Aus Ronahi der Zeitung des Verbandes der kurdischen StudentInnen (YXK)

PJKK, die erste Frauenpartei Kurdistans

entnommen aus der "Jina Serbilind"

Die PJKK (Arbeiterpartei der Frauen aus Kurdistan) ist eine der ersten bestehenden Frauenpartei in der Geschichte.

Neben der Tatsache, daß diese von Frauen Kurdistans gegründet wurde, ist in Anbetracht dessen das Verständnis und der Umgang mit der Frauenpartei von starker Bedeutung.Die Bedeutung liegt darin, wie wir diese Frauenpartei begreifen und uns ihrer annehmen, um die Bestrebungen der Frauen in die richtigen Bahnen zu lenken.Dies ist nicht nur aus Sicht der Frauen Kurdistans von Bedeutung, sondern auch aus Sicht aller, die sich mit dem Bedürfnis der Befreiung und Emanzipation der Frau auf den Weg machen.Im Allgemeinen ist dies eingebettet in das globale Verständnis auf Basis der Analyse und Aufhebung aller Herrschaftsstrukturen, die Frauen versklaven.
Die Zeitspanne der Entstehung der YAJK (Verband der Freien Frauen Kurdistans) bis hin zur PJKK muß deshalb als schrittweise vorangehende Entwicklung betrachtet und untersucht werden und zwar im Hinblick auf die ideologische, soziale und politische Entwicklung der Frau während dieser Phase.
Das Erfassen und Durchschauen von Wesensmerkmalen der eigenen Realität und der der Herrschaftsstrukturen führt zum Erlangen einer Willenskraft. Daneben wird das Verständnis für organisierte Zusammenarbeit als lebensnotwendig begriffen.Daraus resultiert eine Bewegung, die auf der Linie einer ideologischen Freiheit zum gedanklichen und organisatorischen Zusammenschluß abzielt.Weitergehend entstand hinsichtlich dem Erlangen einer politischen Perspektive die Notwendigkeit in Richtung einer Partei.

Während der Geschichte der nationalen oder klassenbezogenen Befreiungskämpfe nimmt die Frau eine große Rolle darin ein. Nach Beenden der Befreiungskämpfe hingegen nehmen Frauen in den neu errichteten gesellschaftlichen Strukturen eine kaum veränderte Stellung ein.Das bedeutet, daß wenn selbst der Widerstandskampf gegen Ungleichheit oder Ausbeute zu einem Resultat geführt hatte, dies nicht ein Auflösen der Diskriminierung der Geschlechter mit sich brachte.Aus diesem Grund fristet die Frau bis heute als Arbeitskraft und physisches Wesen ihr Dasein in der Gesellschaft. Jedoch stellt sie in ihrem Willen und ihrer gesellschaftsformenden Kraft eine Leere dar. Unter diesem starken Druck des Fehlen eines Sein stellt die Frau ihre Reaktionen in verschiedenen Epochen unter verschiedene Arten unter Beweis. Deshalb bezieht sie sich auch sehr intensiv in die verschiedenen Befreiungskämpfe mit ein. Ein anderer Beweis dafür ist die Existenz und der hohe Zulauf der in tiefe Vergangenheit reichenden geschlechtsspezifischen Zusammenschlüsse, wie in Vereinen, Verbänden oder auch einigen Parteien. Wir betrachten diese Entwicklungen weder als ungewöhnlich noch weisen wir diese zurück. Die fundamentale Eigenschaft dieser Bewegungen ist es, vom Ansatzpunkt der gesellschaftlichen Realität auszugehen und diese zur Analyse und Aufhebung des gesellschaftlichen Systems weiterzuführen. Nichtsdestoweniger ist der Ausgangspunkt dieser Bewegungen nicht die geschlechtliche Befreiung, sondern einige Forderungen innerhalb des bestehenden Systems zu verwirklichen. Aus diesem Grund ergibt sich bei diesen Bewegungen keine Möglichkeit, die Freiheitsbestrebungen in eine ideologische Richtung, zu dessen politischen Perspektiven und dem Erlangen einer Organisationskraft zu nutzen. Die PJKK unterscheidet sich in der Hinsicht von den anderen Parteien - auch aus historischer Sicht - dahingehend, daß sie an dem Punkt ansetzt, nicht eine Geschlechterpartei zu sein, sondern von einer kulturellen Befreiung auszugehen, die die der Geschlechter beinhaltet.

Der globale Befreiungskampf der Frau bildet die Basis unserer Arbeiten.
Unsere Bestrebungen umfassen nicht einzig allein die Analyse der Frau, daneben auch die des Mannes im Herrschaftssystem. Außerdem begründet die Frauenbewegung, wenn wir von den gesellschaftlichen Strukturen ausgehen, wie bereits erwähnt, solche Bereiche wie, wenn nötig militärische, praktische, politische, kulturelle und ähnliche inbegriffen. Der Widerstand soll sich auf alle Grundlagen dieser Ebenen auswirken.


Die Rolle der PJKK in der demokratischen Lösung:


In Bezug auf die demokratische Lösung mit der Türkei muß die Unterstützung besonders stark sein. Wir gehen das Problem von dieser Warte aus an. Aus dieser Sicht heraus trägt die Lebensweise der in der Türkei lebenden Völker und deren Lebensstandard einen hohen Stellenwert. Dies alles umschließt nicht nur die Türkei, sondern alle Gebiete, in denen KurdInnen leben. Darüber hinaus entsteht das universelle Interesse, sich tiefer mit dem Leben an sich zu befassen. Wir verteidigen auf allen Ebenen die Bedingungen für Emanzipation, Gleichberechtigung, Frieden und Demokratie und kämpfen gerade für diese Werte. In den westlichen Staaten erhöht sich der Lebensstandard immer mehr, wo hingegen die Türkei, vor allem in Zusammenhang mit dem Krieg, aber auch aus anderen Gründen, in immer stärkere Abhängigkeit gerät. Abhängigkeit trägt stets Diskriminierung in sich. Die Dialektik führt uns diese Realität permanent vor Augen: Wer nach außen abhängig ist, kann niemals nach innen unabhängig sein, also ein System der Unabhängigkeit entwickeln und schützen.Diese Abhängigkeit wirkt sich auf die Gesellschaft aus, weshalb sie gelöst werden muß. Unter Umständen geben uns heute die globalpolitischen Bedingungen keine Gelegenheit dazu. Zumindest können dem ungeachtet Schritte in Richtung eines Lebens zur Unabhängigkeit und Willensstärke der Gedanken vollzogen werden. Gerade in diesem Streben liegt unsere Verantwortung.

Demokratie ist ebenso eine kulturelle Tatsache.


Eine kulturelle Öffnung, eigentlich vorher die Veranschaulichung durch das Hervortreten der Kultur, bedeutet ein Teilen der Kultur im Sinne der Menschheit. Das ist der Aufgabenbereich der Frau. Der Grund dafür ist, daß die kulturellen Fäden mit den Frauen begonnen haben und auch mit der Frau bewahrt wurden. Wobei in der weltweiten Kultur, wie der des Frieden und der Geschwisterlichkeit diese Fäden richtungsweisend sind. Vom politischen Leben bis in die kleinsten Bereiche ist die Rolle der PJKK im demokratischen Kampf von hoher Tragweite. Es kann sogar behauptet werden, daß die PJKK selbst im wesentlichen die Vertreterin der Demokratie ist. Bezüglich dem Durchleben und den Ergebnissen des schmutzigen Krieges hat die Frau den größten Preis bezahlt. Sie wurde in ihren Tränen erstickt, erlitt sexuelle Gewalt, ihre Gefühle wurden ausgebeutet, sie unterlag Foltern, ihre Leichname wurden zerstückelt und durch Blöße vorgeführt. Aus dieser Betrachtungsweise sind es auch die Frauen, die den Frieden und die Geschwisterlichkeit am stärksten erwarten.

Die Frau steht in ihrer Entwicklung extremen Widersprüchen gegenüber.


Auf der einen Seite entwickelte sich die kurdische Frau im Befreiungskampf auf schnellste Weise, wo hingegen die türkische Frau als Instrument benutzt wurde.Sogar das natürlichste Gefühl, wie das der Mütterlichkeit wurde im Krieg mit dem immer stärkeren Erklimmen des Chauvinismus in Form der wirksamsten Propaganda hervorgebracht. Beispielsweise wurden das Ausnutzen der Muttergefühle in häßlichster Art im Ausdruck der sogenannten ´Freitagsmütter´ deutlich. Diese agierten gegen die Samstagsmütter, die gegen den Krieg und als Stimme des Friedens wirkten. In diesem Krieg erstickten die türkischen und kurdischen Frauen in ihren Tränen, jedoch wurden sie in Unwissenheit über den Ursprung ihrer Leiden gegeneinander positioniert. Das Wesen der Frau ist auf Seiten des Frieden und der Geschwisterlichkeit. Gerade die kurdischen und anatolischen Bevölkerung verbindet eine tief in der Geschichte verwurzelte Freundschaft. Die Frau stellt eine Brücke der Freundschaft in der Geschwisterlichkeit der Völker dar. Nun sind die Bedingungen gegeben diese Rolle der Brücke noch stärker zu spielen. Für die Zukunft ist es unser grundsätzlicher Vorsatz, unsere Arbeiten auf das vereinen mit den Frauen Anatoliens auszurichten. Von nun an ist die Intention der Frauentätigkeit sich zu organisieren, sich zu institutionalisieren und in der Lage zu sein, eine Stärke des Regierens darzustellen.
Folglich sind die Arbeiten nicht begrenzt auf die kurdische Frau, im Gegensatz dazu geht es um die türkische Frau und ebenso alle anderen Frauen, die erreichbar sind. Vorwiegend lehnen wir uns an die Ideologie der Frauenbefreiung, die an sich weltumfassend ist. Es besteht ein Zusammenhang zur kurdischen Frau, allgemeingültig allerdings sollen alle Frauen zu einer Front zusammengeführt werden.

Neben der Diplomatie, den Print-Medien, der Kultur (Kunst), also kurz gesagt in sozialen und politischen Arbeitsbereichen sollen die Stärken und Fähigkeiten der Frau ausgebildet und gefestigt werden. Dabei soll auf dieser Ebene alles in ein System kanalisiert werden, um ein Institutionalisieren zu schaffen. Wenn das Wesen der Frau mit ihren schöpferischen Künsten verbunden wird, gewinnen wir eine bemerkenswerte freiheitliche Farb- und Sprachpracht. Es ist unsere Intention für die Zukunft, die Errungenschaften besser zu nutzen und zu bearbeiten, um so die eingeleitete Revolution zu beschleunigen.