Presseerklärung von Libertad
6.11.1998

                              Andrea Wolf vom türkischen Militär ermordet
 
 

     Mitteilung an die Presse
 

     Am 24. Oktober 1998 wurde unsere Genossin Andrea Wolf nach einem Gefecht in Van/Kurdistan von türkischen Spezialteams
     gefangengenommen und später ermordet. Seit Mitte der 90er Jahre kämpfte Andrea in der Frauenarmee des Freien Frauenverbandes
     Kurdistan YAJK.

     Andrea war Gründungsmitglied der Initiative Libertad! Anfang der 90er Jahre.

     1994 hatte die Bundesanwaltschaft gegen Andrea ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, in dem ihr die Beteiligung an der Sprenung des
     Knastneubaus Weiterstadt durch die RAF vorgeworfen wurde. Mit diesem Verfahren sollte sie zur Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz
     und zu Aussagen gegen Genossen und Genossinnen gezwungen werden. Weitere Ermittlungsverfahren und Zeugenvorladungen gegen
     andere zogen zum Teil mehrmonatige Beugehaft wegen Aussageverweigerung nach sich.
     Andrea entzog sich den Verfolgungsmaßnahmen gegen sie, und schloß sich in der Folgezeit dem kurdischen Befreiungskampf an. Es
     gibt - entgegen den bisherigen Presseveröffentlichungen - keinen Zusammenhang zwischen Andreas Entscheidung, sich dem kurdischen
     Befreiungskampf anzuschließen, und dem Inhalt der Behauptungen der Bundesanwaltschaft.

     Einmal mehr hat die türkische Regierung gezeigt, daß sie für die Zerschlagung der kurdischen Bewegung jegliche Menschenrechte
     mißachtet, und entgegen der Vereinbarungen der Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen, und entgegen jeder
     moralischen Legitimität gefangene und entwaffnete Kämpfer und Kämpferinnen ermordet.
     Einmal mehr wurde uns auch deutlich, wie existentiell notwenig unser Kampf für die Einhaltung und Durchsetzung von Menschenrechten,
     gegen Repression, Folter und Morde an politischen Gefangenen ist.

     Das besondere an der Ermordung unserer Genossin ist für uns nicht die Praxis der türkischen Militärs. Wir sind getroffen vom frühen Tod
     unserer Genossin, die sich mutig für ihren Weg entschieden hatte.

     Wir fordern die Aufklärung der Todesumstände von Andrea Wolf!

     Wir fordern von der türkischen Regierung die Einhaltung der Genfer Kriegskonvention zur Behandlung von
     Kriegsgefangenen!

     Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf!

     6. November 1998