DTP und die Hoffnung

Von Pınar Selek

In meiner letzten Kolumne habe ich von der Hoffnungslosigkeit geschrieben und davon, dass die Hoffnungslosigkeit in manchen Situationen eine ethische Haltung darstellen kann.
Warum? Wir werden in den Krieg getrieben. Wir betrachten das Szenario, das nach Şemdinli vor uns ausgebreitet wird. Wir ziehen unsere Lehren daraus: Wie Militarismus organisiert und mit welchem großen Appetit der Krieg gekocht wird… Das eigentlich Schmerzhafte bei dieser Angelegenheit ist jedoch, dass es kein politisches Können, keine Kapazität gibt, mit der diese Dinge überwunden werden können.
Wir werden Krieg führen… Krieg… Und dann? Was passiert dann? Befreiung? Freiheit? Durch Krieg?
Werden die Menschen, die mit den Bomben sterben, uns die Freiheit bringen? Vermutlich kommen sie ins Paradies, und von dort aus werden sie uns die Freiheit bringen…
In der Zeitung habe ich die Verlobte von einem der Polizisten gesehen, der im Polizeiauto erschossen worden ist. Sie weinte. Wird die Freiheit mit ihren Tränen fließen?
So wie es keine gerechtfertigte Vergewaltigung geben kann, gibt es auch keinen gerechten Krieg. Wenn du nicht ethisch gegen den Krieg angehst, wirst du die Freiheit nicht erreichen. Die Freiheit wird dich nicht akzeptieren. Niemals.

Was sollen wir also tun? Susurluk ist bekannt, Şemdinli ebenfalls. Ein Vernichtungsfeldzug hat begonnen. Verhaftungen, Hinrichtungen, Operationen, Vergewaltigungen der menschlichen Seele in verschiedenen Formen, Schmähungen, Beleidigungen, Kränkungen…

Angesichts dessen kann es passieren, dass mensch sich sagt: ‚Wenn es so ist, dann eben so’. Wenn die Frage lautet ‚Tod oder Vergewaltigung’, dann greifst du natürlich zum Messer…

Aber die Freiheit, die Freiheit…
Aber der Krieg.
Lasst es uns offen sagen. Dieser Krieg nützt lediglich den Mächten, die sich von der gesellschaftlichen Verrottung nähren. Krieg zermürbt, macht Krebs und reißt irreparable Wunden… Krieg stärkt die Männlichkeit, den Militarismus, den Staat, die Ausbeutung und alle Mächte. Dieser Krieg reißt die bis heute mühsam herangezogenen Setzlinge mit ihren Wurzeln aus.

Lasst es uns aussprechen. Die Menschen wollen keinen Krieg.
Die Menschen suchen eine politische Führung, die sie nicht in den Krieg treibt. Sie suchen eine Führung, die gegen die Kriegstreiber ansteht, in dieser Phase die Initiative ergreift und mit intelligenten Offensiven das Feuer löschen kann. Das eigentliche Problem besteht nicht darin, im Recht zu sein, sondern das Können zu zeigen, den Krieg zu überwinden.

Die jüngste Initiative der DTP hat deshalb vielen Menschen Hoffnung gemacht. Die DTP hat anders als bei Friedensaufrufen in der Vergangenheit diesmal die Initiative ergriffen und angekündigt, entsprechend einer road map zu arbeiten. Auch vom Anblick her war die Pressekonferenz der DTP viel versprechend. […] Nach einer Auflistung der konkreten Forderungen kündigte die DTP mit entschlossener Sprache an, in die Offensive zu gehen. Und offensichtlich ist sie dabei nicht allein.

Wir alle haben Hoffnung geschöpft. Jetzt sind die Augen auf die DTP gerichtet. Wenn die DTP wirklich hinter ihren Worten steht und eine Rolle für den Frieden übernimmt, dann wird sie damit ihre Andersartigkeit bewiesen haben.

Wie sehr ähnelt der Frieden der Frau. Frieden, du warst niemals wirklich da, standest immer fern vom Leben in einem Nebel. Wie bist du doch passiv, wie ängstlich, wie langsam…

Und Krieg! Der Held, der dem Mann gleich ist! Du bist schlecht, aber du bist real. Wir sind an dich gewöhnt. Auch wenn wir dich nicht lieben, beugen wir uns vor dir und schmeicheln uns bei dir ein. Du bist aktiv, du bist mutig, du bist schnell…

Wenn die DTP eine mutigere, schnellere, einsatzbereite Friedenspolitik als die Krieger macht, dann wird sie einen wirklichen Beitrag für dieses Land leisten…

Was könnte wertvoller sein, als für den Frieden zu kämpfen?
Ich hoffe, die Hoffnung in uns blüht und gedeiht…

Quelle: Gündem, 10.03.2006, ISKU


Übersetzung aus dem Türkischen
ISKU | Informationsstelle Kurdistan