An die Presse und die Öffentlichkeit

Am 9. Januar 2013 wurden drei wertvolle Genossinnen unserer Freiheitsbewegung im Kurdistan Informationsbüro in Paris heimtückisch ermordet. Unsere Genossinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Şaylemez sind als Revolutionärinnen des kurdischen Befreiungskampfes und als führende Persönlichkeiten der Frauenbewegung sowie der Jugendbewegung unsterblich. Dieser feindliche Angriff auf unsere Genossinnen stellt zugleich einen Angriff auf den Repräsentanten unseres Freiheitskampfes Abdullah Öcalan und unseren Frauenbefreiungskampfes dar. Es ist ein Angriff auf alle kämpfenden Frauen und auf alle Völker, die Widerstand leisten. In diesem Sinne verurteilen wir dieses Massaker nochmals mit Zorn und Wut.

Seit dieses Massaker verübt und bekannt wurde, haben verschiedene Kreise die unterschiedlichsten Einschätzungen und Bewertungen von sich gegeben. Zu allererst haben Repräsentanten des türkischen Staates, der türkische Premierminister und Regierungsvertreter in den türkischen Medien und der internationalen Presse eine Menge Erklärungen und Kommentare hierzu veröffentlicht. Aus unserer Sicht ist es signifikant, dass diese Erklärungen und Kommentare abgegeben wurden, ohne dass die genauen Einzelheiten dieses Verbrechens bekannt sind und sofort die kurdische Bewegung zur Zielscheibe von Anschuldigungen gemacht wurde. Es ist offensichtlich, dass Kommentare und Titelzeilen wie „interne Abrechnungen innerhalb der PKK“, „Mord aufgrund von finanziellen Angelegenheiten in der Organisation“, „Sakine Cansiz hatte Meinungsverschiedenheiten mit Öcalan und der Organisation“ u. ä. nicht dazu beitragen, das Verbrechen aufzuklären sondern vielmehr dazu dienen sollen, das Verbrechen zu vertuschen. Dass die PKK von Anfang an zur Zielscheibe erklärt wurde und bezüglich unserer ermordeten Freundinnen Verleumdungskampagnen gestartet wurden, ist ein offensichtlicher Versuch, die eigentlichen Mörder und schuldigen Kräfte zu decken.

Unsere Genossin Sakine Cansiz war mit ihrer Einstellung und ihrem entschlossenen Widerstand eine führende Revolutionärin, die in die Geschichte unseres Volkes und unserer Revolution eingegangen ist. Durch ihre Standpunkte und ihre Praxis bei der Gründung der Arbeiterpartei Kurdistans PKK und des Frauenbefreiungskampfes ist sie zu einer Symbolfigur geworden. Sie ist eine führende Revolutionärin, die mit ihrer Lebensfreude und großer Begeisterung jederzeit dem Freiheitskampf verbunden war. Auch ihre Verbundenheit mit Abdullah Öcalan war unbestreitbar, klar und offensichtlich. Jeglichen Angriff auf unsere Bewegung und die Führung dieser Bewegung beantwortete unsere Genossin Sakine immer und überall mit verstärktem Kampf. Die Ermordung unserer Genossin Sakine ist als ein Teil des Angriffkonzeptes herrschender Kräfte auf führende Kader unserer Bewegung durchgeführt worden.
Unsere Genossin Fidan Dogan war seit 13 Jahren als eine unerbittliche Kämpferin unserer Bewegung und des Frauenbefreiungskampfes aktiv. Sie hat unsere Freiheitsphilosophie und Politik vor allem in der internationalen Arena und auf wichtigen Plattformen erfolgreich vertreten. Sie hat nicht nur über den legitimen Kampf des kurdischen Volkes berichtet, sondern zugleich auch viele FreundInnen und UnterstützerInnen aus verschiedenen Kreisen und von unterschiedlichen Völkern für unseren Kampf gewinnen können. Dass bei der Demonstration zur Verurteilung des Massakers in Paris am 12.01.2013 mit über Hunderttausend TeilnehmerInnen, auch Hunderte Menschen verschiedener Herkunft ihren Schmerz und ihre Wut mit uns teilten, ist das Ergebnis ihrer Arbeit. Durch Fidan Dogan sind diese Menschen zu FreundInnen des kurdischen Volkes und zu UnterstützerInnen des legitimen Kampf des kurdischen Volkes geworden. Mit ihrer Haltung hat unserer Genossin Fidan eine Brücke der Freundschaft zwischen den Völkern aufgebaut.

Unsere Genossin Leyla Şaylemaz hat sich als eine unbeugsame Kämpferin am Kampf der kurdischen Jugendbewegung beteiligt. Durch ihre Begeisterung, Freude und Überzeugung ist sie zu einer Vorkämpferin für viele junge kurdische Frauen geworden.

Die Tradition der Frauenbefreiung, die unsere Genossin Sakine Cansiz repräsentiert, hat unsere Genossin Fidan fortgesetzt und ist mit unserer Genossin Leyla in die Gegenwart und Zukunft getragen worden. Sie sind zu einem Symbol für den Freiheitskampf und die entschlossene Haltung von kurdischen Frauen aus drei Generationen geworden.

Es ist offensichtlich, dass sich dieses Massaker gegen das Herz und das Gehirn des kurdischen Befreiungskampfes, gegen die Linie und die Ideologie unseres Frauenbefreiungskampfes richtet. Daher dienen alle Spekulationen und Verunglimpfungen, die bezüglich dieses Massakers angestellt wurden, demselben Zweck. Jedoch werden all diese Verunglimpfungen und Manipulationen ihr Ziel nicht erreichen. Die Kämpfe unserer Genossinnen Sakine, Fidan und Leyla leben im Kampf für die Frauenbefreiung weiter. Wie wir es unseren Genossinnen versprochen haben, werden wir an unserem Kampf festhalten und den Repräsentanten des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, und unser Volk befreien. Kein Angriff und keine Verleumdung können uns daran hindern, auf unserem Weg zur Freiheit voranzuschreiten.

Dieses Verbrechen richtet sich nicht nur gegen das kurdische Volk, sondern gegen die gesamte Menschlichkeit. Deshalb rufen wir alle DemokratInnen, fortschrittlichen Menschen und VerfechterInnen der Frauenfreiheit auf, angesichts der Hetze und der Verleumdungskampagnen nicht zu schweigen.
Mit großer Wut verurteilen wir nochmals dieses politische Massaker.

Kurdische Frauenbewegung in Europa, 13/01/2013