Internationales Festival für Demokratie und Frieden, Köln, 2.September 2000  
 

Beitrag der Kurdischen Demokratischen Volksunion (YDK)

 

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Freunde und Freundinnen, Sehr geehrte Vertreter von Presse und Medien,

Es ist für mich eine große Freude, Sie hier im Namen der YDK (Yekitiya Demokratik A Gele Kurd - Kurdische Demokratische Volksunion) inmitten von Zehntausenden Kurden und deren Freunden, die ihre Stimmen für Demokratie, Frieden und Gleichberechtigung erheben, begrüßen zu dürfen. Auch möchte ich unseren Dank für Ihr Interesse zum Ausdruck bringen.

Anlässlich des Weltfriedenstages richten wir unsere innigsten Grüße an die Völker des Mittleren Ostens und ebenso an alle anderen Völker dieser Erde. Mit diesem Festival für Frieden und Demokratie bringt das kurdische Volk, das wie kaum ein anderes Volk auf dieser Erde der Freiheit und der Zuerkennung der Menschenrechte bedarf, seine Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck.

Mit diesem Festival wird ein Stück Zukunft vorweggenommen. Die Vielfalt der Kulturen, ein respektvolles Zusammenleben der Volksgruppen und gegenseitige Akzeptanz, sind Grundvoraussetzungen für demokratische Gesellschaften. Insbesondere in der Türkei und im Mittleren Osten, die ein breitgefächertes und reichhaltiges Mosaik an Kulturen besitzen, ist dies unabdingbar. Aufgrund der geostrategischen und geopolitischen Lage Kurdistans beinhaltet die angestrebte demokratische Lösung der kurdischen Frage eine stabilisierende Dynamik, die sich auf den gesamten Mittleren Osten auswirken wird. Jedoch: Ohne einen würdigen und gerechten Frieden zwischen dem kurdischen und türkischen Volk wird es auch keinen dauerhaften Frieden im Mittleren Osten geben. Wenn man sich das Leid und die Vernichtung vor Augen führt, die fünfzehn Jahre Krieg hervorgebracht haben, so wird deutlich, dass für das kurdische und türkische Volk Frieden und Demokratischer Wandel die einzige realistische Perspektive sind. Um dieser Realität gerecht zu werden, hat die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit ihrem Friedensprojekt dieses Bedürfnis politisch konkretisiert. Das war nur durch den Beginn der Friedensoffensive Abdullah Öcalans, des Vorsitzenden der PKK, möglich. Somit besteht das erstemal in der Geschichte eine realistische Chance für ein friedliches Zusammenleben des kurdischen und türkischen Volkes. Infolgedessen entstanden in der Türkei ernsthafte Diskussionen über einen demokratischen Wandel der Gesellschaft und die Lösung der kurdischen Frage. Die Unterzeichnung von zwei wichtigen UN0 ­ Abkommen, die u. a. das Selbstbestimmungsrecht der Völker beinhalten, sowie die Anerkennung der Türkei als Beitrittskandidat zur EU sind in dieser Hinsicht positiv zu bewerten. Wenn auch die konstruktiven Schritte der kurdischen Bewegung für verstärkte Diskussion über einen grundsätzlichen demokratischen Wandel in der Türkei gesorgt haben, so ist die Stagnation bei dessen konkreter Umsetzung ersichtlich. Dieser Stagnation liegen ökonomische und politische Interessen zu Grunde, die ihre Existenz an die Aufrechterhaltung des türkisch-kurdischen Konfliktes gebunden haben. Denn wir glauben, dass sich die Mehrheit des türkischen Volkes ebenfalls nach Frieden und Demokratie sehnt. Wir sind auch der Meinung, dass bei der Lösung des Problems die internationale Staatengemeinschaft eine unterstützend einwirkende Rolle übernehmen kann. Mit Bedauern müssen wir jedoch feststellen, dass trotz vieler positiver Signale aus verschiedenen europäischen Ländern insbesondere die Bundesrepublik Deutschland einer solchen Rolle nicht gerecht wird. Noch immer wird erfolglos versucht, die PKK aus einem möglichen Demokratisierungsprozess auszugrenzen, anstatt nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

Doch trotz dieser Widerstände wird das kurdische Volk weiterhin seinen Kampf für Demokratie und Gleichberechtigung auf legitime Weise fortsetzen.

Wir möchten hiermit die Türkei dazu aufrufen, sich nicht der Forderung nach Frieden und Demokratie zu verschließen, die auf diesem Festival zum Ausdruck kommt. Die Aufhebung der Todesstrafe, die Ausrufung einer Generalamnestie und die Schaffung einer demokratischen Verfassung sind Grundvoraussetzung für den dringend nötigen gesellschaftlichen Aussöhnungsprozess zwischen dem kurdischen und türkischen Volk.

2. September 2000 Kurdische Demokratische Volksunion (YDK)