14. August - Gedenktag an den Terroranschlag gegen die ezidischen Kurden

Gegen jegliche Art von Ausgrenzung, Anschlägen und Verleumdung - Für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit

Am 14. August 2007 explodierten in zwei Dörfer bei Sengal, ein Ort an dem mehrheitlich ezidische Kurden leben, zeitgleich mehrere mit Sprengstoff beladene LKW. Mehr als 500 Menschen wurden innerhalb einer Stunde getötet, darunter viele Kinder und Frauen. Die Zahl der Toten stieg schließlich auf 700. Hunderte Verletzte mussten in Zelten untergebracht werden, da es im umliegenden Krankenhaus an Platz fehlte.

Hinter dem feigen Anschlag wird bis heute u.a. der türkische Staat vermutet. Denn mit dem Herannahen des Zeitpunktes für das Referendum zur Kerkûk-Frage hatten sich damals auch die Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes in Südkurdistan (Nordirak) gesteigert. Bis heute gibt es jedoch keine Bekenner zu den Anschlägen. Die Strategie des türkischen Geheimdienstes MIT war und ist es, die Völker und Religionen Südkurdistans gegeneinander aufzubringen und sie dazu zu bringen, dass sie sich gegenseitig bekämpfen.

Es handelte sich definitiv um einen politischen Anschlag, mit dem die Region destabilisiert und die Widersprüche zwischen den Glaubensrichtungen vergrößert werden sollten. Die in der kurdischen Gesellschaft vorherrschende Denkstruktur sieht ein Zusammenleben mit allen vor. Deshalb kann man davon ausgehen, dass hinter den Anschlägen der Plan herrscht, konfessionelle und ethnische Widersprüche nach Kurdistan zu bringen. Dafür wurde das "schwächste" Glied, die ezidischen Kurden, ausgesucht. Die Angriffe sind auf Vernichtung und Vertreibung ausgelegt.

Islamistische Terroristen nahmen den Jahrestag des Massakers zum Anlass, den ezidischen Kurden in Südkurdistan (Nordirak) zu verdeutlichen, dass sie dort unerwünscht sind und dass man sie dort nicht in Ruhe leben lassen wird. Am Vortag des zweiten Jahrestages des verheerenden Terroranschlages, am 13. August 2009, sprengten sich zwei Terroristen in einem gut besuchten Café im Zentrum der Stadt Sengal in die Luft. Mindestens 18 Menschen fanden den Tod, 32 wurden verletzt.
Vor allem islamistische Terroristen aus dem Umfeld der Al Qaida sehen in den ezidischen Kurden die Gruppe, die es als Erstes auszurotten gilt. Der Kampf gegen die ezidischen Kurden sei ein "Heiliger Krieg" (Djihad), was letztendlich bedeutet, dass alle ezidischen Kurden, die nicht zum Islam übertreten, zu töten sind.

Bei den ezidischen Kurden handelt es sich um eine Gemeinschaft, die aus der neolithischen Epoche der kurdischen Gesellschaft hervorgegangen ist und damit die Quintessenz des Kurdentums repräsentiert. In diesem Sinne geht es um einen Angriff gegen die Quintessenz der Kurden. Die ezidischen Kurden waren immer Angriffsziel für die Mächte, die Kurdistan beherrschen wollten. Nur noch wenige tausende von ihnen sind übrig geblieben. Einige tausend leben in Sengal und in anderen Gebieten Kurdistans sowie im Ausland.

Im Gedenken an die Opfer des Genozides an den ezidischen Kurden und zum Zeichen der Geschwisterlichkeit der verschiedenen Religionsgruppen innerhalb der kurdischen Bevölkerung wird sich die Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland YEK-KOM mit ihren Mitgliedsvereinen an den stattfindenden Gedenkveranstaltungen beteiligen.

Des Weiteren rufen wir alle fortschrittlichen Organisationen, Vereine und Parteien auf, sich den ezidischen Kurden solidarisch zu zeigen und diesen Anschlag, welcher immer noch ungeklärt ist, mit uns auf das Schärfste zu verurteilen.

Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, vor allem die ezidisch-kurdische Bevölkerung, welche einer hohen Gefahr ausgesetzt ist, vor weiteren Anschlägen, Angriffen und Übergriffen zu schützen.

So wie kein Opfer jemals vergessen wird, werden auch die Täter nicht in Vergessenheit geraten.

YEK-KOM e.V.

Düsseldorf, 14. August 2013