Staat ignoriert Frauenmorde

Wie Zozan Özgökce vom Vorstand des Frauenverein Van (VAKAD) mitgeteilt hat, ist nach einem „Ehrenmord“ in Baskale in der Provinz Van bekannt geworden, dass eine weitere Frau in Özalp vergewaltigt wurde. Um die Entstehung einer Blutfehde zu vermeiden, sei ein Mädchen der gegnerischen Familie als Wiedergutmachung versprochen worden. Özgökce forderte die Justiz auf, Fällen wie diesem Aufmerksamkeit zu widmen.

Den Fall von Özalp betreffend, erklärte die VAKAD-Vorsitzende weiterhin, habe den Verein die Nachricht erreicht, die Staatsanwaltschaft habe „Maßnahmen“ getroffen. Özgökce wies auf das Risiko hin, wenn in solchen Fällen die betroffenden Frauen ihren Familien und damit oftmals dem Tode ausgeliefert werden. „Bereits zuvor gab es eine Frau namens Nazime in Özalp. Sie wandte sich an mehrere Einrichtungen, aber sie wurde dem Tode überlassen. In Baskale war es Naile, die vom Staatsanwalt ihrer Familie ausgeliefert und am nächsten Tag ermordet wurde. Um für eine Frau, die in Özalp vergewaltigt wurde, einen Schutz zu bekommen, haben wir überall angerufen, aber uns wurde nur gesagt, dafür sei ein staatsanwaltschaftlicher Auftrag notwendig.“ Als Resultat der Bemühungen des Frauenvereins sei die Betroffene schließlich unter staatlichen Schutz gestellt worden.

Die Vorfälle in Özalp seien furchtbar, so drückte Zozan Özökce aus: „Das Leben zweier Frauen, die nicht die geringste Schuld hatten, hat sich völlig verändert. Eine wird gefoltert, als ob das Opfer der Vergewaltigung ein Verbrechen begangen hätte. Eine andere wird dieser widerlichen Tat, die ihr Vater begangen hat, geopfert, damit zwischen den Familien keine Blutfehde ausbricht. Zwei Frauen werden zum Opfer. Diese Vorgehensweise zur Befriedung zweier Familien ist nichts Neues in der Region. Diese Vorfälle müssen vor Gericht gebracht und aufgeklärt werden. Es ist traurig, dass der Staat nicht seiner Verantwortung nachkommt.“

Quelle: ANF, 07.11.2006, ISKU