Flutkatastrophe in der Türkei

Bei Überschwemmungen und schweren Unwettern im kurdischen Südosten der Türkei sind nach Regierungsangaben mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen. Allein 14 Menschen starben, als ein Bus zwischen den Provinzen Mardin und Amed (Diyarbakir) von den Fluten mitgerissen wurde. In Batman sind nach dem Zusammenbruch einer Brücke neun Stadtviertel von der Außenwelt abgeschnitten. Der Gouverneur weigert sich, der Forderung des Bürgermeisters Hüseyin Kalkan nach Einsatz eines Hubschraubers nachzukommen. "Die Regierung muss sofort aktiv werden, um Hilfe in die Region zu schicken. Die Bevölkerung ist wütend", erklärte Kalkan.

Besonders betroffen waren auch die Städte Bismil und Cinar in der Nähe von Amed sowie Silopi nahe der Grenze zum Irak. Auch in anderen Teilen der Türkei wüteten Unwetter. In einem Vorort von Istanbul wurden rund 1000 Häuser und Geschäfte überschwemmt. An der Mittelmeerküste musste die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Urlauberort Antalya und Mersin wegen Überschwemmungen geschlossen werden. Bereits am vergangenen Wochenende waren bei Hochwassern nach heftigen Regenfällen in den Provinzen Van und Sanliurfa im Osten des Landes fünf Menschen getötet worden.

Proteste gegen ausbleibende Hilfe

In Amed-Cinar haben sich am Donnerstagmorgen ca. 500 Personen vor der Regierungsresidenz versammelt, um gegen die ausbleibende Hilfe für die Flutopfer zu protestieren. Die Demonstranten zertrümmerten Fenster und Türen des Gebäudes, woraufhin die Bereitschaftspolizei Schlagstöcke einsetzte. Danach ging die Menschenmenge in einen Sitzstreik über und forderte Ministerpräsident Erdogan und den Landrat zum Rücktritt auf. Statt der geforderten Hilfe wurden weitere Polizeieinheiten in die Kreisstadt geschickt.
Der Kongra-Gel-Vorsitzende Zübeyir Aydar kritisierte in einer Erklärung zur Überschwemmung, dass die kurdische Region ihrem Schicksal überlassen wird und die Regierung ihrer Verantwortung nicht nachkomme und rief zur Solidarität mit den Flutopfern auf.

Quelle: DIHA/ANF/AFP, 1./2.11.2006, ISKU

Übersetzung aus dem Türkischen
ISKU | Informationsstelle Kurdistan