. Die politischen Gegner des Staudammprojektes sind einem faschistischen, terroristischen Verfahren ausgesetzt.”

Auch Anwalt Hilal Küey, Oya Otyildiz und VertreterInnen von EGECEP kritisierten die Festnahme Altuns und bekräftigten ihre Unterstützung für den Widerstand gegen den Staudamm.
Darüber hinaus gab es auf der Konferenz den Anstoss, in Hasankeyf eine ähnliche Solidaritätsaktion in Form eines solchen Treffens gegen die Festnahme von Altun durchzuführen.

Quelle: ANF, 19.04.2009, ISKU

Übersetzung aus dem Türkischen
ISKU | Informationsstelle Kurdistan