Die Kampagne „Peace in Kurdistan“ grüßt die PKK zum 36. Jahrestag ihrer Gründung

Seit dem 27. November 1978, an dem die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) formal gegründet wurde, gab es enorme Transformationen sowohl in der Organisation selbst als auch im politischen Kampf des kurdischen Volkes.

Die gegenwärtige Situation, in der die kurdische Frage zunehmend im Vordergrund der weltweiten Aufmerksamkeit steht, beruht zu keinem geringen Teil auf den jahrzehntelangen unablässigen Aktivitäten der Partei und ihrer bemerkenswerten Fähigkeit, auf veränderte Umstände zu reagieren. Insbesondere hat sie ihre ungeheure Fähigkeit bewiesen, KurdInnen in riesigem Maßstab zu mobilisieren und zu inspirieren, so dass sie nun auf Millionen AnhängerInnen sowohl in Nordkurdistan (Türkei) als auch in der kurdischen Diaspora Europas und anderswo zählen kann.

Im Laufe des vergangenen Jahres haben sich einige entscheidende Entwicklungen innerhalb Kurdistans, der Türkei und in der geamten Region abgespielt. Der kurdische Kampf hat eine internationale Dimension angenommen in einem Ausmaß, das einmalig ist, seitdem die KurdInnen des Irak durch Saddam Hussein aus ihren Gebieten vertrieben worden waren, nach den Aufständen, die dem ersten Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre folgten. Heute schaut die Welt mit Bewunderung auf die KurdInnen von Kobane, die einen unglaublichen Widerstand gegen die mörderischen Angriffe des IS (Islamischer Staat) leisten.

Noch größere Aufmerksamkeit erzeugt haben die befreiten kurdischen Gebiete Syriens, bekannt als Rojava, durch ihr Experiment einer demokratischen Selbstverwaltung, das praktisch einmalig im Mittleren Osten ist. Nach der Befreiung der drei Kantone von Rojava vor zwei Jahren haben die KurdInnen - unter der Führung der Partei der Demokratischen Union (PYD) und verteidigt von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) - ein demokratisches System aufgebaut, in dem es eine gleiche Repräsentation von Frauen und Männern in der Verwaltung gibt und an dem all die verschiedenen ethnischen Gemeinschaften gleichermaßen beteiligt sind. Diese säkulare Basisdemokratie wird nun als Vorbild für den gesamten Mittleren Osten gesehen.

Es muss betont werden, dass das Rojava-Modell starke Inspirationen aus dem Projekt der demokratischen Autonomie bezieht , welches seit langem von der PKK und ihrem Vorsitzenden Abdullah Öcalan vertreten wird. Trotz 15-jähriger Inhaftierung auf der Insel Imrali hat Öcalan es geschafft, konstruktive und innovative Ideen für eine friedliche politische Transformation zu formulieren.

Der Widerstand der KurdInnen in Kobane ist ein direktes Ergebnis der in Rojava erzielten Erfolge, von denen er ein Bestandteil ist. Doch Rojava selbst ist eine praktische Umsetzung der modernen demokratischen Ideen, die zuerst im Gefängnis von Imrali formuliert und dann breit von der kurdischen Bewegung diskutiert wurden, die ihre Inspiration von der PKK bezieht. Dies sollte nicht geleugnet werden.

Die PKK und Öcalan sind weiterhin bereit, eine konstruktive Rolle zu spielen als Partner beim Erzielen eines Durchbruchs im Friedensprozess mit der Türkei. Während das Jahr sich seinem Ende nähert scheint es, als ob konstruktive Schritte unternommen wurden, trotz der häufigen negativen öffentlichen Verlautbarungen der türkischen Führung, die in letzter Zeit versucht hat, die PKK mit dem IS gleichzusetzen. Glücklicherweise werden diese Beschuldigungen weitgehend als absurd und einfach opportunistisch betrachtet, denn die Türkei möchte das Rojava-Modell untergraben und die KurdInnen schwächen.

Dennoch hat die Türkei Freunde verloren aufgrund ihrer Machenschaften in Kobane und ihrer bestenfalls unklaren Position zum Kampf gegen den IS. Vor einigen Monaten erreichte Recep Tayyib Erdogan bei den Präsidentschaftswahlen des Landes einen beachtenswerten Sieg und die Herrschaft der AKP sah unerschütterlich aus. Heute, nach Monaten seltsamer öffentlicher Erklärungen seitens des neuen Präsidenten, und besonders wegen seiner Haltung zu Kobane und dem IS, sieht Erdogan viel verwundbarer aus. Er hat sich von einigen seiner engsten Verbündeten entfremdet und sieht ziemlich isoliert aus. Gleichzeitig schafften es die KurdInnen, mehr UnterstützerInnen zu gewinnen durch ihr äußerst mutiges Auftreten gegen den IS, der von fast allen als ernsthafte Bedrohung betrachtet wird. Auch die Rolle, die die YPG bei der Rettung der jesidischen Flüchtlinge im Sinjargebirge spielten, brachte der kurdischen Sache neue FreundInnen.

Im Lichte der bemerkenswerten Entwicklungen dieses Jahres ist die Zeit für westliche Regierungen in der Europäischen Union, einschließlich Großbritanniens sowie den USA, sicher günstig, mit einem grundsätzlichen Umdenken ihrer Politik bezüglich der KurdInnen zu beginnen, damit die legitimen Rechte des kurdischen Volkes anerkannt werden.
Ein großer Schritt vorwärts auf dem Weg zum Frieden wäre es, die PKK von der Verbotsliste der terroristischen Organisationen zu nehmen, damit sie als ein ebenbürtiger Partner mit der Türkei in zukünftigen Friedensgesprächen handeln kann. Die Argumente, die dagegen sprechen, überzeugen immer weniger Menschen. Es muss endlich klar werden, dass die PKK nicht verschwinden wird. Es ist Zeit, dass sie als authentischer Ausdruck des Wunsches des kurdischen Volkes nach Frieden und Gerechtigkeit gesehen wird. Dann wird ein wirklicher Durchbruch erreicht worden sein.

27. November 2014