Frauen verbrennen die „Ehrbarkeit“

Eine Gruppe der Frauenplattform Izmir hat eine Kundgebung unter dem Motto „Wir wollen nicht die Ehre von niemandem sein“ durchgeführt. Die in Brautkleider und Leichentücher gekleideten Frauen wollten damit auf die Opfer sogenannter „Ehrenmorde“ aufmerksam machen und forderten „Staat und Männerlogik“ dazu auf, ihre Hände von ihren Körpern zu nehmen. In den Händen hielten sie Transparente mit der Aufschrift „Wir wollen weder gute Mutter, noch gute Ehepartner noch gehorsame Frauen sein“, „Nicht im Paradies, auf dieser Welt wollen wir frei leben“ und „Frausein in einer Welt der Gewalt“. Als Symbol der Ehrbarkeit und Unberührtheit von Frauen verbrannten sie ein rotes Band, das Bräuten traditionell bei der Hochzeit angelegt wird.

In einer Ansprache erklärte Gamze Coskun, der Staat müsse sich für Frauen einsetzen, stattdessen mache er sich durch die Gesetzgebung und Anwendung der Gesetze zum Mittäter. „Wenn wir uns für unser eigenes Leben und unseren eigenen Körper einsetzen oder für die Gleichheit aller Frauen kämpfen, werden wir von den Hütern der Ehre ermordet. Wir werden einzeln umgebracht, entführt, festgenommen, misshandelt und vergewaltigt.“

In Bezug auf drei Fälle von Gewaltverbrechen an Frauen innerhalb der letzten zehn Tagen in Amed, Elazig und Istanbul erklärte Coskun: „Diese Beispiele sind lediglich die Morde, die in den Medien erschienen und ausgeschlachtet worden sind. Jeden Tag werden Hunderte von Frauen mit Gewalt konfrontiert. Wir wollen weder für heilig erklärt werden noch vernichtet werden. Um der gesamten Gesellschaft mitzuteilen, dass wir für unser Recht auf Leben und für unsere Freiheit niemandes Ehre sein wollen, haben wir beschlossen, unsere Ehrbarkeit zu verbrennen.“

Quelle: Özgür Politika, 25.05.2005