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Die verantwortlichen Staaten schweigen zu den Morden in Paris

"Sie schweigen weil sie schuldig sind"

Unter diesem Slogan finden seit dem politischen Mord an Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Saylemez in den Großstädten Deutschlands und Hauptstädten Europas unter Führung kurdischer Frauen jeden Mittwoch vor den französischen Konsulaten Kundgebungen zur Aufklärung und Rechenschaft der politischen Morden statt.

Am 9. Januar 2013 wurden drei kurdische Frauen, die revolutionär, antipatriarchal und gegen jede Art von Ausbeutung kämpfenden Genossinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbin) und Leyla Şaylemez (Ronahi), bei einem politischen Anschlag in Paris ermordet. Diese drei revolutionären kurdischen Frauen haben für die Frauen weltweit und die Menschen in Kurdistan für Freiheit, Gleichheit und Demokratie gekämpft.

Sakine Cansız war nach dem Militärputsch in der Türkei jahrelang im Gefängnis, wo sie gegen ihre Folterer Widerstand leistete. Sie war Mitbegründerin der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung und hat wie Rosa Luxemburg den Kampf für eine gerechtere Welt entscheidend geprägt. Fidan Doğan war eine Diplomatin der kurdischen Befreiungsbewegung, die überzeugt von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Kampfes internationale Kontakte knüpfte und die Frauensolidarität vorantrieb. Leyla Saylemez kämpfte in der kurdischen Jugendbewegung für Freiheit und gegen Unterdrückung von Menschen auf der ganzen Welt.

Obwohl seit diesem Verbrechen in Paris 607 Tagen vergangen ist, sind die Hintergründe immer noch nicht aufgeklärt!

Zum Jahrestag des Anschlags wurde ein Tonmitschnitt im Internet verbreitet, in dem der in Frankreich inhaftierte tatverdächtige Ömer Güney im Gespräch mit zwei mutmaßlichen Mitarbeitern des türkischen Nachrichtendienstes MIT Anschlagspläne erörtert. Güney erläutert dabei einen Lageplan eines möglichen Tatorts, die Herkunft der dabei einzusetzenden Waffen und den Ablauf. Zwei Tage später wurde im Internet ein Dokument veröffentlicht, das einen Attentatsplan gegen Sakine Cansiz beinhaltet.

Der türkische Ministerpräsident Tayip Erdogan hat in seiner wiederholten Rede sowohl im März als auch im Mai während eines Kundgebung in Urfa bezogen auf den in den USA lebenden Fethullah Gülen folgendes gesagt: “Während wir uns bemühen das Problem zu lösen, um die Tränen der Mütter ein Ende zu verbreiten, haben sie (gemeint ist Fethullah Gülen) als erstes den Oslo-Prozess sabotiert, anschliessend wollten sie meinen MIT Chef verhaften. Und ja danach haben sie in Paris Attentate verübt!” Diese Aussage zeigt dass der türkische Ministerpräsident weiß wer die Morde in Paris geplant und umgesetzt hat. Er hat Beweise! Trotz dieser wichtigen Äusserung haben die französischen Gerichte bislang nichts unternommen.

Die Türkei tut so, als habe sie mit dem Anschlag überhaupt nichts zu tun, und fordert von Frankreich eine Aufklärung. Frankreich beklagt, von der Türkei nicht die notwendigen Informationen zu bekommen. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie diese Akte gemeinsam längst schließen können. Die in kurdischen Medien veröffentlichten Informationen sind ausreichend, um den Mordfall zu lösen.

Wie die Mörder von Tausenden weiteren getöteten Frauen stehen auch die Verantwortlichen dieser Tat unter dem Schutz des Schweigens, vor allem unter dem Schutz der französischen Behörden. Das Schweigen Frankreichs deutet auf eine Mitschuld hin. Offenbar soll eine Konfrontation mit dem NATO-Partner Türkei vermieden werden.

Wir fordern von den zuständigen französischen Behörden, die Hintergründe der Morde öffentlich zu machen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Auch um weitere Morde zu verhindern, fordern wir eine restlose Aufklärung des Verbrechens. Die Verantwortlichen müssen vor Gericht gestellt werden. Bis dahin werden wir unsere Aktionen jeden Mittwoch fortsetzen. Denn ohne Gerechtigkeit kann es keinen Frieden geben.

Der 9. Januar ist für uns ein Kampftag gegen Sexismus, Militarismus, Rassismus und Ausbeutung. Der 9. Januar steht für uns für die beharrliche Forderung nach Freiheit und für weltweite Solidarität. Dieser Tag steht für uns dafür, alle Mauern und Grenzen, die das Patriarchat errichtet hat, zu überwinden und das herrschende System zu zertrümmern. Es ist ein Tag, an dem wir unsere Entschlossenheit für ein Leben in Freiheit und Gleichheit herausschreien und uns mit den wie Rosa, Sara, Rojbin und Ronahi weltweit gegen das patriarchale System kämpfenden Frauen verbünden. Ein Tag, an dem wir Rechenschaft von den Herrschenden verlangen und unser Wort geben, dass wir selbst mit unseren Aktionen dafür Sorge tragen werden, dass Gerechtigkeit widerfährt.

Der 9. Januar steht auch dafür, dass wir niemals vergessen werden!

Sara, Rojbin und Ronahi leben in unserem Kampf weiter.

Hoch die internationale Frauensolidarität! Jin Jiyan Azadi!

Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden