Bericht des 2. Tages, 11.6. der Nürnberger Delegation Teil II

Erlebnisreichen Tag in Diyarbakir erlebt. In der BDP-Zentrale Gespräch mit der Kandidatin Norsel Aydogan über aktuelle Situation und über die kurdische Frauenbewegung. Seit den 90ern Jahren emanzipieren sich die Frauen in der kurdischen Bewegung. BDP hat 40 % Frauenquote beschlossen. Öcalan ist auf der Seite der Frauen, deshalb konnte es auch in der Partei durchgesetzt werden. Frauen haben heute viele Ämter, Mandate und es gibt auch weibliche Bürgermeister.
Führt jedoch auch zu einer Polarisierung der Gesellschaft mit dem traditionellen Frauenbild.

Vor dem Hause beim Gehen Leyla Zana getroffen. Kurzes herzliches Begrüßen und Fotos.
12 Uhr Teilnahme an der Sitzblockade der Samstagsmütter. Bei dieser Veranstaltung waren auch die Kandidatin und Leyla Zana. Ein Autokonvoi der AKP provozierte durch Hupen und Agitation. Nachdem ein Auto angehalten hatte, gab es einen Streit zwischen den AKP-Anhängern und den BDP-Männern, die bei der Sitzblockade teilgenommen haben. Danach gingen wir mit der dänischen Delegation in ein Cafe.

14 Uhr: Delegiertentreffen im Kulturhaus. Es waren viele hohe Repräsentanten der kurdischen Bewegung anwesend, wie Serafettin Elci. Am Podium saßen die Vorsitzenden der BDP: Filiz Kocali und Hamit Geylani.
Sie hoben die neue Qualität der Zusammenarbeit aller kurdischen Parteien hervor und auch mit demokratischen türkischen Parteien Die 10 Forderungen im Wahlkampf werden von all diesen getragen. Damit besteht die Chance, dass sich das Land ab morgen verändert. Es bedarf Verfassungsänderungen, um die Rechte für die kurdische Bevölkerung festzuschreiben.

Die Wahlbeobachter hätten die eine schwere Aufgabe. Das Gesetz sieht einen Abstand der Polizisten von 100 m vor. Vor drei Tagen gab es einen Erlass, dass sie bis auf 15 m Distanz zu den Wahllokalen dürfen. Dies ist bedrohlich für die Wähler und wir wären dazwischen. Es wird Polizeihubschrauber geben und großes Polizeiaufgebot. Alle Beobachter sollen die Wahrheit in die Welt tragen. Friede und Freiheit ist ein Ziel aller Menschen in der Welt.

Der Waffenstillstand wurde einseitig bis zum 15.6. verlängert. Es wird bei der Balkonrede von Erdogan eine Entschuldigung erwartet. Durch seine Hetze haben die faschistische Parteien die Hinrichtung von Öcalan gefordert und mit Galgenstricke bei Veranstaltungen gespielt.

Es gibt Delegationen aus Deutschland (die meisten), Frankreich, Italien, Schweden, Dänemark, Norwegen, England, Kanada, Zypern, Südkurdistan und einen Vertreter der OSZE.
In Van fand das gleiche Treffen statt.

Die Eckpunkte für eine zukünftige Verfassung sind:
1. Gesellschaftlicher Konsens für Freiheit für alle
2. Demokratie und Rechtsauffassung nach internationalem Standard
3. Der Staat ist für die Bürger da und muss sie schützen. Nicht den Staat vor den Bürgern schützen.

Die Beobachter sollen auch die Auszählung und die Unterschriften der Auszähler beobachten. Aufpassen, dass Wahlzettel nicht ungültig gemacht werden und keine Wahlurnen verschwinden.

Nach der Veranstaltung ging es mit anderen Delegationen (ca. 17 Menschen) mit den Bus nach Sirnak. Das Land ist wunderschön und hat was ganz eigenes.
Um 22.30 Uhr wurden wir vom Militär angehalten und kontrolliert. Die Pässe wurden eingesammelt und alle Namen notiert. Es wurde in die Koffer gesehen. Nach ca. 30 Minuten konnten wir weiter fahren.
Jetzt sind wir in Sirnak und werden morgen früh um 6 Uhr abgeholt und zu den Wahllokalen gebracht. Unsere Delegation ist sehr gut auf morgen vorbereitet.