An die Presse und der Öffentlichkeit

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan kennt keine Grenzen
wenn es darum geht, die Kurden anzugreifen

So machte er in seiner Rede, die er auf der 44. „Münchner Sicherheitskonferenz“ hielt, erneut die Kurden und ihre Einrichtungen zur Zielscheibe. Betroffen von seinen Attacken war diesmal auch der kurdische Rote Halbmond (Hevya Sor a Kurdistanê), eine von Kurden gegründete Hilfsorganisation, die Menschen unterstützt, die durch den türkischen Staat geschädigt wurden oder ihr Land verlassen mussten. Erdoğan begab sich bei seinen Angriffen in die Rolle des Opfers.

Erdoğan behauptete, Heyva Sor würde jährlich 5 Millionen Euro sammeln und an die PKK weiterleiten. Hierbei handelt es sich um einen ungeheuren durch nichts begründeten Vorwurf. Ein mehrere Jahre zurückliegendes Verfahren mit ähnlichen Beschuldigungen gegen unsere Organisation vor einem deutschen Gericht hat eindeutig ergeben, dass derartige Beschuldigungen in keiner Weise haltbar und zutreffend sind.

Die Aufgabe von Heyva Sor besteht darin, diejenigen Menschen zu unterstützen, die durch Polizei- und Sicherheitskräfte des türkischen Staates gefoltert und durch die Unterdrückungspolitik der türkischen Regierung zu Opfern, deren Dörfer verbrannt und zerstört wurden, die zur Flucht gezwungen wurden, die Leid und Hunger erleiden mussten. Offenbar ist in den Augen von Erdogan jemand, der den Kurden helfen will, ein Feind des Staates, der Verfolgung verdient. Eine solche Verhaltensweise wundert uns nicht.

Seit 9 Jahren bringen Kurden unermüdlich ihren Wunsch nach einem gemeinsamen Leben auf der Grundlage von Frieden, Demokratie, Freiheit und Geschwisterlichkeit zur Sprache. Alle Bestrebungen in dieser Richtung werden ignoriert. Auf der „Sicherheits“konferenz, die unter dem Motto des Dialogs stand, wurde ausgerechnet dem türkischen Ministerpräsident das Forum gegeben, eine antikurdische Stimmung zu verbreiten und die Angriffe auf Kurden und ihre Organisationen zu rechtfertigen.
Uns verletzten aber weniger die Worte Erdoğans – sie sind uns vertraut -, sondern vielmehr das Schweigen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Wir fragen: Teilen sie diese menschenverachtende Politik?

Heyva Sor a Kurdistanê ist eine humanitäre Einrichtung, die mit hunderten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Tausenden Mitgliedern arbeitet. Ihre Aktivitäten sind der Öffentlichkeit jederzeit zugänglich. Sie informiert in regelmäßigen Zeitabständen über ihre Arbeit und Projekte. Sie steht mit internationalen humanitären und Hilfsorganisationen wie UNHCH, der Weltgesundheitsorganisation WHO und UNICEF auf der Grundlage der Solidarität in Beziehung und Zusammenarbeit.

Was ist von einem Ministerpräsidenten zu erwarten, der alle friedlichen und demokratischen Bestrebungen ignoriert und eine rassistisch-chauvinistische Politik unter dem Deckmantel der Religion auf seine Fahnen schreibt? Wir verurteilen diese unethische und unverantwortliche Äußerung des türkischen Ministerpräsidenten gegen unsere Einrichtung aufs Schärfste und rufen die demokratische Öffentlichkeit, humanitäre Einrichtungen und Organisationen dazu auf, gegen diese Angriffe zu protestieren


Heyva Sor a Kurdistan
Februar 2008