Anschlag auf grosses friedliches Fest in Diyarbakir

Ca. 200.000 Menschen haben auf der Istacion Majdanek in der Hauptstadt der Kurden, die sie Amed nennen, friedlich gefeiert. Wir, Mitglieder der internationalen Delegationen, die zur Wahlbeobachtung hierher gekommen sind, sind ebenfalls dabei. Mehrere Kandidaten der HDP haben bereits gesprochen und sind bejubelt worden. Kurz bevor Selahattin Demirtas, der Spitzenkandidat und Schlussredner der HDP, sprechen kann, hören wir zwei Explosionen, eine sehr laut wie eine Bombe. Ein großer Trafo, auf dem mehrere Demonstranten gestanden hatten, scheint explodiert zu sein. Schnell macht die Nachricht die Runde, dass es mehrere Verletzte gegeben hat, man hört von abgetrennten Gliedmaßen, - dass es Tote geben wird, muss man befürchten. Inzwischen, 2 Stunden später, wissen wir von 200 Verletzten. Dann sprach Selahattin Demirtas und rief dringend dazu auf, nicht panisch zu reagieren.Wir waren alle ruhig und sahen zu, wie die Menschen eine Gasse bildeten. Alle waren diszipliniert, waren sich bewusst, dass es ums Ganze geht, dass Panik jetzt nicht sein darf. Unglaublich, wie wir alle solidarisch waren und die Ruhe bewahrten, im Herzen viel Angst. Aber als wir plötzlich bemerkten, dass es schwierig wurde zu atmen, die Augen zu tränen begannen, war klar, dass jetzt Tränengas eingesetzt wurde. 200.000 Menschen strebten dem einen Ausgang zu, von allen Seiten kam das Tränengas auf uns zu, Menschen tragen andere Menschen, alle halten sich Tücher vor die Augen, vor die Nase, vor den Mund, während sie laufen, sich an den Händen haltend, sich vorwärtsziehend. Außerhalb des Platzes halten viele Autos an und laden flüchtende Menschen in ihre Autos. die ganze Zeit schwenken viele, die Blicke tauschen, die erhobenen Zeige- und Mittelfinger, das HDP-Zeichen. Um 19:30 im TV der Aufruf, Blut zu spenden und die Info, dass 2 HDP-Aktivisten eben in einem Autounfall bei einem Konvoi gestorben sind, in Erzurum gibt es 70 Verletzte. Die Nachrichten sagen um 20:00, dass in Amed ein großes Massaker geplant gewesen sei. Auf wen wird sich das wie auswirken? Wer geht am Sonntag trotzdem zur Wahl? Nur die, die immer noch nicht eingeschüchtert sind?

Vor dem HDP-Büro haben sich jetzt um 19 Uhr wieder Zigtausende versammelt. Ich glaube, die Rechnung der AKP wird nicht aufgehen. Die Menschen, Kurd_innen, Alevitinnen, Yezidinnen, Linke, Homosexuelle, Demokraten, Künstler, Armenierinnen, Behinderte, Frauen, werden am Sonntag allen Einschüchterungen zum Trotz die demokratische Alternative wählen, die HDP.

Wir werden weiter berichten.

Barbara Cardenas, Mitglied des hessischen Landtages, Fraktion DIE LINKE
Emine Pektas, Mitglied des Landesvorstandes DIE LINKE Hessen