Bilanz
der Flutkatastrophe in Kurdistan
Nach Angaben der Vereinigung der Stadtverwaltungen in Südostanatolien
(GABB) sind bei der Flutkatastrophe in den kurdischen Provinzen im November
46 Personen getötet und 13.519 Häuser beschädigt worden. Der materielle
Schaden beträgt 97.580.000 YTL. Quelle: DIHA, 05.12.2006, ISKU
Flutkatastrophe in Kurdistan
Über 40 Tote
– Erdogan spricht von „Übertreibung“
Über
vierzig Menschen sind bei der Flutkatastrophe in der kurdischen Region
in der Türkei ums Leben gekommen – dennoch bezeichnet Ministerpräsident
Erdogan die Hilferufe der Betroffenen als "übertrieben". Gesundheitsminister
Akdag erklärte, eine offizielle Ausrufung der Region als Katastrophengebiet
sei unnötig. Unterdessen warten die Überlebenden in Turnhallen, Hotels,
Moscheen oder bei ihren Verwandten auf Hilfe. Auch Tausende Tiere starben
in den Fluten. Der materielle Schaden ist immens. Durch Überflutung der
Felder wurden die Ernten und auch das Saatgut für das kommende Jahr vernichtet.
Allein in Batman ist nach ersten Schätzungen ein Schaden von mehreren
Millionen entstanden, über 12 000 Häuser wurden beschädigt. In Batman
sind nach dem Zusammenbruch einer Brücke neun Stadtviertel von der Außenwelt
abgeschnitten. Der Gouverneur weigert sich, der Forderung des Bürgermeisters
Hüseyin Kalkan nach Einsatz eines Hubschraubers nachzukommen. "Die
Regierung muss sofort aktiv werden, um Hilfe in die Region zu schicken.
Die Bevölkerung ist wütend", erklärte der Bürgermeister der Stadt
und rief die Regierung, örtliche Geschäftsleute und internationale Hilfsorganisationen
zur Unterstützung auf.
Tausende Familien
sind obdachlos
Auch in den Provinzen Diyarbakir, Sirnak, Mardin, Urfa und Van stehen
Hunderte Dörfer unter Wasser. Allein 14 Menschen starben, als ein Bus
zwischen den Provinzen Mardin und Diyarbakir
von den Fluten mitgerissen wurde.
Zu einigen Siedlungen sind immer noch die Zufahrtswege unterbrochen. Tausende
Familien sind obdachlos. Nach den Überschwemmungen drohen nun auch Epidemien
durch verunreinigtes Wasser.
Die Hilfe für die betroffenen
Regionen läuft dagegen nur schleppend an. Verantwortlich dafür ist auch
die mangelnde Zusammenarbeit staatlicher Stellen mit den örtlichen Verwaltungen.
Die Menschen in der
Region sind wütend über die Gleichgültigkeit der Regierung. "Alle
haben Hunger, wir haben alles verloren", klagt ein Bewohner der Kreisstadt
Silopi. Außer
von der Stadtverwaltung sei bisher noch keine Hilfestellung erfolgt. Die
Menschen übernachten in der Kälte unter freiem Himmel. Einer von ihnen
ist Herr Sadak: "Wir haben eine Katastrophe überlebt, aber bis heute
hat sich noch keine staatliche Einrichtung bei uns blicken lassen, nicht
der Landrat und auch sonst niemand. Außer der Stadtverwaltung hilft uns
niemand. Abgeordnete sind in die Stadt gekommen, aber nicht zu uns Betroffenen.
Sie haben sich Stiefel angezogen und mit Hubschraubern in die Dörfer bringen
lassen. Was wir brauchen, sind keine Abordnungen, keine Besuche, sondern
konkrete Hilfe. Wir leben seit Tagen im Schlamm."
Proteste gegen
ausbleibende Hilfe
In Diyarbakir-Cinar haben sich am Donnerstag den 2.11. ca. 500 Personen
vor dem Regierungssitz versammelt, um gegen die ausbleibende Hilfe für
die Flutopfer zu protestieren. Nach Auseinandersetzungen mit der Bereitschaftspolizei
ging die Menschenmenge in einen Sitzstreik über und forderte Ministerpräsident
Erdogan und den Landrat zum Rücktritt auf. Statt der geforderten Hilfe
wurden jedoch weitere Polizeieinheiten in die Kreisstadt geschickt.
Auch Kongra-Gel-Vorsitzende Zübeyir Aydar kritisierte in einer Erklärung
zur Überschwemmung, dass die kurdische Region ihrem Schicksal überlassen
wird und die Regierung ihrer Verantwortung nicht nachkomme und rief zur
Solidarität mit den Flutopfern auf.
Die ISKU |
Informationsstelle Kurdistan e.V. bittet um Spenden
auf das Konto:
Informationsstelle Kurdistan e.V.
PGA Köln
Bankleitzahl: 370 100 50
Kontonummer: Nr.: 3968 506
Kennwort: Flut
Das gespendete Geld
wird an die Anwaltskammer Batman weitergegeben. Sie hat ein spezielles
Spendenkonto
für die Flutopfer eingerichtet.
Aufruf
im PDF-Format
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