Frau tötete aus Notwehr

Im Verfahren gegen Songül Akdag, die beschuldigt wurde, im Dorf Alaköy bei Van den Dorfvorsteher Eyüp Soydal mit einem Jagdgewehr erschossen zu haben, um sich gegen einen sexuellen Übergriff zu wehren, ist die Angeklagte frei gesprochen worden.

Der Vorfall ereignete sich am 22. September 2004. Laut Anklageschrift versuchte der Dorfvorsteher Soydal mit Gewalt in das Haus von Songül Akdag einzudringen. Bereits zuvor hatte er die Frau mehrmals telefonisch belästigt. Songül Akdag war allein zu Haus. Sie richtete ein Jagdgewehr auf den Dorfvorsteher und warnte ihn, sie werde ihn erschießen, wenn er herein käme. Als der Mann jedoch nicht stehen blieb, sondern mit den Worten “Ich bin hier der Dorfvorsteher, wie kannst Du mich erschießen” weiter ging, feuerte die Frau einen einzigen Schuss ab, der zum sofortigen Tod des Mannes führte.

Songül Akdag wurde wegen vorsätzlichen Mordes verhaftet und verbrachte acht Monate im Gefängnis in Van. Jetzt wurde sie freigesprochen, weil sie aus Notwehr gehandelt habe. Ihr Anwalt Kerem Akdogan zeigte sich zufrieden mit dem Urteil. “Meine Mandantin ist nur eine von tausenden Frauen, die sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Aber die meisten Frauen schweigen aus Angst vor ihrer Familie oder ihrer sozialen Umgebung. Denn Frauen, die vergewaltigt oder sexuell misshandelt werden, sind in den Augen der Gesellschaft auch dann schuldig, wenn sie eigentlich im Recht sind.”

Quelle: Özgür Politika, 23.07.2005, ISKU