Frauen unterstützen Eren Keskin

Frauen in Istanbul haben eine Kampagne unter dem Motto „Solidarität mit Eren Keskin für Frauen- und Menschenrechte“ gestartet. Die Rechtsanwältin und Vorsitzende der Istanbuler Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD ist aufgrund eines Redebeitrags zu staatlicher sexueller Gewalt auf einer Veranstaltung in Köln von einer zehnmonatigen Haftstrafe bedroht.

Auftakt der Kampagne bildete eine Pressekonferenz im Taksim-Hill-Hotel in Istanbul, an der neben Keskin u.a. Frauen vom IHD, der Initiative „Mütter für den Frieden“, der Demokratischen Freien Frauenbewegung, der Homosexuellenorganisation Lambada sowie der kürzlich aus Militärhaft entlassene Gewissensverweigerer Mehmet Tarhan teilnahmen. Im Namen des „Frauensolidaritätsnetzes für Eren Keskin“ erklärte Derya Demirler, die Strafe gegen Keskin könne jeden treffen, der für Demokratie und gesellschaftlichen Frieden eintrete. Demirler verwies auf den jahrelangen Kampf, den Keskin für die Entwicklung einer Kultur der Demokratie führe. „Die für Eren Keskin vorgesehene Strafe ist ein Anzeichen dafür, dass in unserem Land immer noch nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern auch die Frauenbefreiung mit ernsthaften Hindernissen konfrontiert ist.“

Nach einem auf kurdisch gehaltenen Redebeitrag einer „Friedensmutter“ ergriff Suna Parlak von der Demokratischen Freien Frauenbewegung das Wort und verwies auf den in der Türkei stattfindenden Krieg, der das eigentliche Problem darstelle. Die Geschehnisse der letzten 15 Jahre in der Region müssten diskutiert werden, so Parlak. „Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich eine starke Frauenbewegung gebildet. In Diyarbakir, Batman, Urfa, Mardin und anderen Städten werden Fraueneinrichtungen gegründet. Die Hauptforderung von Frauen an diese Einrichtungen betrifft eine psychologische Betreuung. Diese Frauen leben in Armut, aber ihre Hauptforderung ist psychologische Unterstützung aufgrund der Erlebnisse, die sie im Krieg gemacht haben.“

Im Anschluss sprach Rechtsanwältin Keskin über den Kampf von Frauen gegen Männerherrschaft und Militarismus. Sie bezeichnete den türkischen Militarismus als größtes Hindernis für die Entwicklung von Demokratie in der Türkei und erklärte zu den Vorfällen der letzten Zeit: „Wir können nur etwas tun, wenn wir zwischen dem erfahrenen Leid keinen Unterschied machen. Wenn wir die gleiche Bedeutung, die wir den drei Frauen beimessen, die bei der Molotow-Aktion auf einen Bus in Istanbul ums Leben gekommen sind, den bei der Guerilla sterbenden Frauen widmen, dann können wir etwas tun.“

Zum Schluss hielt Mehmet Tarhan eine kurze Ansprache, in der er erklärte: „Was Verweigerung aus Gewissensgründen bedeutet, habe ich von Eren gelernt. Ich denke, wir tun das, was wir tun müssen.“

Quelle: DIHA, 08.04.2006, ISKU