Setzen wir uns gemeinsam für das Leben von Sirwe Muhammedi ein

Von der Frauen- und Menschenrechtlerin Sirwe (Xefur) Muhammedi fehlt seit dem 14. August 2008, 06:10 Uhr Ortszeit, nach dem Verlassen ihrer Wohnung jegliche Spur. Fünf Monate vor ihrem Verschwinden hatten zwei iranische Sicherheitskräfte Sirwe in ihrem Geschäft in Mahabad aufgesucht und bedroht. Aufgefallen war sie durch ihre aktive kritische Haltung gegenüber dem Regime bezüglich der Frauenrechtenssituation. Alle Interventionen ihrer Familie bei den iranischen Institutionen blieben bislang erfolglos. Der iranische Geheimdienst İtlaat behauptet über den Verbleib von Muhammedi nichts zu wissen.

Es ist bekannt, dass der Iran kein demokratisches Land ist. Im Iran wird die Todesstrafe vollzogen. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2008 wurden im Iran 220 Menschen hingerichtet, zumeist in öffentlichen Schauveranstaltungen. Werte wie Menschenrechte, Demokratie, Frauenrechte und Meinungsfreiheit bleiben ungeachtet. Vielmehr gelten in diesem Land die Scharia-Gesetze mit denen jede Opposition mit rechtswidrigen Mitteln und Methoden zerschlagen wird.

Die rechtliche Situation von Frauen in Ländern, die von Scharia geführt werden, ist besonders schlecht. Scharia-Gesetze sind sehr patriarchal und folglich frauenfeindlich. Je mehr Aufmerksamkeit und Druck von der Öffentlichkeit ausgeübt wird, desto wahrscheinlicher ist es, das das Leben von Menschen wie Frau Muhammedi geschützt oder gerettet werden kann.

In den letzten Jahren sind die Repressionen gegen Frauenrechtlerinnen im Iran ersichtlich gestiegen. Dies ist auch aus Berichten verschiedener Menschenrechtsorganisationen wie z.B. von amnesty international ersichtlich. Tatsache ist, dass viele Frauen in iranischen Gefängnissen unter besonders schweren Haftbedingungen gehalten werden. Allein in den letzten Monaten wurden vier Frauenrechtlerinnen (Zeyneb Bayezidi, Hana Abdi, Hebibulla Letifi und Ronak Safazade) festgenommen. Während Zeyneb Bayezidi zu vier Jahren Gefängnisstrafe verurteilt wurde, erhielt Hana Abdi fünf Jahre. Die Studentin Hebibulla Letifi wurde am 12. August 2008 von dem Revolutionsgericht in Sine zur Todesstrafe verurteilt. Die inhaftierte Ronak Safazade, eine Aktivisten des örtlichen kurdischen Frauenvereins ´Azarmehr`, befindet sich seit dem 13. August im Hungerstreik, um gegen Folter sowie die Todesstrafe zu protestieren.

Das Recht auf Meinungsäußerung und Organisierung wird den Frauen im Iran vorenthalten. Viele Mitglieder der Frauenrechtseinrichtung ´Gleichstellungskampagne`, die die bestehenden diskriminierenden Gesetzte im Iran anprangern und kritisieren, wurden festgenommen.

Hier einige Beispiele:

- Am 4. März 2007 wurden 33 Frauen während einer friedlichen Aktion festgenommen.

- Am 8. März 2008wurde eine Kundgebung zum Internationalen Frauentag von iranischen Sicherheitskräften brutal aufgelöst und zahlreiche Frauen festgenommen.

- Im April 2008 wurden fünf Frauen festgenommen weil sie für die Gleichstellung von Männern und Frauen Unterschriften sammelten. 13 Tagen nach der Festnahme wurde gegen diese ein Verfahren mit der Begründung eingeleitet, sie würden ´Staatsfeindliche Aktivitäten` durchführen.

- Am 11. Juli 2008 wurde der Mann Emir Yakub Ali, welcher für eine Frauenorganisation arbeitete, während des Sammelns von Unterschriften festgenommen.

- Am 12. August 2008 wurden Nasim Sarabandi und Fatma Dehdasti zu 6 Jahren Gefängnisstrafe und 2 Jahren Arbeitsstrafe verurteilt. Ihren wurde vorgeworfen, sie hätten eine Unterschriftenkampagne organisiert.

Das Kurdische Frauenbüro für Frieden - Cenî - e.V. wird in den kommenden Tagen eine Unterschriftenaktion mit der Forderung, den Verbleib von Sirwe Muhammedi aufzuklären, initiieren. Über MitinitiatorInnen würden wir uns sehr freuen. Falls Sie als Frauen- und/oder Menschenrechtsorganisation Interesse haben, diese Unterschriftenkampagne mit uns gemeinsam zu gestalten und durchzuführen, können Sie sich bis zum 10. September 2008 bei uns melden.

Wir appellieren an alle Frauenorganisationen und Menschenrechtsorganisationen, sich für das Leben der Frauen im Iran einzusetzen. Gemeinsam können wir dieses unmenschliche Vorgehen verhindern und Stoppen.

Speziell rufen wir Sie auf, Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, um zur Aufklärung des Verbleibs der Frauenrechtlerin Sirwe Muhammedi mit beizutragen.

Das Unternehmen jeder/s Einzelnen wird zum Erfolg beitragen. Für alle, die persönlich etwas dazu beitragen möchten ist folgendes möglich:

Schreiben Sie Briefe, die die Aufklärung der Frauenrechtlerin Sirwe Muhemmedi fordert an:

Den Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadinejad (korrekte Anrede: Your Excellency)

President der Islamischen Republik Iran
The Presidency
Palestine Avenue, Azerbaijan Intersection
Tehran / IRAN
E-mail: dr.ahmadinejad@president.ir oder über www.president.ir/email/

Schicken Sie bitte eine Kopie des Schreibens an:

Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Mohammad Mehdi Akhondzadeh Basti
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel.: 030 84 35 30
Fax: 030 843535 / 030 8435 3139

Email: iran.botschaft@t-online.de

Rufen Sie bitte ihre Mitglieder dazu auf, sich ebenfalls an dieser Briefkampagne in Form einer „Urgent Action“ zu beteiligen.

Leiten Sie bitte dieses Schreiben ihren Email Kontakten weiter.

Vielen Dank im Voraus an alle, die sich für das Leben von Frau Muhammedi eingesetzen.

Kurdisches Frauenbüro für Frieden - Cenî -

Düsseldorf, 03.09. 2008