Nein zu Gewalt an Frauen – für Frauensolidarität

25. November 1960... Im Norden der Dominikanischen Republik werden in einer Schlucht drei Frauenleichname gefunden. Die drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal, die sich für Freiheit und Unabhängigkeit einsetzten, wurden von der Diktatur des Generals Trujillo ermordet. Der Vorfall ging als Tag der Schande in die Geschichte der Menschheit ein. Von Frauenorganisationen, die für die Freiheit und Gleichheit von Frauen kämpfen, wurde der 25. November zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen.

25. November 2006... Es wäre das größte Glück für uns, wenn wir hier und heute erklären könnten: Die Massaker an Frauen haben ein Ende gefunden. Es gibt keine Geschlechtsverstümmelung mehr. Frauen werden nicht mehr vergewaltigt. Ihre Körper werden nicht mehr in Kriegen erobert. Frauen werden nicht mehr vertrieben. Es herrscht Chancengleichheit im sozialen Leben. Aber leider können wir das nicht sagen. Im Gegenteil erleben wir tagtäglich, wie wir unserer Rechte beraubt werden.

Als Frauen aus dem Mittleren Osten, aus Asien, Lateinamerika, Afrika, Europa und der ganzen Welt würden wir heute gerne verkünden: Frauen sind endlich frei. Es gibt keinen Sexismus und keine sexuelle Ausbeutung mehr. Aber die Realität ist eine andere...

Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor ein strukturelles Problem, das weltweit in allen Gesellschaftsschichten existiert und durch die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen gefestigt wird. Gewalt gegen Frauen äußert sich nicht ausschließlich durch direkte physische Gewalt, sondern besteht auch in Form von ungerechter Entlohnung für gleiche Arbeit, in fehlenden Kindergartenplätzen und anderen Versorgungsalternativen, die Frauen trotz Mutterschaft die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen können. Gewalt bedeutet Vermarktung von Frauen in der Werbung. Gewalt wird als Mittel angewandt, um politisch aktive Frauen mundtot zu machen. Gewalt bedeutet Zwangsprostitution, Ehrenmord, Beschneidung oder Angst vor dem Alleinsein nachts auf der Straße. Gewalt bedeutet auch Ignoranz und Missachtung.

Als Frauen sind wir gegen die Verarmung und die Kriege auf dieser Welt. Die Herrschenden verschleiern die bittere Realität mit süßen Lügen. Der Irak sollte doch befreit werden. Werden deshalb Frauen im Irak von imperialistischen Soldaten, Fundamentalisten und Vertretern des Marionettenstaates oder aufgrund der patriarchal-traditionellen Gesellschaftsstruktur ermordet? War nicht ein Grund für die Besatzung Afghanistans die Befreiung von Frauen? Was hat sich seitdem geändert? In Palästina werden Häuser über den Köpfen von Frauen und Kindern eingerissen. In Kurdistan sind Frauen Gewalt von allen Seiten ausgesetzt. Sie werden als Kurdinnen verfolgt, weil sie sich für ihre demokratischen Rechte einsetzen, und sie werden “im Namen der Ehre” von ihren Familien unter Druck gesetzt und ermordet, weil sie sich den Traditionen widersetzen. Dieser Tod ist manchmal physisch und manchmal psychisch, aber dahinter steht immer das männliche Herrschaftssystem.

Krieg und Besatzung festigen bestehende Gewaltverhältnisse und erhöhen das gesellschaftliche Gewaltpotential. Frauen werden in Kriegen ermordet, vergewaltigt, dem Hunger und Krankheiten ausgesetzt und müssen mit ansehen, wie ihre Liebsten getötet werden. Wir wollen eure schmutzigen Kriege nicht! Weltweit leisten Frauen Widerstand gegen Krieg.

Wir wissen nicht, wie viele Frauen gerade vergewaltigt werden. Wir wissen auch nicht, wieviele geschlagen werden, wieviele Selbstmord begehen, wieviele beschnitten werden, wieviele zwangsverheiratet, wieviele auf der Flucht sind, wieviele erniedrigt, benutzt, missbraucht werden...

Aber wir wissen, warum wir am 25. November auf der Straße sind . Wir sind hier, weil wir gegen Gewalt stehen. Wir sind hier, weil wir ein freies Leben für alle Frauen, für alle Menschen auf dieser Welt wollen. Und wir sind zusammen hier, weil das organisierte Zusammensein uns stark macht.

Es lebe die Solidarität unter Frauen
Sofortige Freilassung der EKD-Vorsitzenden Cicek Otlu
Meine Arbeit, mein Körper, meine Sprache gehören mir
Schluss mit allen Kriegen
Gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit
Schluss mit Ehrenmorden, Steinigung und Geschlechtsverstümmelung
Wir unterwerfen uns nicht der Gewalt
Für einen beidseitigen Waffenstillstand in Kurdistan
Wir waren, wir sind, wir werden sein

Verein freier Frauen aus Mesopotamien, AGIF-Frauenkommission, Demokratische Frauenbewegung (DKH), Rat Afghanischer Frauen in Deutschland

ViSdP: Verein freier Frauen aus Mesopotamien, Friedensallee 44, Hamburg

Demonstration: ‚Nein zu Gewalt gegen Frauen’

Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

25. November 2006, 15.00 Uhr

Treffpunkt: Hamburg Hauptbahnhof (Hachmannplatz)
Abschlusskundgebung: Dammtor

Verein freier Frauen aus Mesopotamien – AGIF Frauenkommission –
Demokratische Frauenbewegung (DKH) – Rat Afghanischer Frauen in Deutschland