Zehntausende beerdigen Opfer von Semdinli

Zahir Korkmaz und Ali Yilmaz, die bei den jüngsten Vorfällen in Semdinli getötet wurden, sind im Beisein von ca. zehntausend Menschen in der Kreisstadt beigesetzt worden.

Die Leichname wurden von der Gerichtsmedizin in Diyarbakir mit einem Autokonvoi nach Semdinli überführt. Am Ortseingang kam es aufgrund einer Straßensperre der Jandarma zu Spannungen. Bereits im Vorfeld war es in der Stadt zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und der Bevölkerung gekommen, als diese sich sammelte, um den Konvoi zu empfangen. Die Unruhen wurden durch Vermittlung von Bürgermeistern und DTP-Vorstandsmitgliedern beendet. Rechtsanwalt Dogan Erbas von der DTP hielt eine Ansprache, in der er der Bevölkerung dazu gratulierte, zur Aufklärung der schmutzigen Spiele in der vergangenen Zeit beigetragen zu haben. Er bezeichnete die Vorfälle als ein zweites Susurluk und forderte die Bevölkerung auf, Provokationen zu vermeiden und besonnen vorzugehen. „Das Justizministerium hat heute eine Erklärung abgegeben, in der der Vergleich mit Susurluk kritisiert wird. Wir wenden uns von hier aus an das Justizministerium: Dieser Vorfall ist schwerwiegender als Susurluk. Hier handelt es sich um einen Bombenanschlag ausgeführt durch Sicherheitskräfte, die von der Bevölkerung gestellt und staatlichen Stellen übergeben wurden. Die Regierung sollte Erklärungen abgeben, mit der sie die Bevölkerung beruhigen kann. Es wird darauf verwiesen, dass die Ermittlungen geheim sind. Das mag sein, aber bei diesem Vorfall wurden die Täter auf frischer Tat ertappt. Wir fordern die Regierung und alle Zuständigen auf, die Zusammenhänge unverzüglich aufzuklären“. Erbas forderte weiterhin die Intellektuellengruppe, die mit Ministerpräsident Erdogan zusammen getroffen war, dazu auf, nach Semdinli zu kommen. „Dieser Vorfall ähnelt Susurluk, aber eben weil Susurluk nicht ausreichend aufgeklärt und verurteilt wurde, konnte heute Semdinli stattfinden“. Weiterhin bezeichnete er es als sehr bedenklich, dass wie bereits im Susurluk-Skandal auch in Semdinli wieder der Name Mehmet Agar aufgetaucht sei.

Quelle: ANF, 11.11.2005, ISKU

Übersetzung aus dem Türkischen
ISKU | Informationsstelle Kurdistan