Zübeyde Ersöz freigelassen

Die kurdische Journalistin Zübeyde Ersöz, die im Februar in Luxemburg nach der Antragstellung auf Asyl verhaftet worden war, ist freigelassen worden. Im Rahmen einer gut besuchten Pressekonferenz im Anschluss an die Haftentlassung im Hotel Café Francais erklärte Ersöz, es falle ihr schwer, ihre Gefühle am heutigen Tag auszudrücken. Jahrelang habe sie als Journalistin gearbeitet und sei nun selbst zum Thema in den Medien geworden. „Ich möchte mich bei allen Kollegen für ihre Aufmerksamkeit bedanken. Ich war 105 Tage im Gefängnis. Draußen floss das Leben weiter wie ein Fluss, aber im Gefängnis stand es still wie ein See.“ Während der 3,5-monatigen Haftzeit sei sie zwei Monate vollkommen isoliert gewesen. Außer ihrem Anwalt habe sie zu niemandem Kontakt haben können. „Ich bin sehr froh, dass ich daußen bin. Ich versuche jetzt, mich an ein freies Leben zu gewöhnen.“ Sie plane, in Kürze ihre Journalistentätigkeit wieder aufzunehmen. „Ich habe sowohl in der Türkei als auch in Europa als Journalistin gearbeitet. Die Zeitung, für die ich tätig war, war von harter Repression betroffen. Es waren schwere Zeiten. Kollegen von mir wurden entführt, später haben wir ihre Leichen gefunden. Oder sie wurden angeschossen und mussten den Rest ihres Lebens im Rollstuhl verbringen.“ Außerdem werde sie ihre Arbeit zum Thema Frauenrechte fortsetzen, kündigte Ersöz an.

Ihre Haftbedingungen bezeichnete Ersöz als „sehr übertrieben“. Ersöz war an Händen und Füßen gefesselt und mit verbundenen Augen zur Gerichtsverhandlung gebracht worden.

Ihre Anwälte betonten im Anschluss, eine Auslieferung ihrer Mandantin an die Türkei sei in der kommenden Zeit nicht möglich. Die Dokumente, mit denen die Türkei ihr Auslieferungsbegehren begründe, seien nicht ausreichend. Janine Frisch vom Komitee „Freiheit für Zübeyde Ersöz“ erklärte, der Kampf müsse bis zur Anerkennung als Asylberechtigte weiterlaufen. Die vom Komitee gestartete Unterschriftenkampagne wird aus diesem Grund fortgesetzt.

Ersöz war am 15. Februar 2006 verhaftet worden, nachdem sie einen Tag zuvor einen Asylantrag gestellt hatte. Ihre Verhaftung erfolgte, weil sie auf Forderung der Türkei von Interpol gesucht wurde. Die Türkei behauptet, Ersöz sei in den Jahren 1994 bis 1995 an neun bewaffneten Aktionen beteiligt gewesen, obwohl sich die kurdische Journalistin zwischen 1993 und 1996 in Deutschland aufhielt.

Quelle: ANF, 02.06.2006, ISKU