Anerkennung der kurdischen Identität

Alle unten genannten Organisationen sind vor wenigen Monaten übereingekommen, dass sie sich in diesem Jahr verstärkt für die Anerkennung der Kurdischen Identität in Deutschland einsetzen werden. Die Kampagne startet am 1. August und nimmt die Forderungen der Berliner Erklärung, die auf der YEK-KOM-Konferenz vom September 2009 verabschiedet wurde, zur Grundlage. Ziel ist es, eine Gleichstellung der in Deutschland lebenden KurdInnen mit anderen Migrantengruppen herzustellen.

Nach über 50-jähriger Migration leben nun fast eine Million KurdInnen in Deutschland, die als ArbeitsmigrantInnen oder als politische Flüchtlinge aus der Türkei, dem Iran, Irak und Syrien gekommen oder geflohen sind. Eine der größten MigrantInnengruppen ist bis heute nicht als eigenständige MigrantInnengruppe anerkannt, da sie in der Regel den Staaten zugeordnet werden, aus denen sie geflohen waren. Dadurch werden ihnen fundamentalen Rechte, wie Teilhabe an spezifischen Integrationsmaßnahmen u.v.m., verwehrt.

Am 07.11.1991 konstatierte der Auswärtige Ausschuss, dass „in der Bundesrepublik eine große Gruppe von Kurden lebt und auch ihnen die Möglichkeit zur Bewahrung und Entfaltung ihrer kulturellen Identität gegeben werden“ solle (BT-Drucksache: 12/1362)
Die Tatsache, dass seit 1993 aufgrund politischer Erwägungen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verboten wurde, führt dazu, dass ein großer Teil der kurdischen MigrantInnen und insbesondere ihre Selbstorganisationen kriminalisiert, stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Es ist dringlicher denn je, diesen Umstand zu ändern.

Wir sind der Auffassung, dass ein grundlegender Paradigmenwechsel notwendig ist. Dazu gehören insbesondere:
1. Die Anerkennung der kurdischen MigrantInnen als eigenständige MigrantInnengruppe und Gleichstellung mit den anderen MigrantInnengruppen;
2. Um sowohl die Integration der Kurden in die deutsche Gesellschaft zu fördern als auch die Lösung der kurdischen Frage in der Türkei zu unterstützen, sind die Aufhebung des PKK-Verbots und damit zusammenhängende Betätigungsverbote kurdischer Organisationen sowie die Beendigung der Repressionsmaßnahmen unerlässlich;
3. Förderung von Beratungs- und Betreuungsprojekten sowie Herausgabe von Informationsmaterialien in kurdischer Sprache insbesondere für Kurdinnen;
4. Ausweitung des Muttersprachenunterrichts in Kurdisch auf alle Bundesländer
5. Die Zulassung kurdischer Namen, auch wenn diese von den Behörden der Herkunftsländer nicht anerkannt werden;
6. Gleichbehandlung der KurdInnen bei fremdsprachigen Sendungen durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk;
7. Anerkennung des Newroz-Festes als Feiertag in Anlehnung an den Beschluss der Generalversammlung der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) vom 23. Februar 2010;
8. Aufnahme aller kurdischen Vertretungen in den Bundesbeirat für Integration;
9. Förderung der Selbsthilfe sowie der Herausgabe von politischen und kulturellen Informationen in kurdischer Muttersprache;
10. Beendigung der Abschiebepolitik gegenüber Kurdinnen und Kurden sowie Aufhebung der Praxis des Widerrufs von anerkanntem Asylstatus;
11. Verstärkter Einsatz der Bundesregierung für die friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage
12. KurdInnen gehören verschiedenen Religionsgemeinschaften an. Sie sind Christen, Yeziden, Aleviten oder Moslems, weshalb wir die Einbeziehung aller in die Arbeitskreise zum Dialog der Religionen fordern;

Die Organisationen sind der Auffassung, dass diese Forderungen einen wichtigen Schritt für die überfällige Integration eines nicht unwesentlichen Teils unserer Bevölkerung darstellen. Wir sind der Überzeugung, dass auf diese Weise gemeinsam eine friedliche, gleichberechtigte und demokratische Zukunft gestaltet werden kann.

In diesem Sinne bitten wir Sie, die Kampagne für die Anerkennung der kurdischen Identität in Deutschland zu unterstützen.

YEK-KOM e.V. - Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland, ATIF - Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland e.V. , AGIF - Föderation der Arbeiterimmigrant /innen in Deutschland e.V., Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V., Kurdisches Institut in Deutschland, FEK – Föderation Yezidischer Kurden e.V., CÎK - Föderation der Kurdischen Muslimischen Gemeinschaften in Europa e.V, FEDA - Föderation der Demokratischen Alewiten e.V., KURD-AKAD - Netzwerk Kurdischer AkademikerInnen e.V., TÜDAY - Menschenrechtsverein Türkei/Deutschland e. V., YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan e. V., Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland und europ. Sektionen/ZAVD, YEKMAL e.V. - Kurdischer Elternverein, Der Europäische Friedensrat Türkei/Kurdistan, Kurdische Gemeinde zu Berlin-Brandenburg e.V., YMK – Verein der Kurdischen Lehrer in Europa e.V.

Düsseldorf, 13. Juli 2011