Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

Grupellostr. 27
40210 Düsseldorf
Tel: +49 (0) 211 17 11 080
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Frauen wollen Frieden und Gerechtigkeit – für eine ökologisch-demokratische Welt

Einladung zum zweiten Zilan-Frauenfestival

Am 18. Juni 2005 veranstalten wir zum zweiten Mal das „Zilan-Frauenfestival“. Hierzu laden wir Frauen aus aller Welt ein. Mit Tänzen, Musik, Kunst, Kultur und Ansprachen wollen wir als Frauen unsere Forderungen und Wünsche mitteilen. Gemeinsam wollen wir zur andauernden und zunehmenden Welle der Gewalt gegen Frauen „Halt!“ sagen. „Halt!“ zu jeglicher Form von Gewalt, die unsere Natur, Umwelt und unser soziales Leben zerstört. Wir laden jede Frau, Schriftstellerin, Künstlerin, Musikerin, Tänzerin ein, sich mit ihrer eigenen Sprache und Kultur am Festival zu beteiligen.

Das auf Gewalt, Ausbeutung und Erniedrigung basierende Patriarchat hat in den 5 000 Jahren seines Bestehens die Welt in vielerlei Hinsicht unerträglich gemacht. In allen Lebensbereichen, in allen Ländern. Selbst in den reichen Ländern Europas und in den USA haben Arbeitslosigkeit und Sozialkürzungen zu zunehmender Verarmung, sozialen Krisen, Vereinzelung und Depressionen geführt. In den armen Regionen Lateinamerikas, Afrikas und Asiens hingegen bedeutet dies wiederholte Kriege, Vertreibung, Hunger und Tod ... Und die Investitionen, die den Weg für den extremen Raub von Profiten ebnen und die das Gleichgewicht der Natur zerstören, die fatalen Entwicklungen aufgrund der globalen Erwärmung ... Kommen die weltweit mächtigsten Staaten der Welt ihrer Verantwortung für diese Probleme nach? So wie zum Beispiel die USA, die sich bis heute weigern, den Vertrag der Vereinten Nationen zum Klimaschutz zu unterzeichnen?

Auch wenn sich die Bilder in den Details unterscheiden mögen, so ist eine Gemeinsamkeit, dass Frauen jeweils am meisten unter diesen Bedingungen zu leiden haben.

Durch die uns von außen aufgezwungenen Vorschriften, Traditionen und Gesetze sind wir zudem immer mehr voneinander entfernt worden. Auf subtile Weise sollten unsere Gedanken und Gefühle an Gewaltbeziehungen gewöhnt werden. Unsere unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Religionen und Identitäten wurden als unüberbrückbare Grenzen dargestellt. Wir wurden nicht nur einander entfremdet, zugleich wurden wir auch immer mehr der Natur entfremdet. Während Frauen einst das gesellschaftliche Leben im Einklang mit der Natur aufgebaut hatten, wurden fortan zwischen Mensch und Natur sowie zwischen den Menschen hohe Mauern errichtet. Diese Mauern sind es, die unsere Freiheit einschränken, die uns einkreisen und unseren Vorstellungen von einem freien Leben das Licht und den Atem nehmen. Wir drohen an der Gefühllosigkeit, dem Schweigen und Wegschauen zwischen diesen Mauern zu ersticken.
Bei der diesjährigen Vorbereitung haben wir viele Frauen nach ihren Wünschen und Vorschlägen für das Motto des Festivals befragt. Was wir am meisten zur Antwort bekamen, war der Wunsch, in einer demokratischen Gesellschaft und einer natürlichen und friedlichen Welt zu leben. Und wir haben uns weiter gefragt, wie eine solche Gesellschaft und Welt aussehen müssten. Was müssen wir für eine friedliche, gewaltlose, Gerechtigkeit und Liebe als höchste Werte achtende Gesellschaft, für eine solche Welt tun? Wie können wir eine Gesellschaftsstruktur entwickeln, welche auf dem Frauenrecht basiert?

Für eine natürliche Gesellschaftsentwicklung ist es notwendig, dass alle Beziehungen auf gegenseitiger Verantwortung beruhen. Das gilt sowohl für zwischenmenschliche Beziehungen als auch für die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Denn Sinn dieser Beziehungen ist es, einander zu stärken und zu ergänzen. Die Mauern und Gräben der Spaltung und Entfremdung zu überwinden heißt die Zersplitterung und Zerstörung des Lebens zu beenden. Eine demokratische und ökologische Lebensweise bedeutet, dass wir uns und unsere Umwelt als eine Einheit begreifen. Nur in dieser Ganzheit kann es Leben geben. Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass die Entwicklung demokratisch-ökologischer Ideen und Lebensperspektiven für uns Frauen eine Voraussetzung ist, um unsere gesellschaftlichen Ziele erreichen zu können. Insbesondere als Frauen müssen wir verstärkt die sich gobalisierenden Probleme nach dem Motto: “Global denken – lokal handeln” angehen. Gegenüber der Welt, in der wir leben, dürfen wir nicht gleichgültig bleiben. Deshalb auch sind die Einheit, die Solidarität und die Organisierung unter Frauen so notwendig. Der Wunsch der Frauen, in einer demokratischen Gesellschaft und in einer ökologischen Welt zu leben, ist ein selbstverständliches Menschenrecht. Aufgrund dieser Ideen begreifen wir das demokratisch-ökologische, die hierarchischen Strukturen überwindende Gesellschaftsmodell als eine Lösung.
Als Frauen, Völker, als Menschen können wir nur mit Selbstrespekt, gegenseitiger Achtung, im Austausch und im Einklang mit der Natur leben. Anstelle der Konkurrenz wollen wir gegenseitige Solidarität, anstatt der Beherrschung der Natur wollen wir Harmonie, anstelle von Aneignung, Besitz und Egoismus wollen wir Teilen zu unseren Lebensgrundsätzen machen.

Wir wissen, dass wir hart arbeiten und kämpfen müssen, um dies zu erreichen. Hier und heute können wir damit beginnen. Nur wenn wir uns mit all unserer Kraft in unserem täglichen Leben einsetzen, können wir für uns und auch mit und für andere Frauen, Kinder, die Gesellschaft und Natur eine lebenswerte Zukunft aufbauen. Auf unserem Festival wollen wir mit den Diskussionen zu diesen Themen unsere Gemeinsamkeiten herausfinden. Und gemeinsam sagen wir „Halt!“ zu all denjenigen, die für ihre Macht, ihre Gewalt und ihr Geld unser Wasser und unsere Luft vergiften. Wir sagen „Halt!“ zu denen, die Frauen, Kinder und die Umwelt als ihre Ware begreifen und im Namen von Ehre, Eifersucht oder Politik Morde an Frauen und Massaker an der Natur begehen.

Wir müssen die lebendige Schönheit der Welt bewahren.

Wir können unser Leben durch eine freie und demokratische Gesellschaft bereichern.

Wir können durch Einklang und Freundschaft mit der Natur unsere Zukunft gestalten.

In diesem Sinne wollen wir auf unserem Festival unsere Stimmen, Gedanken, Gefühle, Projekte und unsere Energien zusammenbringen! t

Ort und Zeit der Veranstaltung:
Am 18.06.05 von 10 bis 18 Uhr im Amphitheater Gelsenkirchen
Grothusstr. 201 (Nordsternpark)

Organisation:
CENÎ – Kurdisches Frauenbüro für Frieden, Grupellostr. 27, 40210 Düsseldorf,
Tel. 0049-211-17 11 080,
mailto: ceni_frauen@gmx.de