Wir dokumentieren den Aufruf des Präsidiums des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) und des Präsidiums des KONGRA-GEL (Volkskongress Kurdistan) zum Waffenstillstand während der Ramadan-Festtage

An die Presse und Öffentlichkeit

Der türkische Staat und die AKP Regierung sind dazu bestrebt, statt der demokratischen Lösung der kurdischen Frage ihre Vernichtungs- und Verleugnungspolitik auf eine neue Ebene zu tragen. Gegenüber den Anstrengungen und Aufrufen unsers Vorsitzenden, unserer Bewegung und unseres Volkes für eine demokratische Lösung hat es bis zum heutigen Tag keinerlei ernste und konsequente Reaktion gegeben. Auf dem letzten Staatsgipfel wurde die kurdische Frage nicht als ein Problem der Sprache, der Kultur, der Bildung eines Volkes, nicht als ein politisches und nationales Problem der Bevölkerung deklariert, sondern zum Terror- und Wirtschaftsproblem degradiert. Die Beschlüsse bezüglich der Zerstörung unserer Freiheitsbewegung im Sinne dieser Definition zeigen erneut, dass die offizielle Staatspolitik der Türkei weiterhin aus Verleugnung und Vernichtung bestehen wird. Vor allem die letzte Ansprache des Generalstabschef, in der er von einem totalen Krieg spricht, verdeutlicht eine Situation, die auf gefährliche Weise die Ausweglosigkeit vertiefen wird und aus diesem Grund genauestens beobachtet werden muss.

Unser Volk, unsere Bewegung und unsere Volksverteidigungskräfte müssen sich auf jegliche möglichen Entwicklungen gefasst machen, sich auf beste Weise gegen mögliche Angriffe verteidigen und die Unvermeidlichkeit des Wegs der demokratischen Lösung erneut vor Augen führen. In diesem Kontext ist diese neue Phase Anwärter für eine historische Phase, in der sehr wichtige und große Entwicklungen stattfinden können. Unser gesamtes Volk und all unsere Kräfte müssen sich dementsprechend vorbereiten.

Die Tatsache, dass die Militäroperationen auch während des für die islamische Welt heiligen Fastenmonats Ramadan fortgesetzt werden, dass das Mandat für grenzüberschreitende Operationen für ein weiteres Jahr verlängert werden soll zeigt, dass geplant wird, die Zahl der Operationen gegen die Guerilla-Einheiten zu erhöhen. Es liegt auf der Hand, dass die Umsetzung solch einer Politik zu noch mehr bewaffneten Auseinandersetzungen, noch mehr Toten und noch mehr Blutvergießen mit sich bringen wird. Jeder Verlust eines Menschenleben heißt aus Sicht unserer Gesellschaft großes Leid und Tränen. Die seit Jahren wiederholten und aus Sicht der Lösung des Problems keinerlei Ergebnis liefernden militärischen und psychologischen Operationen werden außer den nationalen und internationalen Mächten, die von dieser Atmosphäre des Kriegs und der Konflikte profitieren, niemanden einen Nutzen bringen.

Diese Gesamtsituation vor Augen haltend möchten wir in diesen Tagen vor dem Ramadan-Fest entgegen der Politik des Blutvergießens derjenigen, die am meisten von den Prinzipien des Islam sprechen, als Beitrag zum Kampf unseres Volks um Freiheit, Demokratie und Frieden und als Botschaft des guten Willens an einige Kreise erklären, dass wir während dem Ramadan-Fest höchste Achtung darauf geben werden, dass kein Blut vergossen wird und kein Schmerz in das Herz einer Mutter fällt. Damit wenigstens während diesem Fest, das aus Sicht des kurdischen und des türkischen Volks gleicherweise heilig ist, zu keinen bewaffneten Auseinandersetzungen kommt, werden wir besondere Anstrengungen unternehmen.

In diesem Zusammenhang rufen wir das Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte (HPG) sowie alle Volksverteidigungskräfte dazu auf, während der Festtage keinerlei bewaffneten Aktionen durchzuführen und auf unsere Forderung positiv zu antworten. Wir sind der Meinung, das solch eine Haltung angebracht und richtig ist. Wir sind uns darüber bewusst, dass hierzu eine große Opferbereitschaft notwendig ist. Da wir jedoch zugleich auch denken, dass dies die beste Botschaft zum Ramadan-Fest für das türkische und das kurdische Volk sein wird, sollte diese Opferbereitschaft auch an den Tag gelegt werden. Wir rufen vor allem die AKP-Regierung, die am meisten von den Werten des Islam redet, und die türkische Armee dazu auf, wenigstens in dem von uns genannten Zeitraum die Militäroperationen zu stoppen. Egal, wie auf unseren Aufruf geantwortet werden soll; als Bewegung glauben wir daran, dass HPG unserem Aufruf folgen wird und unterstreichen erneut, dass wir als Freiheitsbewegung Kurdistans auf einer demokratischen Lösung im Sinne der Völkerverständigung sowie gleicher und freier Einheit beharren werden.

Wir werden bis zum Schluss gegen Auffassungen, die entgegen Geschwisterlichkeit auf Sklaventum und entgegen Frieden auf Gewalt beharren, Widerstand leisten und mit der Entschlossenheit des Sieges des Freiheitskampfs jegliche Vorbereitungen treffen, um dieser neuen Phase kraftvoll entgegenzukommen. Jeder soll sich darüber bewusst sein, dass die Entschlossenheit des 10. Kongress der PKK diese neue Phase bestimmen wird. In diesem Sinne möchten wir noch einmal unterstreichen, dass jegliche Kräfte, die für eine demokratische Lösung und Frieden sind, ihren Aufgaben gerecht werden müssen, damit auf diese positiven Botschaften von uns entsprechende Reaktionen folgen können.

In diesem Rahmen wünschen wir der gesamten islamischen Welt, vor allem dem kurdischen Volk ein frohes Ramadan-Fest und hoffen, dass es zum Anlass für Frieden, Geschwisterlichkeit und Behagen wird.

Präsidium des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans)
Präsidium des KONGRA-GEL (Volkskongress Kurdistan)
29. September 2008