YEK-KOM                                                      Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V.
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Der 44. Tag des Hungerstreiks in den Kerkern des türkischen Staates:

Hunderte von hungerstreikenden politischen Häftlingen an der Todesgrenze

Unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit, die wie gebannt auf den Krieg im Kosovo blickt, bahnt sich gegenwärtig in den Gefängnissen der Türkei sowie in Kurdistan eine weitere Tragödie an.

Am 16. Februar 1999, dem Tag nach der Verschleppung des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan, begannen in den türkischen Gefängnissen in der Türkei und Kurdistan Tausende von politischen Gefangenen Hungerstreiks. Ihre Forde-rungen: Eine menschengerechte einwandfreie Behandlung von Herrn Öcalan, einschließlich der Zulassung internationa-ler Ärzte zur Beobachtung seines Gesundheitszustandes und Internationaler Beobachtung des bevorstehenden Gerichts-verfahrens.

Die Zahl derjenigen, die sich den Hungerstreiks angeschlossen haben, stieg in den vergangenen Wochen laufend an, so daß eine Zahl der Beteiligten inzwischen bei 10.000 liegen dürfte. Beteiligt sind neben den PKK-Gefangenen diejenigen anderer Organisationen wie PKV, TKPML, MLKP, DHP, HP und weiteren. Auch die ehemaligen DEP-Abgeordneten Leyla Zana, Hatip Dicle, Orhan Doðan und Selim Sadak befinden sich im Hungerstreik.

Die Nachrichten aus den Gefängnissen sind nur lückenhaft; aus den meisten großen Städten in Kurdistan: Diyarbakir, Batman, Urfa, Mardin, Van etc. gibt es überhaupt keine genaueren Angaben. Viele Hungerstreikenden wurden seit Be-ginn der Aktionen in andere Gefängnisse oder in Einzellzellen verlegt, so dass es ebenfalls keinerlei Nachrichten über ihren Zustand mehr gibt. Es ist zu befürchten, dass es - ähnlich wie 1996 - unter den Gefangenen zu vielen Todesfällen kommen wird.

Hier ein Überblick über die Aktionen in Gefängnissen, über die der IHD oder TAYDER (Unterstützerverein für die An-gehörigen von Gefangenen) Einzelheiten erfahren konnten:

Sivas: 112 Frauen (Todesfasten); Bayrampaþa: 4 Gefg. (Todesfasten), außerdem 28 in unbefristetem Hungerstreik; Burdur: 20 (unbefristet); Amasya: 32 (unbefristet); Ordu: 4 (Todesfasten); Þirt: 12 (Todesfasten); Ceyhan: 20 (unbefristet); Muþ: 8 (Todesfasten); Antep: 15 (Todesfasten); Cankiri: 10 (unbefristet); Nazilli: 20 (unbefristet). Allein in diesen 11 Gefängnissen befinden sich 155 Personen im Todesfasten und 130 in einem unbefristeten Hungerstreik; viele ihrer Namen sind bekannt. (Darüber hinaus gibt es tausende weiterer Gefangene, die sich in "routierenden" Hun-gerstreiks in 3- bzw. 6-tägigem Rhytmus befinden.)

Eine große Zahl dieser und weiterer Hungerstreikender sind bereits seit dem 16.02 im Hungerstreik. Der heutige Tag ist bereits der 44. der Aktionen; 46 der PKK-Gefangenen, die von Anfang an dabei sind, befinden sich nach Angaben von TAYDER in sehr schlechtem Zustand oder in akuter Lebensgefahr. Obwohl dies von der Angehö-rigenhilfsorganisation dem türkischen Justuiministerium mitgeteilt wurde, hat sich bisher niemand darum ge-kümmert.

Wir fordern PolitikerInnen, VertreterInnen humanitärer Organisationen und die Presse auf, bei der türkischen Regierung (vor allem beim Justiz- und Innenministerium) zu intervenieren, sofort Wege zur Rettung der Ge-fährdeten zu suchen und Zugang von neutralen Ärzten zu den beteiligten Gefangenen zu verlangen.

Für weitere Nachfragen hier die Telefonnummer von TAYDER: 0090-312-419 80 23

YEK-KOM  Bochum, 31.03.1999