Barzan
Öztürk (Murat)
gefallen am 04.01.1999
im Militärkrankenhaus Koblenz
Selbstverbrennung
im Abschiebegefängnis Stuttgart aus Protest gegen die Abschiebepraxis
und gegen den Beginn des Komplotts gegen Abdullah Öcalan
Am 4. Januar 1999
starb der kurdische Sänger Barzan Öztürk (Murat) im Bundeswehrkrankenhaus
Koblenz an den Folgen schwerer Verbrennungen. Er hatte sich am 1.November
1998 in der JVA Stuttgart-Stammheim angezündet und war mit 80% Verbrennungen
ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz eingeliefert worden.
Barzan Öztürk war 23 Jahre jung. Er stammte aus Agiri in Nordwestkurdistan.
Barzan kam aus einer traditionsreichen Familie, deren Mitglieder sich
schon an mehreren Aufständen beteiligten, 14 Mitglieder der Familie
sind im Kampf gefallen, darunter auch sein Vater und mehrere Geschwister.
Viele sind in Haft oder im Exil. Am 6. Januar kamen tausende Kurdinnen
und Kurden nach Stuttgart vor die JVA Stammheim, um Barzan Öztürk
die letzte Ehre zu erweisen und sich zu verabschieden.
Barzan Öztürk war am 21. August 1998 in Kleve an der holländischen
Grenze mit ungültigen Papieren festgenommen und anschließend
in der JVA Stammheim inhaftiert worden. Am 24. Oktober 1998 wurde ihm
in Stuttgart der Prozess gemacht. Er erhielt eine achtmonatige Strafe,
die auf Bewährung ausgesetzt wurde. Anstatt als freier Mann den Gerichtssaal
verlassen zu können, wurde er wegen "fehlender Aufenthaltsberechtigung"
sofort in Abschiebehaft genommen. Sein erster Asylantrag war in Freiburg
abgelehnt worden. Ein Asylnachfolgeantrag, den er sofort nach seiner Festnahme
gestellt hatte, war nicht behandelt worden. Ein neuer Asylnachfolgeantrag
wurde nach der Verurteilung gestellt. Dass seine Anwälte einen Abschiebestopp
durchgesetzt hatten erreichte Barzan nicht, da sie nicht zu ihm gelassen
wurden.
Barzan Öztürk legte seine Beweggründe für die Selbstverbrennung
in einem Brief dar. Daraus geht hervor, daß er sich aus Protest
gegen die Unterdrückung des kurdischen Volkes und den schmutzigen
Krieg in Kurdistan, aus Protest gegen das versuchte Attentat auf den PKK-Vorsitzenden
Abdullah Öcalan am 9.10.98 sowie aus Solidarität mit den Selbstverbrennungsaktionen
vieler PKK-Kriegsgefangener in türkischen Gefängnissen anzündete.
Im selben Jahr zu Newroz hatte sich schon eine Verwandte von ihm, Sema
Yüce in der Türkei selbst verbrannt.
Barzan Öztürk hatte in der Türkei schon ein Jahr im Gefängnis
gesessen, war dann aktiv am Befreiungskampf beteiligt und nach einer Verletzung
nach Europa gekommen.
Barzan Öztürk wurde am 8. Januar 1999 in die Türkei überführt,
eine Delegation begleitete den Sarg.
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