Frauenprofil in der Türkei

Von Fatma N. Vargun

Diese Woche möchte ich die Ergebnisse einer Untersuchung, die von Efes Pilsen über Frauen in der Türkei gemacht wurde, mit den LeserInnen teilen. Die Untersuchung ist als Buch im Mai 2005 erschienen. Grundlage ist eine Befragung von 1598 Frauen in 18 Provinzen der Türkei im Jahr 2002 über ihre persönlichen und physischen Besonderheiten, ihr Konsumverhalten, ihre Werte, ihr soziales und Arbeitsleben. Außerdem wird ein Vergleich zu einer ersten Untersuchung aus dem Jahr 2000 gezogen.

Gemäß den Umfrageergebnissen haben die meisten Frauen in der Türkei braune Augen und glatte braune Haare. Sie sind im Schnitt 162 cm groß, wiegen 66 Kilo und tragen Schuhgröße 37.

Die meisten Frauen haben schlechte Zähne, aber im Vergleich zum Jahr 2000 hat eine Verbesserung stattgefunden. Acht Prozent der Frauen kämmen ihre Haare nicht und 44 Prozent gehen nicht zum Friseur. 56,9 Prozent schminken sich nicht. Interessanterweise waren es 2000 55 Prozent der Frauen, die sich selbst nicht besonders hübsch und anziehend fanden. Zwei Jahre später sind es nur noch 36,5 Prozent. Vielleicht haben die Frauen in der Türkei in den letzten Jahren angefangen, sich selbst mehr zu mögen. 43 Prozent benutzen kein Parfum oder Deodorant.

Die meisten Frauen sagen, dass sie keine Diät machen. 65 Prozent gehen nicht zum Frauenarzt. Bei der Krebsvorsorge gibt es einen Negativrekord: 96 Prozent gehen nicht zur Kontrolle. 72 Prozent gebären in Krankenhäusern, aber die Hausgeburten steigen an. Das kann mit der zunehmenden Armut zusammen hängen. Das Essen machen Frauen, Mütter oder Schwiegermütter. Auf dem Boden wird weniger gegessen als im Jahr 2000. 90,8 Prozent der Frauen sagen: ‘Es heißt, dass ich sehr gut kochen kann‘. Das einzig positive Ergebnis im Bereich Gesundheit betrifft die Tatsache, dass 72 Prozent nicht rauchen. Eine überwältigende Mehrheit, 94 Prozent, hat bei der Hausarbeit keine regelmäßige, bezahlte Hilfe.

Anders als vermutet, ziehen Frauen in der Türkei eine sofortige Bezahlung beim Einkauf der Ratenzahlung vor. 86 Prozent haben keine Kreditkarte. Sie ändern nicht gerne ihre gewohnten Marken. Die meisten haben kein Problem damit, von ihren Männern Geld zu verlangen. Über ein persönliches Einkommen verfügen 31 Prozent. Sparen tun die wenigsten. Mittel zum sparen sind Goldarmreifen. 91,4 Prozent haben kein eigenes Auto, 68,7 Prozent keine Fahrerlaubnis. Autos sind häufiger versichert als Frauen.

Viele Frauen wohnen in eigenen Häusern oder Wohnungen, aber die meisten wissen die Quadratmeterzahl nicht. 89,4 Prozent verfügen über eine Waschmaschine, 35 Prozent über ein eigenes Handy.

Die meisten Frauen sind dafür, dass Ehepartner sich vor der Heirat kennen lernen und einigen sollten. Die meisten Frauen befürworten traditionelle Hochzeiten, aber 91,3 Prozent waren nicht in den Flitterwochen. Den Brautpreis lehnen die meisten ab. Viele befürworten eine Aussteuer. Die meisten Frauen wollen eine freundschaftliche Beziehung zu ihren Ehemännern, aber 30,3 Prozent haben Angst vor ihren Lebenspartnern. Eine überwältigende Mehrheit sagt, es sei nicht natürlich, dass Frauen geschlagen werden, mehr als im Jahr 2000.

85,9 Prozent halten die Jungfräulichkeit von Frauen für sehr wichtig und bezeichnen sie als Symbol der Ehre. 41 Prozent halten den Mann für die Ehre der Frau verantwortlich. Mehr Frauen als zuvor halten einen Flirt für unbedenklich, aber 85 Prozent sind eindeutig gegen ein gemeinsames Leben vor der Ehe.

Die meisten Frauen glauben an das Schicksal, an die Wahrheit des Kaffeesatzes, die Reinkarnation, Geister oder ein Leben im All. Politisch bezeichnen sich die meisten als ‘Mitte‘, aber 21 Prozent sehen sich als ‘Rechte‘.

Die meisten befürworten eine Berufstätigkeit von Frauen. Beliebtester Berufswunsch ist Lehrerin. Die berufstätigen Frauen sind trotz bestehender Probleme zufrieden damit, arbeiten zu gehen. Für ein angemessenes Gehalt wollen die meisten arbeiten gehen. Die Mehrheit kann keine Fremdsprachen. Mehr Frauen als bei der ersten Umfrage können mit einem Computer umgehen, aber es sind immer noch nur 18 Prozent.

72 Prozent der Frauen können nicht schwimmen. Die meisten lehnen Tierhaltung ab. Zeit für sich selbst haben die meisten nicht. In ihrer Freizeit sind weniger Frauen als früher mit Handarbeit beschäftigt. Frauen in der Türkei gehen nicht ins Kino, Theater, in die Oper oder ins Ballett und machen kein Yoga oder keine Meditation. Selten gehen sie spazieren. Sie lieben us-amerikanische und Abenteuerfilme. Während die wenigsten Zeitung lesen, hören viele Radio und sehen fern. Die Beliebtheit von türkischen Serien hat sich von 44 auf 62 Prozent gesteigert. Auch religiöse Programme werden häufiger verfolgt als zuvor. Favoritin bei der Musik ist die türkische Volksmusik, aber auch türkischer Pop ist im Kommen. 63 Prozent der Frauen, die Ferien machen, fahren dafür zu Verwandten. 93 Prozent der Frauen in der Türkei haben keinen Pass und niemals das Land verlassen.

So, das ist zusammen gefasst die Situation von Frauen in der Türkei. Den Kommentar überlasse ich dieses Mal den LeserInnen.

Quelle: Özgür Gündem, 23.10.2005, ISKU